Rupieper, Heinrich

Pfarrer verbrachte Jahre der NS-Zeit hinter Gittern und Stacheldraht

1899 in Wanne-Eickel bis 1964 in Köln; Priester. – Da er eigentlich Franziskanerpater werden wollte, lebte er anderthalb Jahre in Dorstener Franziskanerkloster. Als er sich dann anders entschied und Weltpriester wurde, feierte er 1926 in der Dorstener Pfarrkirche seinen ersten Messopfer. Den Machthabern im Dritten Reich stand Heinrich Rupieper kritisch gegenüber, woraus er kein Hehl machte. Da sein priesterlicher Schwerpunkt die Arbeit mit Jugendlichen war, was den Behörden besonders negativ auffiel, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen ihm und der Partei. Ihm wurde auch vorgeworfen, er hätte gesagt, dass der NS-Chefideologe Reichsleiter Rosenberg jüdischer Abstammung sei. Deshalb wurde er 1934 vom Sondergericht Dortmund wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz verurteilt; die Strafe fiel aber unter das Amnestiegesetz vom 7. August 1934. Nachdem 1935 in Kirchhundem ein NS-Mann von einem alkoholiserten Mann aus der Gemeinde erstochen worden war, beschuldigte man den Vikar Rupieper, mit seinen politischen Predigten den geistigen Nährboden für die Tat vorbereitet zu haben. Das führte zu den Inschutzhaftnahmen des Geistlichen. Das Sondergericht Dortmund verurteilte Rupieper am 13. Dezember 1935 zu vier Jahren Haft.

Amerikanische Truppen befreiten Heinrich Rupieper 1945 in Dachau

Totenzettel von 1964

Totenzettel von 1964

Finanzielle Unregelmäßigkeiten waren der Anlass für einen weiteren Prozess, in dem Rupieper im Dezember 1936 durch das Landgericht Paderborn unter Anrechnung der vierjährigen Haftstrafe zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Bis 1937 war er im Zuchthaus Werl, dann im Emslandlager Börgermoor und am 1938 im Schutzhaftlager Esterwegen, von 1939 bis 1942 im KZ-Lager Neuengamme und danach im KZ Dachau. Dort wurde er am 29. April 1945 durch amerikanische Truppen befreit. Bei seiner Befreiung wog er gerade noch 40 Kilogramm..1946 übernahm Heinrich Rupieper die Pfarrvikarstelle in Oberschledorn, wo er 1955 in den Ruhestand ging. Als Emeritus half er dann in der Gemeinde St. Elisabeth in Köln-Höhenberg aus. Dort starb er 1964 im Alter von 65 Jahren.

Erstes Messopfer in der Dorstener St. Agathakirche

Heinrich Rupieper wollte eigentlich Franziskaner werden, war Novize im Warendorfer Franziskanerkloster und anderthalb Jahre bei den Dorstener Franziskanern. Da er aber keinen Beruf für den Ordensstand hatte, entschied er sich, Weltpriester zu werden. Die Kirchenbehörden in Münster machten dem Dorstener deshalb Schwierigkeiten. Daher wandte er sich an das Bistum Paderborn, das ihn als Priester aufnahm. Nach seiner Weihe im Dom von Paderborn feierte er sein erstes Messopfer in der Dorstener Agathakirche. Pfarrer, Kapläne und die Gemeinde seiner Geburtsstadt richteten dem Primizianten die Primizfeier so aus, wie es im Bistum Paderborn Brauch war. Eine Prozession holte ihn zur Kirche ab. Nach Brauch in Paderborn trug der 27-jährige Neupriester ein Kränzchen auf dem Kopf und eine hielt in der Hand eine Kerze. Beim Hochamt in der Kirche assistierte Agathapfarrer Ludwig Heming dem Primizianten. Darüber schrieb Heming am 15. August 1926 in seine Chronik:

„Ich assistierte beim Hochamt und musste verschiedentlich dem Primizianten das Kränzchen auf und absetzen, bis ich es schließlich beim letzten Evangelium glücklich entzwei hatte.  Während des Hochamts hielt ich die Festpredigt. Nach Beendigung der Feier wurde der Primiziant von der Fahnendeputation, von Engelchen und der Geistlichkeit zur Pastorat geleitet. Nachmittags 3 Uhr war feierliche Levitenvesper, die der Neupriester hielt. Danach teilte er den Primizsegen aus. Zum Mittagessen war ich selbstverständlich eingeladen; auch war ein Vertreter des Franziskanerklosters anwesend.“


Quellen:
Ulrich von Hehl „Priester unter Hitlers Terror“, Bd. II 1996. – Agatha-Chronik (unveröffentlicht) von Pfarrer Ludwig Heming.

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