Städtische Grund- und Hauptschule als Sonderschule von 1971 bis 2013
Der Schulausschuss hatte im Dezember 2012 beschlossen, die Korczak-Schule am 2013 formal aufzulösen. Sie wurde seitdem mit 102 Schülern noch als Dependance der Von-Ketteler-Schule weitergeführt. Das Angebot des offenen Ganztags lief schrittweise aus. Hintergrund ist einerseits der allgemeine Schülerrückgang, aber besonders die von der Landesregierung beabsichtigte Inklusion von Förderschülern in Regelschulen. Ab 2014 wurde das städtische Gebäude bis Sommer 2021 an den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), nachdem ein neuer Standort für die Raoul-Wallenberg-Schule (Sprachheilschule, vorheriger Standort Marler Straße/Johannisschule) gefunden worden war.
Ein Rückblick auf die Entwicklung der Sonderschule bis zur Auflösung
Die Schule war benannt nach dem jüdisch-polnischen Schriftsteller und Pädagogen Janusz Korczak, eigentlich Henryk Goldszmit, geboren 1878 in Warschau, gestorben vermutlich nach 1942 im Vernichtungslager Treblinka. Er war ein polnischer Militär- und Kinderarzt sowie Kinderbuchautor und bedeutender Pädagoge. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Einsatz für Kinder, insbesondere in einem Waisenhaus. So begleitete er die Kinder seines Waisenhauses bei der Deportation durch die deutschen Besatzer in ein Vernichtungslager, obwohl das auch für ihn selbst den Tod bedeutete. – Der Beschluss zum Bau der Schule mit den Einzugsgebieten Wulfen, Lembeck, Rhade, Erle und Altschermbeck wurde 1966 gefasst. In den Sommerferien 1971 wurde mit der Errichtung in Fertigbauweise begonnen und nach den Ferien konnte der Schulunterricht bereits unter provisorischen Bedingungen stattfinden. Sieben Lehrer unterrichteten in sieben Klassen 133 Schüler. Schilleiter war Manfred Huckenbeck. Endgültig fertiggestellt wurde das Schulgebäude mit Turnhalle und Lehrschwimmbecken Ende 1972 und am 5. März 1973 als städtische Sonderschule (Grund- und Hauptschule) eingeweiht. Die Baukosten betrugen 1,455 Millionen DM.
Öffentliche Diskussion über fehlende Lehrer und zu wenig Klassenräume
Ein Jahr darauf gab es über die Lokalzeitungen eine Diskussion über die bestmögliche Förderung lernbehinderter Kinder, über den Raummangel und die Frage eines Anbaus. Denn für 267 Schüler in 16 Klassen standen nur zehn Klassenräume zur Verfügung. Unterrichtet wurde in Fachräumen. Es gab ein Elternsprechzimmer, eine Bibliothek. Das Kollegium umfasste nur 15 Lehrer/innen (davon sieben Sonderschullehrer/innen), obgleich es 20 Planstellen gab. Das war eine Auswirkung des damaligen Lehrermangels. Die Schülerzahl stieg im Jahr 1975 auf 280, was die Diskussion weiter anheizte. Ein Jahr später umfasste das Kollegium 21 Lehrer/innen und wiederum ein Jahr später wurden die ersten 49 Schüler/innen entlassen, darunter zehn ohne Ausbildungs- und Arbeitsplatz. Erst in jenem Jahr erhielt die Sonderschule für Lernbehinderte in Wulfen den Namen Korczak-Schule. Die Namensgebung ging zurück auf den Vorschlag der Lehrerin Maria Dammann, die auf Janusz Korczak durch die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Jahr 1972 aufmerksam wurde. Wegen der immer noch bestehenden Raumnot wurden fünf Klassen in der Matthäusschule untergebracht. Wieder entstand eine öffentlich Diskussion um ein Schulzentrum für lernbehinderte Schüler in der Von-Ketteler-Schule. Da Schüler aus Schermbeck und Rasfeld die Schule verließen, verringerte sich die Gesamtzahl der Schüler/innen auf 192. Ein Anbau wurde errichtet, der 1980 bezogen werden konnte. 1982 ging die Schule eine Partnerschaft mit dem Korczak-Waisenhaus in Warschau ein. Ein Jahr später wechselte Konrektor Jürgen Wilden zur Von-Ketteler-Schule.
Dorstener Umweltschutzbewerb: Schule erhielt 1. Preis zugesprochen
Unter dem Schulmotto „Aktivitäten mitmachen“ sammelten 1987 im Rahmen eines vorweihnachtlichen Schulfestes die Schüler/innen für einen „Esel für Mexiko“ 400 DM wurden an den Missionsausschuss der Pfarre St. Barbara übergeben. 1988 erhielt die 10. Klasse den 1. Preis beim Dorstener Umweltschutzwettbewerb der Stadt mit dem Thema „Umweltgerechtes Verhalten zu Hause“. Als Preis gab es 500 DM für die Bepflanzung eines Beets mit winterfesten Stauden. Ein Jahr später kam ein Zeitzeuge aus Polen, der den Schülern von den Gräueln der NS-Zeit in Polen berichtete. Die Schule bekam 1989 den 2. Preis (200 DM) beim Umweltschutzpreis der Stadt Dorsten über das Erstellen einer Broschüre für abfallarmes Einkaufen. 1990 nahmen die Schüler am Solidaritätsmarsch der Dorstener Schulen zugunsten armer Menschen teil.
Das 20-jährige Bestehen der Korczak-Schule wurde 1991 mit einem Festakt gefeiert: Theateraufführung, großes Schulfest mit Torwandschießen, Erbsentreffen und „Negerkuss“-Wurfmaschine. Im Jahr darauf wurde die Schulbibliothek eingerichtet. Wulfener Einwohner spendeten 200 Bücher als Grundstock. Im 25. Jubiläumsjahr der Schule fuhren alle Klassen für eine Woche an die Nordsee. Der damalige Stand: 150 Schüler und 17 Lehrer. 1997 wünschte sich das Kollegium über einen Spendenaufruf in der Presse Windows-taugliche PCs. Daraufhin kündigte die Stadt neue PCs für 1998 an. In diesem Jahr erkrankte Schulleiter Manfred Huckenbeck so schwer, dass Maria Gläßner die Schule kommissarisch leitete. 1999 starb Huckenbeck und Werner Landmann übernahm die Leitung der Korczak-Schule. Das Problem der räumlichen Enge dem mittlerweile auch marode gewordenen Schulgebäude war immer noch nicht zufriedenstellend gelöst, so dass ein Neubau für 2,3 Millionen DM mit Baubeginn 2001 geplant war. Im Jahr 2000 nahm die Schule am ersten Kreativ-Tag in Marl mit einer Ausstellung von Köpfen aus Pappmachee teil. Der Rat der Stadt Dorsten beschloss die Erweiterung der Korczak-Schule zur Verbundschule, was die Bezirksregierung 2001 genehmigte. Im Oktober des Jahres wurde in der Schule eingebrochen und Computer, Monitore und Drucker gestohlen.
2013 aufgelöst und der Von-Ketteler-Schule zugeordnet
Im März 2001 nahm das Schultheater an den Schultheatertagen der Ruhrfestspiele in Recklinghausen und im Juni in Münster teil. Die Lokalpolitiker diskutieren über den beschlossenen Neubau und verkündeten, dass er ggf. verschoben werden müsste. Im September stellte der Betriebsärztliche Dienst (BAD) erhebliche Mängel an der Bausubstanz der Korczak-Schule fest, so dass die Abteilung für erziehungsschwierige Kinder zunächst in die Barkenberg-Schule ausgesiedelt werden musste. Schließlich genehmigte die Kreisverwaltung Recklinghausen 2002 den Schulneubau mit geschätzten 7,5 Millionen Euro Baukosten. Die Kinder wurden 2004 zum Unterricht an drei Standorte verteilt: Wittenbrink-Schule, Grüne Schule und Barkenberg-Schule. 2003 startete der Neubau, ein Jahr später gab es das Richtfest und wiederum ein Jahr später konnte der Neubau eingeweiht werden. Im August 2007 wurde die Korczak-Schule eine Offene Ganztagsschule (OGS). Die Wittenbrink-Schule zog mit ihrer OGS übergangsweise in Räume der Korczak-Schule. 2008/09 bildete die Korczak-Schule zusammen mit der Von-Ketteler-Schule und der Astrid-Lindgren-Schule ein Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung. Im Jahr 2009 wurde die Korczak-Schule eine Verbund-Förderschule mit den Schwerpunkten „Lernen“ und „Emotionale und Soziale Entwicklung“ für lernbehinderte (59) und erziehungsschwierige (60) Kinder. Von insgesamt 119 Schülern kamen 59 aus Wulfen. Es gab 14 Lerngruppen. Die Umwelt-Projekte der Korczak-Schule wurden 2010 und 2011 mit dem Klimaschutzpreis der Stadt Dorsten ausgezeichnet und die Schule trat dem Lokalen Bildungsverbund Wulfen bei. Rektor Werner Landmann trat in die Ruhephase der Altersteilzeit ein, Manfred Bothorn leitete die Schule kommissarisch. 2012 übernahm die Schulleiterin der Von-Ketteler-Schule, Margarete Kannengießer, zugleich als kommissarische Schulleiterin die Korczak-Schule, die 2013 mit der Von-Ketteler-Schule zusammengelegt wurde und damit die Selbständigkeit und ihren Namen verlor. Sie wird noch als Dependance weitergeführt.
Siehe auch: Schulen (Artikelübersicht)
Quelle: Internetseite der Schule, Abruf 2013 (inzwischen aus dem Netz verschwunden, in Wolfen-Wiki noch erhalten).