Rehm, Prof. Ulrich

Gestik – ein selbstständiges Mittel der Bilderzählung

Geboren 1964 in Dorsten, Kunstwissenschaftler. – Er studierte von 1983 bis 1985 in Köln und bis 1990 in München Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie, habilitierte sich 2001 mit der Arbeit „Stumme Sprache der Bilder. Gestik als Mittel neuzeitlicher Bilderzählung“ und ist seit 2007 Professor an der Ruhr-Universität Bochum.

Lehrauftrag an der Universität Passau (Bayern)

Ulrich RehmNach dem Magister-Abschluss des Studiums 1990 in München wurde er 1994 mit der Dissertation „Bebilderte Vaterunser-Erklärungen des Mittelalters“ promoviert. Seit 1990 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Kunstgeschichte München in der Redaktion des „Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte“ und nahm 1994 einen Lehrauftrag an der Universität Passau wahr. 1994/95 war er als Wissenschaftlicher Volontär am Bayerischen Nationalmuseum und wechselte 1995 als Wissenschaftlicher Assistent an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität nach Bonn, wo er sich habilitierte. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Privat- und Hochschuldozent an der Universität Bonn und Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg folgte er 2007 dem Ruf an die Ruhr-Universität Bochum. Seine Schwerpunkte sind Bildkünste des Mittelalters und der Frührenaissance, Buchmalerei, Kunsttheorie und Geschichte der Kunstgeschichte (Methoden und Institutionen).

Rezension in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Poetologie des Bildes“

Titelseite "Botticelli"Andreas Strobl wirbt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) am 11. Juni 2003 kurz aber energisch für Ulrich Rehms „Poetologie des Bildes“, die seiner Ansicht nach ihr Licht ein wenig unter den Scheffel stellt. Denn Rehm biete keinesfalls nur eine „methodologische Basis der Interpretation angewandter Gestik“, sondern auch einen durchaus reichhaltigen geschichtlichen Überblick zum Thema. Anders gesagt: In dem Buch steht nicht nur, wie man herangehen sollte, um zu verstehen, warum sich ein gehauener oder gemalter Adam die Hände vors Gesicht schlägt, es liefert auch viele beispielhafte Deutungen, darunter „eine neue Lesart zentraler Werke der Renaissance“. Denn keinesfalls – diese Erkenntnis rechnet Strobl dem Autor hoch an – ist die Umsetzung von Bildern in Sprache eine gerade Straße; wie bei allen Übersetzungen gebe es Varianten. Bescheidenheit ist eine Zier, denkt der Rezensent – und schiebt diese Studie ins Rampenlicht. – Gerald Schröder schreibt zu Ulrich Rehms „Stumme Sprache der Bilder“:

„Man braucht einen langen Atem bei der Lektüre des Buches, bis man erfährt, worum es dem Autor überhaupt geht. Dies hängt damit zusammen, dass sich Rehm in der publizierten Fassung seiner von der Philosophischen Fakultät in Bonn angenommenen Habilitationsschrift (2001) wohl bewusst vom schematischen Aufbau wissenschaftlicher Texte absetzen wollte. Kurzum, die Einleitung mit Reflexionen zur Methode, der Formulierung zentraler Thesen und einer kritischen Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschung zum Thema findet sich erst zu Beginn des zweiten Teils seiner umfangreichen Studie, die in zwei große Abschnitte gegliedert ist: Dem ,Beitrag der Texte’ folgt der ,Beitrag der Bilder’. Erst hier (Seite 198!) erfährt der Leser Genaueres zur grundlegenden These, die im Titel des Buches anklingt: Es geht um den Nachweis, dass Gestik als ein „selbstständiges Mittel [neuzeitlicher] Bilderzählung [aufzufassen sei], das gleichwohl mit verschiedensten Bezügen zu außerbildlichen Codes operiert, die es im Einzelfall zu klären gilt […].“

Buchpublikationen (Auswahl): „Bebilderte Vaterunser-Erklärungen des Mittelalters“ (Saecvla spiritalia, Bd. 28), Baden-Baden 1994. – „Marcel Duchamp. Das Große Glas. Beiträge aus Kunstgeschichte und philosophischer Ästhetik“, Köln 2000. – „Gunter Schweikhart. Die Kunst der Renaissance. Ausgewählte Schriften“, Köln, Weimar und Wien 2001. – „Stumme Sprache der Bilder. Gestik als Mittel neuzeitlicher Bilderzählung“ (Kunstwissenschaftliche Studien, Bd. 106), München und Berlin 2002. – „Museum Schnütgen. Das Kleine Andachtsbild. Graphik vom 16. bis zum 20. Jahrhundert“. Auswahlkatalog, zugleich Katalog zur Ausstellung „Verdacht auf Andacht. Unbekannte Graphik aus der Sammlung des Museum Schnütgen“,  Hildesheim 2004. – „Kunstgeschichte nach 1945. Kontinuität und Neubeginn in Deutschland“, Köln 2006. – „Sultan Mehmet II. Eroberer Konstantinopels – Patron der Künste“, hg. von Neslihan Asutay-Effenberger und Ulrich Rehm, Köln 2009. – „Botticelli. Der Maler und die Medici. Eine Biographie“, Stuttgart 2009. – Zudem schreibt Ulrich Rehm zahllose Artikel für Zeitschriften, Bücher, Kataloge und Lexika.


Quellen:
FAZ vom 11. Juni 2003. – Homepage der Ruhr-Universität Bochum.

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