Lebenshilfe Dorsten

Die Lebenshilfe engagiert sich erfolgreich seit über 50 Jahren in Dorsten

Die Lebenshilfe ist eine Vereinigung von Eltern, Freunden und Förderern geistig behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener. Um ihre geistig behinderten Kinder aus der Isolation zu verhelfen, gründeten betroffene Eltern 1965 den Verein „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e. V. Dorsten“. 1968 übernahm der Verein zusammen mit dem Amt Hervest-Dorsten an der Wasserstraße die neu eröffnete Tagesstätte für 36 behinderte Kinder. Der Verein hat inzwischen mehrere hundert Mitglieder und ein vielfältiges Programm auf dem Gebiet der Behindertenhilfe, vor allem im Freizeitbereich, und unterhält in der Ovelgünne seit 1990 die Villa Keller als Heim für Geistigbehinderte (bei Eröffnung 18 Behindertenplätze).

Villa Keller vor dem Umbau

Villa Keller 1989 in Orthöve vor dem Umbau

Behindertenwohnhaus in Lembeck gebaut

In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule werden seit Jahren Freizeitkurse für geistig behinderte Menschen angeboten. Die Palette reicht von Schwimmen, Bewegungserziehung und Tanzen über Gestalten mit Ton bis hin zum gemeinsamen Essen und Kochen. Disco-Veranstaltungen, Sommerfeste und Ausflüge tragen zur integrativen Kontaktpflege bei. Ein besonderer Schwerpunkt der Lebenshilfe ist die 1978 eingerichtete Frühförderstelle für entwicklungsverzögerte und behinderte Kleinkinder, die Eltern auch über rechtliche Ansprüche berät und Hilfen beim Umgang mit Behörden gibt. Im Jahre 2000 wurde in Lembeck ein Behindertenhaus (siehe Behindertenwohnheim Lembeck) für 20 Personen errichtet und 2003 hat die Lebenshilfe unter dem langjährigen Vorsitzenden Dr. Karl-Christian Zahn in der Hohefeldstraße (Nähe des Gemeindedreiecks an der Bismarckstraße) für die Verwaltung und die Frühförderstelle ein neues Gebäude bezogen. Die Vorsitzenden: Dr. Hans Kühnel (1965 bis 1967), Karl Wiedorn (1967 bis 1982), Dr. Karl-Christian Zahn (1982 bis 2003), Ludger Cirkel (ab 2003). An der Suitbertusstraße hat die Dorstener Lebenshilfe seit 2009 mit dem „Start Lebenshilfe Center” ein neues Domizil in der Altstadt. Schwerpunkt ist die Beratung für Behinderte und deren Familien. Der Umbau kostete dem Verein 50.000 Euro. Leiterin der Einrichtung ist die Rehabilitationspädagogin Nadine Beckmann. Leiterin der Wohnstätten der Lebenshilfe ist Petra Neuhaus, Bärbel Grund ist Aufsichtsratsvorsitzende.

Die Villa Keller war Wohnhaus der Direktors der Glashütte

1986 gab die Stadt Dorsten das in ihrem Besitz befindliche Haus an der Ovelgünne 14, das im Volksmund „Villa Keller“ heißt, an die Lebenshilfe ab, die das Haus für 1,1 Mio. DM für Erwachsene behindertengerecht umbaute und mit dem Zuschuss der Stadt in Höhe von 250.000 DM 16 Wohnplätze für Behinderte schuf. Einzugsfertig war es im Jahre 1990. Ein weiterer Umbau sowie ein Neubau mit Wohn- und Gemeinschaftsräumen erfolgte 2007. – Die „Villa Keller“ hat ihren Namen nach dem Direktor der Glashütte, der sein prächtiges Wohnhaus dort errichtete. Im Zuge des Kanalbaus befand sich die Ovelgünne und somit die Villa des Direktors in einer von er Lippe umflossenen Insellage. Daher wurde eigens für den Direktor Keller eine Brücke gebaut, damit er trockenen Fußes sein Werk – nunmehr am anderen Ufer der Lippe – erreichen konnte. Im April 2015 feierte die Lebenshilfe ihr 50-jähriges Jubiläum. Aus der Elterninitiative ist ein Wirtschaftsbetrieb mit 120 Mitarbeitern geworden. Neben dem Wohnheim „Villa Keller“ unterhält die Lebenshilfe seit zehn Jahren in der Bernhardstraße eine Außenwohngruppe mit acht Plätzen und die Wohnstätte an der Schulstraße in Lembeck mit 20 Plätzen.

Lebenshilfe ein positives Beispiel für das gelebte Miteinander

Villa Keller in der Ovelgünne heute

Später dachte man vorsichtig über das Thema Integration nach – und 1988 gab es den ersten Kindergarten für alle Kinder, ob mit oder ohne geistige Behinderung. Und zum 25-jährigen Bestehen freute sich die Lebenshilfe auf den ersten integrierten Unterricht in einer Grundschule. Dorsten war zu einem positiven Beispiel für das gelebte Miteinander von Menschen mit und ohne geistige Behinderung geworden. In dieser Zeit war Birgit Witting längst aktiver Teil der Lebenshilfe. Denn ihre Tochter besuchte eine Spielgruppe des Vereins, und sie gehörte zu den engagierten Müttern: „Es fing damit an, dass ich stellvertretend für die anderen Eltern einen Brief an den Kreis Recklinghausen unterschreiben sollte. Es ging um eine zweite Kraft für die Frühförderung.“ 1985 wurde Birgit Witting in den Beirat gewählt, vier Jahre später war sie Vorstandsmitglied und ehrenamtliche Geschäftsführerin. Ab 1995 wurde daraus eine Teilzeitbeschäftigung. Seit 2009 – nach der Aufteilung der Lebenshilfe in einen gemeinnützigen Verein und einen gemeinnützigen Wirtschaftsbetrieb auf GmbH-Basis – trägt sie diese Verantwortung ganztags.  Ludger Cirkel hatte den Vorsitz 2013 von Dr. Karl-Christian Zahn übernommen. Der frühere Dorstener Bürgermeister und Stadtdirektor hatte nach 16 Jahren im Vorstandsamt einen Nachfolger gesucht.

Inzwischen ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen

In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich die Lebenshilfe zu einem mittelständischen Dienstleistungsunternehmen mit rund 130 Mitarbeitern. 310 Klienten werden in sechs Einrichtungen betreut, dazu zählen: die Frühförderstelle, das Integrative Familienzentrum Pusteblume, die Wohnstätten Villa Keller und das Haus der Lebenshilfe (Lembeck), das Lebenshilfe Center und das Ambulant Unterstützte Wohnen. Weitere Planungen: Das Lebenshilfe Center in der Innenstadt möchte seine Angebotspalette um eine Autismusambulanz erweitern. Die Bewilligung für den Start der Unabhängigen Teilhabeberatung wird im Frühjahr erwartet. Einen ambulanten Pflegedienst einzurichten, speziell zur Pflege von Menschen mit Behinderung, ist eine weitere Planung. Die Frühförderung wird zur interdisziplinären Frühförderung umgestaltet. Die Verhandlungen mit dem Kreis und den Krankenkassen laufen bereits seit einiger Zeit. Eine Säuglingsberatung wird das Angebot der Frühförderung komplettieren. Mit dem überörtlichen Kostenträger LWL wird für das Integrative Familienzentrum Pusteblume eine neue Refinanzierungsbasis verhandelt, damit sich auch hier die Dienste weiterentwickeln können.

 Geschenk: Karl Keller kehrt als Ölbild in seine alte Villa zurück

Petra Neuhaus, Ludger Cirkel, Dr. Bielefeld; Foto: Klein (DZ)

Er ist wieder zu Hause. Zwar nicht in persona, dafür ist er schon zu lange tot. Sondern in Öl: Karl Keller, ehemaliger Eigentümer der gleichnamigen Villa Keller. Sein Porträt hat am Dienstag in seinem damaligen Domizil, das jetzt Wohnstätte für Behinderte ist, seinen gebührenden Platz wiedergefunden. Die Wohnstätte der Lebenshilfe, die Villa Keller an der Ovelgünne, bekam 2017 ein besonderes Präsent. Dr. Wilm Bielefeld, Angehöriger der Familie Keller, hatte von seiner Tante Marga Norres das Porträt von Karl Keller geerbt, der eine Leichtmetallbau-Firma besaß und bis 1928 in der Villa an der Ovelgünne wohnte, die heute im Sprachgebrauch noch seinen Namen trägt. Die Familien Norres und Keller waren vor langer Zeit Nachbarn in Gelsenkirchen. Jeweils zehn Kinder hatten beide Familien. Irgendwann verbandelten sich  Keller-Nachkommen mit denen der Norres, wirtschaftlich und auch familiär. So kam es, dass Dr. Wilm Bielefeld, Spross der Norres-Linie, viele Jahre später schließlich in den Besitz des Bildes geriet, dass 1925 von dem Künstler Heinrich Klingenberg gemalt worden war. Und das nun nach über 80 Jahren an seinen Ursprungsplatz zurückgekehrt ist.

2022 – Jubilare der Lebenshilfe geehrt

Im August 2022 wurden Jubilare der Lebenshilfe Dorsten geehrt. Geschäftsführer Antonius von Hebel übermittelte die Glückwünsche von Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsleitung und zeigte Hochachtung vor dem eingebrachten Engagement jedes einzelnen: Tobias Wessel, Jakob Meyer, Oliver Gellenbeck (25 Jahre Dienstjubiläum), Rita Wasels (Verabschiedung in den Ruhestand nach 28 Jahren Betriebszugehörigkeit), Katharina Strelau (10 Jahre Dienstjubiläum), Carmen Brügge (20 Jahre Dienstjubiläum), Djurdja Savic (25 Jahre Dienstjubiläum) und Antonius von Hebel.

Ludger Cirkel 2023 für sein 20-jähriges ehrenamtliche Engagement geehrt

Auf der Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Dorsten wurde Ludger Cirkel 2023 für seine 20-jährige ehrenamtliche Tätigkeit geehrt. Neben einer Laudatio durch den Aufsichtsratsvorsitzenden der Lebenshilfe Dorsten Josef Hadick, die die letzten zwei Jahrzehnte Lebenshilfe Geschichte in Dorsten umfasste, sprach auch Bärbel Brüning, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Lebenshilfe NRW, als Überraschungsgast ein Grußwort und bedankte sich vielmals für diese außergewöhnliche ehrenamtliche Leistung. Die Geschäftsführerin der Lebenshilfe NRW Bärbel Brüning versprach Ludger Cirkel noch eine ganz besondere Auszeichnung seitens des Landesverbandes, die „bisher leider noch nicht vorgesehen war“, aber in jedem Fall noch kommen soll. – Neben Ludger Cirkel wurden auch die anwesenden langjährigen Mitglieder der Lebenshilfe Dorsten Henny Dobritz, Christof Recker und Simone Juste geehrt.

Neue Außenstelle der Lebenshilfe im Gemeinschaftshaus Wulfen

Die „Lebenshilfe“ eröffnete im September 2022 die Außenstelle ihres Frühförderzentrums im Gemeinschaftshaus Wulfen. Über ein Drittel der Familien, die von der „Lebenshilfe“ betreut werden, kommt aus Wulfen, Lembeck und Rhade. Für viele der Familien ist die Hauptstelle der „Lebenshilfe“ an der Hohefeldstraße in Hervest nur schwer zu erreichen. Oft fehlt dazu die Zeit oder bei manchen auch das Auto. Daher kann die „Lebenshilfe“ diese Menschen in Wohnortnähe betreuen. In der Außenstelle kümmert sich der Verein in Zukunft um die pädagogische Frühförderung geistig behinderter Kinder. Es gibt Therapieangebote, wie zum Beispiel Logopädie, und die Familien der Kinder werden unter anderem bei der Wahl des passenden Kindergartens und der passenden Schulform beraten. Auch bei der Freizeitgestaltung der Kinder werden sie unterstützt. Dabei arbeitet die Lebenshilfe auch eng mit den Kitas in der Umgebung zusammen. Die Kitas verweisen Kinder zur Diagnose an die Lebenshilfe und in ihren Räumen finden auch Therapiestunden statt. Auch ein Angebot für Flüchtlinge aus der Ukraine in Zusammenarbeit mit der Stadt Dorsten geplant und umfasst Spielangebote für Kinder, Betreuung der Familien und Hilfe beim Stellen von Anträgen. Zur Eröffnung übergab Bürgermeister Tobias Stockhoff der „Lebenshilfe“ eine Spende. Er freue sich, dass die Lebenshilfe solch einen „wunderbaren“ Ort geschaffen habe, an dem geholfen werde, eine inklusive Gemeinschaft zu stiften.

Neues Projekt der Lebenshilfe: „Wie wollen WIR wohnen?“

„Wie wollen WIR wohnen?“ ist der Titel und zugleich die Leitfrage für das neue fünfjährige Projekt der Lebenshilfe Dorsten. Gefördert wird es durch die „Aktion Mensch“. Anfang August 2023 wurde im Rahmen einer Tagesveranstaltung der Auftakt in der Kirche im Bahnhof in Dorsten-Hervest mit etwa 60 Gästen gefeiert. Unter ihnen waren Vertreter der Kommunalpolitik, der Verwaltung, von Schulen, Angehörige und Menschen mit Beeinträchtigungen. Sowohl die Stadt Dorsten, „WOHN:SINN – Bündnis für inklusives Wohnen e.V.“ und die „Lebenshilfe NRW“ haben vielfältige Informationen rund um das Thema „inklusives Wohnen“ gegeben. Ein Thema, das jeden betrifft, wie sich im Laufe der Veranstaltung zeigte. Christiane Strohecker als Bundeskoordinatorin von „WOHN:SINN e.V.“ hat diverse Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Realisierung in anderen Städten bereits funktioniert. Oliver Totter von der Lebenshilfe NRW hat die rechtlichen Grundlagen zum Thema erläutert. Durch zahlreiche Beiträge von Betroffenen und Angehörigen wurden Wünsche und Forderungen an ein zukünftiges Wohnen von und mit Menschen mit Teilhabebarrieren in Dorsten deutlich.
Das Projekt lebt von der aktiven Beteiligung aller Interessierten, Angehörigen und Betroffenen und bietet eine Plattform für Ideen, die sonst vielleicht nicht gehört werden. Deswegen lädt das Projektteam alle Interessierten dazu ein, sich einzubringen. Sie können Ihre Wünsche und Forderungen äußern und gemeinsam mit überlegen, wie ein passendes Wohn- und Unterstützungskonzept in Dorsten aussehen kann. Hierzu wurde zu weiteren Workshops eingeladen.

1500 Euro Spende der Dorstener Provinzial an die Kita der Lebenshilfe

Dennis Winskowski und Frank Niggestich von der Dorstener Provinzial spenden auch in diesem Jahr einen Betrag in Höhe von 1500 Euro an die Kita der Lebenshilfe. Die neue Kita Löwenzahn, die im August am Grünen Weg an den Start gehen wird, benötigt noch Spielgeräte für das Außengelände, so Antonius von Hebel, Geschäftsführer der Lebenshilfe Dorsten.

„Wie wollen wir wohnen?“ Ausstellung im Treffpunkt Altstadt

Anfang des Jahres 2024 hat sich eine Gruppe von sieben Menschen mit Behinderung mit der zentralen Frage vieler Menschen „Wo wollen wir wohnen“ kreativ auseinandergesetzt. Die Ergebnisse wurden am 21. Februar im Rahmen einer Ausstellung im Treffpunkt Altstadt präsentiert. Trotz unterschiedlicher Sichtweisen waren sich alle Mitwirkenden einig, dass Selbstbestimmung und Teilhabe im Bereich Wohnen besonders wichtig sind. „Ich möchte gerne mit meiner Partnerin in einer Wohnung leben. Nebenan sollen unsere Freunde wohnen.“, beschreibt ein Teilnehmer seine Wünsche. „Wenn ich Unterstützung brauche, soll jemand für mich da sein und mir helfen.“. Das Projekt „Wie wollen wir wohnen?“ der Lebenshilfe Dorsten löst sich von den Grundideen aller bestehenden Angebote, z.B. von der besonderen Wohnform (umgangssprachlich „Wohnheim“ genannt). Ziel ist es, gemeinsam mit Menschen mit Behinderung, deren Angehörigen und der angrenzenden Nachbarschaft, etwas ganz Neues in und für Dorsten zu erschaffen. Wie kann eine Alternative aussehen? Welche Bedürfnisse müssen berücksichtigt werden? Das sind u. a. zentrale Fragen, die sich das Projektteam der Lebenshilfe Dorsten stellt. Um Antworten zu finden und eine gemeinsame Idee wachsen zu lassen (Quelle: DZ vom 11. März 2024).

Siehe auch: Villa Keller

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