Mercier, Jacques

Im Dienst der Hessen zwang er 1633 Dorsten, sich zu ergeben

1588 bis 1633; Obrist, genannt der „kleine Jakob“. – Er eroberte 1933 Dorsten. Mercier war früher angeblich Schuster gewesen, stammte aus Mömpelgard, hatte als Reiterjunge angefangen und diente als hessen-kasselischer Obrist der Kavallerie. Somit war er eines der wenigen Beispiele sozialen Aufstiegs in der Armee des Dreißigjährigen Kriegs.

Ein fast vergessener Haudegen der Protestanten

Der „kleine Jakob“ war ein kecker Parteigänger des Dreißigjährigen Kriegs, der durch Tapferkeit, Wachsamkeit und Handhabung strenger Manneszucht ausgezeichnet war. Eigentlich war er neben den Großen Heerführern des Dreißigjährigen Kriegs, den Fürsten und Grafen, Herzögen und Hochkömmlingen ein Mann, der kaum in den Geschichtsbüchern genannt ist. Dass er es war, der die befestigte kaiserlich-katholische Stadt Dorsten fast so nebenbei nach einem nächtlichen Angriff am 9. Februar 1633 eingenommen hatte, vielmehr er sie zur Aufgabe gezwungen hatte, steht fast nirgendwo. Andere Namen werden genannt, wie Dalwig und Adriansch, die Dorsten bis 1941 besetzt hielten und die Stadt zur Festung ausgebaut hatten. Und doch soll es so geschehen sein, wie es in der von Christian von Rommel 1843 in Kassel herausgegebenen „Neueren Geschichte von Hessen“, Band 4, steht.

Vom gemeinen Reiter zum Obristen aufgestiegen

Als Landgraf Wilhelm von Hessen-Cassel 1631 eine stattliche Streitmacht aufstellte, um dem Schwedenkönig als ebenbürtiger Bundesgenosse an die Seite zu treten, überließ ihm letzterer als einen gewiegten Krieger, nämlich den Jakob Mercier, der anfangs als gemeiner Reiter in Ungarn und Böhmen gegen die Liga und dann unter den Schweden gegen die Moskowiter gedient hatte. Mit vier Fähnlein Reiter stieß er, aus den Niederlanden kommend, zum Landgrafen, der ihn zum Obristlieutenant ernannte und mit dessen Truppen er im Oktober jenes Jahres an der Weser erschien. Am 6. Januar 1632 nahm er Warburg mit stürmender Hand; am 15. Juni war er unter den Befehlshabern, welche sich bemühten einen von ihren eignen Truppen in Volkmarsen erregten Tumult zu stillen, als Gronsfeld sie überfiel, wofür den Oberbefehlshaber Uslar die Schuld traf. Im Juli unterdrückte Mercier mit Geschick und blutiger Strenge einen Bauernaufstand im Fuldaischen und im September lag er mit Baudissin vor Paderborn, „als Pappenheims Nahen sie zum Abzuge nöthigte“. Sie schlugen unterwegs bei Brakel Gronsfeld, dem Mercier die bei Volkmarsen verlorenen Stücke wieder abnahm und bewerkstelligten dann mit großem Geschick ihren weiteren Rückzug von Höxter nach Minden. Als im Oktober Baudissin zum Rhein aufbrach, besetzte Jakob Mercier das Sauerland und deckte mit seinen Reitern den Rücken gegen Gronsfeld. Später rief ihn der Landgraf nach Kassel, um seine Hauptstadt unmittelbarer zu schützen. Anfang des Winters unternahm Mercier mit Geschick und Erfolg ausgeführte Streifzüge gegen die Quartiere der Kaiserlichen in Westfalen. In Soest überfiel er 1633 vier kaiserliche Regimenter; Dorsten ergab sich ihm nach einem nächtlichen Angriff. Als dann im März der Landgraf von Hessen vor Paderborn erschien, veranlasste sein Obrist Mercier durch eine Kriegslist die Besatzung zu einem Ausfallsgefecht, bei dem er den Paderbornern „eine tüchtige Schlappe beibrachte“, so dass die Stadt am 28. März kapitulieren musste.

Im einem Tumult wurde Jakob Mercier erschossen

Nun wurde Mercier ausgeschickt, um die noch unbezwungenen Städte an der Lippe zu nehmen. Lippstadt gedachte er durch einen Handstreich zu gewinnen. Mit 35 Reitern ritt er am 11. April in die Stadt ein und redete mit den Bürgern, da entstand ein Tumult, in welchem Jacob Mercier erschossen wurde. Da war er gerade 45 Jahre alt. Dazu berichtet das „Theatrum Europaeum“:

„Fur Ihre Fürstl. Gn. Landgraff Wilhelm zu Hessen hat dero neubestellte Oberste Melander [Holzappel] dapffer geworben / und Werber / Volck / Officirer und Soldaten überkommen: Obrister klein Jacob aber heßlich zu kurtz kommen: Dann als er mit fünff und dreissig Pferden in die Lippstadt kommen / und im Wirtshauß eingekehret / hat er sich folgends bey Burgermeister und Rath angegeben / und Paß vor fünffzehen hundert Mann durch die Stadt begehret / da ihme aber solches in der Güte verweigert und abgeschlagen / hat er sich wiederumb nach dem Wirthshauß / und folgends mit seinen bey sich habenden Reuter nachern Thor begeben / die BurgerWacht daselbst angefallen / sieben erschossen / und etliche verwundt: Worauff die Bürger zusammen gelaufen / sich gehäuffet und zur Gegenwehr gestellet / ihne Obersten klein Jacob selbst / neben einem Leutenant / Cornet und Corporal darnieder geschossen / und den Rest außgejat / die 1500. aber ihren March wieder zurück genom̃en“.


Quelle:
Bernhard von Poten „Mercier, Jakob“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 397-398.

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