Martius, Carola

„Ne Frau nao Rhao – dat paß nich!“ - Schlafstelle in der Praxis

1913 in Scherlebeck bis 1973 in Marl; Landärztin. – Es gibt Menschen, denen in Heimatbüchern und Kalendern keine Biographie gewidmet ist, die man dennoch nicht vergessen sollte. Zu ihnen gehört die im Ortsteil Rhade seit 1951 als Landärztin tätig gewesene Dr. Carola Martius. Im frühen Alter von nicht einmal 60 Jahren starb sie an einer tückischen Krankheit. Carola MartiusNach ihr ist das Pfarrheim in Rhade benannt, das Carola-Martius-Haus. „Ne Frau nao Rhao – dat paß nich“, meint Pastor Debbing von St. Urbanus, als er hörte, der neue Arzt sei eine Frau. Damit traf er die Meinung vieler. Doch Carola Martius gelang es, innerhalb kurzer Zeit auch die Herzen derer zu gewinnen, die ihr anfangs ablehnend gegenübergestanden waren. Ihre Praxis in Rhade war ärmlich ausgestattet: Schreibtisch, Liege, Regal, zwei Stühle. Hinter einer Stellwand befanden sich noch eine Kochstelle sowie die Schlafstelle der Ärztin und ihrer Tochter Isolde. Die Wohnungsnot in den Nachkriegsjahren war groß, und der Mühlenteich ersetzte ihr an warmen Sommerabenden die fehlende Dusche. Viele ihrer Patienten hatten keine Krankenversicherung. Dann nahm sie nicht selten das halbe Honorar oder verzichtete ganz darauf. Erzählt werden viele Anekdoten, die sich um die schlagfertige Ärztin ranken, die zwei Jahrzehnte lang die Rhader gesundheitlich versorgte. Ob es sich um Stöckelschuhe, Gläschen-Baby-Nahrung oder zu kurze Unterwäsche bei Mädchen handelte, sie wetterte dagegen. Etlichen Rhadern rettete sie durch Früherkennung das Leben, als in den 1950er-Jahren eine Epidemie (Gehirnhautentzündung) durch mangelhafte Abwasserbeseitigung ausbrach. – Dr. Carola Martius studierte in Marburg und Freiburg Medizin. Im Krieg war sie als Ärztin in einem Lazarett in Sonneberg/Thüringen tätig. Sie starb 1973 in Marl.

Carola Martius mit c oder k? Eigentlich hieß sie Wilhelmine

Aufgrund eines Hinweises des Rhaders Dirk Hartwich ging die „Dorstener Zeitung“ der Frage nach, ob sich Carola nun mit C schreibe oder mit K, wie auf ihrem Grabstein steht. Sollte das K richtig sein, müsste eigentlich das Rhader Carola-Martius-Haus (CMH) in KMH umbuchstabiert werden. In standesamtlichen Unterlagen der Stadt Marl, in der Carola Martius zuletzt lebte und starb, steht Carola mit C – allerdings als zweiter Vorname. Mit erstem Namen hieß sie Wilhelmine. Daher sollte das CMH in Rhade aber nicht umbenannt werden. Sonst hieße das Haus in Abkürzung nämlich etwas anrüchig WCMH. Carola Martius hatte den zweiten Vornamen als Rufnamen sicherlich mit Bedacht gewählt.


Quellen: Claudia Engel in DZ vom 3. Jan. 2018. – Dirk Hartwich in „SPD-Rhade“ vom Jan. 2018

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone

Dieser Beitrag wurde am veröffentlicht.
Abgelegt unter: , Mediziner, Personen