Geißler, Franz

Vorkämpfer der ärztlichen Berufsethik und ein Stück Dorstener Geschichte

1861 in Kirchhellen bis 1942 in Dorsten; Sanitätsrat und Stadtverordneter. – Dr. Franz Geißler, der zu seiner Zeit in Dorsten und im Land sehr angesehen war, galt als Vorkämpfer der ärztlichen Berufsethik und war ein Mann der Öffentlichkeit: jahrzehntelang Vorsitzender und im hohen Alter Ehrenvorsitzender des Ärztevereins Dorsten und Umgebung, zwölf Jahre lang Stadtverordneter, zehn Jahre lang Vorsitzender des Dorstener Kriegervereins. Geißler war im Verein für Orts- und Heimatkunde, damals ein Tummelplatz für alle Stadtpatrioten, sowie im Sauerländischen Gebirgsverein rege tätig. Er gehörte dem Kuratorium des St. Elisabeth-Krankenhauses, dem Vinzenzverein wie auch der Westfälischen Ärztekammer an und gründete die Dorstener Sanitätskolonne. Trotz dieser vielen Ehrenämter hatte sein ärztliches Interesse an der medizinischen Versorgung der Bürger stets Vorrang. Als Landarzt seiner Zeit kannte er nicht nur die Krankheiten seiner Patienten, sondern auch ihre Not und sozialen Verhältnisse. Franz GeißlerFranz Geißler wurde 1861 in Kirchhellen geboren. Sein Vater war dort Amtmann und ab 1873 Bürgermeister in Dorsten. Nach dem Besuch der Gymnasien in Dorsten und Warendorf studierte Geißler Medizin in Marburg und München, wurde Königlich-Bayerischer Stabsarzt im Infanterie-Leibregiment und kam – nachdem er kurze Zeit im Sauerland praktiziert hatte  – im Dreikaiserjahr 1888 nach Dorsten zurück. In Dorsten übernahm er die Praxis von Dr. von Raesfeld. Sein Wirkungskreis erstreckte sich vom Steinernen Kreuz bis Gartrop, von Grafenwald bis Lembeck. Die großen Entfernungen legte er anfangs im Sattel seines Pferdes zurück, später in der Kutsche, es folgten das Fahrrad, später das Motorrad und zum Schluss die Cyclonette.

„Wieder geht ein Stück vom alten Dorsten dahin“

Von 1898 bis 1933 war Franz Geißler Knappschaftsarzt und bis zur Altersgrenze Bahnarzt. Drei Jahrzehnte lang (1888 bis 1916) übte er im Dorstener Krankenhaus die Chefarztfunktion aus. Bis zu seinem Tode beriet er den Ursulinen- und den Franziskanerkonvent in ärztlichen Angelegenheiten. Im Ersten Weltkrieg musste er im Aushebungsdienst Recklinghausen Rekruten untersuchen, später leitete er das Militärreservelazarett in Dorsten. Die „Dorstener Volkszeitung“ schrieb anlässlich seines 50-jährigen Arztjubiläums: „Eine solch vielseitige Arbeitsleistung konnte nur ein Mann von hohen Idealen und großer geistiger Regsamkeit vollbringen.“ Als Geißler 1942 starb, schrieb Pfarrer Westhoff von St. Agatha in die Kirchenchronik: „Wieder geht ein Stück vom alten Dorsten dahin.“

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