Klein, Richard

Von ihm hängen in England einige hundert Piloten-Porträts in Öl

Die Familie des Künstlers, Öl 1946

Die Familie des Künstlers, Öl 1946

1904 in Hervest-Dorsten bis 1980 in Leck/Nordfriesland; Maler. – Die Gegensätze zwischen seinem Geburtsort an der Lippe und seinem späteren Lebensbereich in Nordfriesland könnten nicht größer sein, auch nicht die zwischen dem kleinbürgerlichen Beruf seines Vaters und seinem Wunschberuf. Richard Kurt Paul Klein wurde ein im Norden bekannter Maler, hielt aber als Gewerbelehrer an seinem Brotberuf fest, was als natürlicher Kompromiss mit seiner Herkunft zu verstehen ist.

In Köln und Hamburg Malerei studiert – die Mutter: „brotlose“ Kunst

Richard Klein, Selbstporträt 1947

Richard Klein, Selbstporträt 1947

Sein Vater war Eisenbahner in Hervest-Dorsten, besorgte den Verlade- bzw. Verkehrsdienst, seine Mutter Adele Finking, eine „putzmuntere“ Frau, stammte aus der Mosel-Gegend. 1904 wurde Sohn Richard geboren und Jahre darauf der Vater nach Osnabrück versetzt, wo Richard Klein zur Schule ging und aufwuchs. Ein väterlicher Freund entdeckte schon zu dieser Zeit das künstlerische Talent des Jungen und förderte es. Doch vorerst ergriff Richard einen handwerklichen Beruf als Maler. Seine Mutter sagte ihm „Du musst ja mal Geld verdienen!“ Sie hatte kein Vertrauen in die „brotlose“ Kunst der Malerei. Richard Klein wurde Gewerbelehrer an der Kreisberufsschule, unterrichtete in Brahmsche, Fürstenberg und Quartenbrück, lernte seine Frau Brunhilde, eine Musikerin, kennen, die er 1936 im Rathaus von Osnabrück heiratete. Seinen Wunsch, Künstler zu werden, hatte er in dieser ganzen Zeit nicht vergessen. Daher studierte Richard Klein an den Kunsthochschulen Köln und Hamburg Malerei, blieb aber dennoch seinem Beruf als Gewerbelehrer treu. Schließlich hatte er eine Familie mit vier Kindern zu ernähren: Volker (geb. 1937), Regina (1938), Renate (1939) und Helmut (1942). Dann wurde ihm endlich eine feste örtliche Anstellung angeboten und er hatte die Wahl zwischen Stralsund, Weißenfels in Sachsen, Königsberg in Ostpreußen und Kiel. Nach kurzem Aufenthalt in Sachsen kehrte er zurück, weil er die Sprache nicht verstand, und entschied sich endgültig für Kiel. Da Richard Klein ein begeisterter Segelflieger war und junge Menschen im Segelfliegen ausbildete, brauchte er im Krieg vorerst nicht an die Front. Er machte Dienst bei der Heimatflak und kam in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er bald zurückkehrte.

Galerien wurden auf ihn aufmerksam

Bevor er wieder in den Schuldienst eintreten konnte, musste er sich auch wegen der Verleihung des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP der Entnazifizierung unterziehen. Das Abzeichen wurde an Parteigenossen verliehen, die eine Mitgliedszahl unter 100.000 hatten, aber auch an Nichtmitglieder, denn das Goldene Parteiabzeichen war der „höchste Zivilorden des Deutschen Reiches“. In dieser „Wartezeit“ lebte er u. a. davon, auf dem von den Engländern besetzten kleinen Flughafen in Leck englische Piloten in Öl zu malen. Dafür bekam er Zigaretten, Kaffee, Lebensmittel und hin und wieder auch ein bisschen Geld. Sein Sohn Volker erinnert sich: „Es müssen einige hundert Porträts gewesen sein, die mein Vater malte, und die jetzt in England hängen.“ Nach seiner Entnazifizierung wurde er wieder in den Schuldienst aufgenommen.

Vater und Sohn stellten 1960 erstmals gemeinsam in Niebüll aus

Buchtitel Vater und Sohn

Buchtitel: Symbiose Vater und Sohn

Richard Kleins studiertes Kunst-Hobby sprach sich schnell herum. Galerien wurden auf ihn aufmerksam. Seine künstlerischen Schwerpunkte waren Landschaften und Porträts, Radierungen und abstrakte Fischbilder. Nach seiner Pensionierung als Berufsschullehrer im Jahre 1963 konnte sich Richard Klein ohne dienstliche Zwänge seiner Kunst widmen. Er tat dies mit Erfolg. Galerien und Museen in Hamburg, Kiel und Köln stellten seine Bilder aus. Sein Sohn Helmut trat in die Fußstapfen seines Vaters, studierte Design und gründete in St. Skedsbygd in Schweden eine Sommerakademie, wurde Dozent an der Kunstschule in Schleswig und unterhält in Stexwig an der Schlei eine Galerie mit Atelierräumen. 1960 hatten er und sein Vater in Niebüll eine viel beachtete gemeinsame Ausstellung. Richard Klein starb 1980 in Leck. Dreißig Jahre später, 2010, richtete der Sohn seinem Vater und sich selbst wiederum eine gemeinsame Ausstellung in der Galerie in Stexwig aus, die er „Vater und Sohn“ nannte und die mit Bildern und Skulpturen „zwei Generationen Kunst“ der Familie Klein dokumentierte.


Siehe auch:
Künstler, bildende (Artikelübersicht)


Quellen:
Portfolio Galerie Stexwig „Vater und Sohn“. – Gespräch Wolf Stegemann mit Manfred und Volker Klein sowie mit der Witwe Brunhilde Klein, Hamburg, 2011.

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