Rive, Familie

Durch Kinderreichtum zu einer führenden Familie geworden

Name und Familie Rive (Ryve) waren sehr früh und am dichtesten im Raum Hellweg in Westfalen entlang der Lippe verbreitet. Dabei lassen sich zwei getrennte Familiengruppen unterscheiden, von denen die eine im östlichen Hellwegraum um Lippstadt und Werl beheimatet ist; während die andere Gruppe seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Recklinghausen ihren Stammsitz hatte. Der Stammbaum dieser Familie beginnt mit dem Recklinghäuser Bürgermeister Caesarius de Rype (geboren um 1370). Die Rives waren Bürgermeister, Ratsschöffen, Zunftmeister, Zolleinnehmer und  Kaufleute.

Landbesitzer und Rektor in Recklinghausen

Familienwappen RiveDer erste Rive mit Dorstener Bezug war Johann, Sohn des Johann Ryve (um 1525 bis etwa 1599), der in Recklinghausen u. a. Landbesitzer und Rektor des Heilig-Geist-Spitals war. Sein Sohn Johann (um 1550/55 in Recklinghausen bis 1616 in Dorsten) war in Dorsten Goldschmied und als solcher 1576 als Meister urkundlich erwähnt. In erster Ehe war er um 1576 mit der Recklinghäuserin Catharina Kremer verheiratet (um 1555 in Recklinghausen bis etwa 1581 in Dorsten); die Ehe blieb kinderlos. In zweiter Ehe war er vermählt mit der Dorstenerin Sophia Bierboem. Auch diese Ehe blieb vermutlich kinderlos. Erst später siedelte sich in den 1680er-Jahren mit Johannes Rive (1652 in Horneburg bis 1731 in Dorsten) ein Zweig der Familie in Dorsten an und begründete die Dorstener äußerst kinderreichen Rive-Familien. Damit begann ein neuer Abschnitt in der Familiengeschichte.

Bürgermeister und Armenprovisor in Dorsten

Johannes Rive studierte Rechtswissenschaft in Köln, promovierte, wurde Advocatus Fisci und Assessor am kurfürstl.-kölnischen Hohen Gericht in Dorsten. Von 1688 bis 1694 und von 1704 bis 1712 war er zweiter Bürgermeister in Dorsten, von 1712 bis 1731 erster Bürgermeister, dann Armenprovisor. Er besaß das Haus Markt Nr. 6, die Gastwirtschaft  „Zum Löwen“, die er von seinem Schwiegervater Heinrich Deitermann übernahm. 1728 kaufte er den Fronhof bei Dorsten vom Stift Xanten. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, die Richter, Kaufleute, Nonnen und Priester wurden. Dem Horneburger Familienstamm angehörig, begründete er den älteren Dorstener Unterstamm. Bedingt durch Kinderreichtum stiegen die Rive-Familien durch Verehelichungen rasch zu einer der führenden Familien in Dorsten auf. Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte schon keine Ehe mehr geschlossen werden, die nicht wegen Blutschande des kirchlichen Dispenses bedurft hätte. Mehrfach wurden Versippungen mit den Altdorstener Familien de Weldige-Cremer, Reckmann, Wesener, Cremer, Jungeblodt und von Wieck eingegangen, mit denen man zum Teil schon versippt war. Dieser geschlossene Hochzeitskreis ließ kaum eine namhafte Dorstener Familie unberührt.

Im engen Hochzeitkreis immer wieder inzestuöse Ehen

Etliche Ehen wurden wegen Inzest annulliert. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts löste sich dieser enge Hochzeitskreis unter den Altdorstener Familien auf. Heute gibt es in Dorsten zwar keine Rives mehr, aber noch die von Ignaz Rive gegründete Rive-Familienstiftung. Rive-Familien sind noch im Rheinland, in Freiburg und in den Niederlanden zu finden. Ein Sohn des Dorsteners Joseph Anton Rive, Friedrich Rive (1786 bis 1866), begründete die österreichische Linie, meist Militärs, und erhielt das erbliche Adelsprädikat „Rive von Westen“. Diese Familie erlosch Anfang des 19. Jahrhunderts in Graz und im ungarischen Hermannstadt (heute Rumänien). Das Heiraten innerhalb der Blutsverwandten war in der Familie Rive – wie in anderen Dorstener patrizischen Familien – keine Seltenheit, wie einige Beispiele zeigen: Maria Susanna, die Tochter von Wilhelm Rive, heiratete 1794 mit Dispens Adolf von Wieck, einen Blutsverwandten 2. Grades. – Wilhelm Rive heiratete 1808 seine Blutsverwandte 4. bzw. 3. Grades, Mechthild Wehling, und benötigte dazu einen Dispens. – Maria Catharina Rive heiratete mit Dispens in zweiter Ehe 1779 Bernhard Gahlen, einen Blutsverwandten 3. Grades. – Bernhard Rive benötigte einen Dispens, weil er 1788 die Blutsverwandte 3. und 4. Grades, Carolina Reckmann, heiratete.

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