Industrie- und Handelskammern

Starke Stimme ifür die gewerbliche Wirtschaft im landespolitischen Dialog

Industrie- und Handelskammern (IHK) sind regional organisierte, branchenübergreifende Verbände aus Unternehmern und Wirtschaftsunternehmen. In Deutschland sind die Industrie- und Handelskammern eine berufsständische Körperschaft des öffentlichen Rechts. Zu ihnen gehören Unternehmen einer Region. Alle Gewerbetreibenden und Unternehmen mit Ausnahme reiner Handwerksunternehmen, Landwirtschaften und Freiberufler (die nicht ins Handelsregister eingetragen sind) gehören ihnen per Gesetz an. Dort gibt es 79 Industrie- und Handelskammern, die für unterschiedlich große Regionen zuständig sind. Sie übernehmen Aufgaben der Selbstverwaltung der regionalen Wirtschaft. Die Grundlagen regelt das Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern. Im Unterschied zu anderen Organisationen der Wirtschaft repräsentiert die IHK-Organisation das wirtschaftliche Gesamtinteresse aller von ihr vertretenen Wirtschaftsunternehmen. Die Industrie- und Handelskammern werden von der Wirtschaft betrieben, wobei die Unternehmen einer gesetzlichen Pflichtmitgliedschaft unterliegen. 3,6 Millionen gewerbliche Unternehmen sind Mitglieder einer IHK. Die Vollversammlung tritt mehrmals im Jahr zusammen und entscheidet über die Arbeitsschwerpunkte der IHK, die Finanzen und grundsätzliche Angelegenheiten. Insgesamt gibt es bei den 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland rund 5000 Vollversammlungsmitglieder. An der Vollversammlung können auch nicht gewählte und stimmrechtslose Ehrenmitglieder sowie der Hauptgeschäftsführer und seine Stellvertreter teilnehmen.

Industrie- und Handelskammern in der Bundesrepublik

In der Bundesrepublik gibt es insgesamt 79 Industrie- und Handelskammern: Nordrhein-Westfalen 16, Baden-Württemberg 12, Bayern 9, Berlin 1, Brandenburg3, Bremen 1, Hamburg 1, Hessen 10, Mecklenburg-Vorpommern 3, Niedersachen 7, Rheinland-Pfalz 4, Saarland 1, Sachsen 3, Sachsen-Anhalt 2, Schleswig-Holstein 3 und Thüringen 3. Die Industrie- und Handelskammern gliedern sich in folgende Geschäftsbereiche: Standortpolitik, Existenzgründung und Unternehmensförderung, Aus- und Weiterbildung, Innovation und Umwelt, International, Recht und Steuern, Stabsbereich.

IHK Nord Westfalen: Geschäftsbereiche und Mitglieder

Die IHK Nord Westfalen vertritt das Gesamtinteresse ihrer 160.000 Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik und Verwaltung und unterstützt Unternehmen im Bereich Außenwirtschaft – von den benötigten Dokumenten über aktuelle Informationen zum Marktgeschehen bis zu Serviceleistungen für den Markteinstieg. Für den Kreis Recklinghausen und somit für Dorsten ist die IHK Nord Westfalen mit Hauptsitz in Münster. IHK-Westfalen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. Sie geben der gewerblichen Wirtschaft eine starke Stimme im Dialog mit den landespolitischen Entscheidern. Als Selbstverwaltungsorganisation der Wirtschaft übernehmen die IHKs in NRW Verantwortung für die Unternehmen im Land, bringen Lösungen auf den Weg und wägen Einzel- und Standortinteressen gegeneinander ab.
In den IHKs in NRW sind rund zwei Drittel der Unternehmen Nordrhein-Westfalens mit fast sechs Millionen Beschäftigten organisiert. Der größte Teil der mehr als 1 Million Mitgliedsunternehmen der IHKs in NRW sind Kleingewerbetreibende, 30 Prozent sind im Handelsregister eingetragen. Die Mitglieder von IHK-NRW sind Gesellschafter der Projektgesellschaft „IBP GmbH“ , die für die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen Projekte und Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung in NRW durchführt. Die IHK-NRW ist Träger der Clearingstelle Mittelstand, die im Auftrage des Landes NRW geplante, mittelstandsrelevante Gesetze und Verordnungen auf ihre Verträglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen überprüft. Die IHKs in NRW in Zahlen: 1.111.231 Mitgliedsunternehmen, 348.870 davon im Handelsregister eingetragen. 732.426 davon Kleingewerbetreibende, 175.645 betreute Auszubildende, 25.346 Teilnehmer an Weiterbildungsprüfungen, 34.649 Teilnehmer an Sach- und Fachkundeprüfungen, 1.193 Vertreter in den Vollversammlungen, 42.045 ehrenamtlich Aktive.
Im März 2011 gründete die nord-westfälische Industrie, koordiniert von der IHK Nord Westfalen, die Initiative „Industrie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“ Ziel dieser Initiative ist es, die Bedeutung der Industrie für die Gesamtwirtschaft und den Wohlstand der Menschen herauszustellen und die Menschen, insbesondere die Jugend, für Industrie und industrielle Produktion neu zu begeistern.

Vorstände und Ansprechpartner der IHK-Gruppen in NRW

Der Vorstand von IHK-NRW umfasst sechs Personen. Die Hauptgeschäftsführung von IHK NRW gehört automatisch dem Vorstand an. Die fünf weiteren Vorstandsmitglieder werden von den 16 Präsidentinnen und Präsidenten der Mitgliederversammlung für die Dauer von vier Jahren gewählt. Die Vorstandsmitglieder wählen anschließend eine Person zur Präsidentin bzw. zum Präsidenten. Aktuell gehören dem NRW-Vorstand an: Ralf Stoffels (Präsident), Jutta Kruft-Lehrengel (Vizepräsidentin), Herbert Dunstmann (Vizepräsident) Stefan Hagen (Vizepräsident), Dr. Nicole Grünewald (Vizepräsidentin), Heinz-Herbert Dunstmann (Vizepräsident) und Ralf Mittelstädt (Hauptgeschäftsführer).

IHK-Regionalausschuss Kreis Recklinghausen

Melanie Baum ist neue Sprecherin der gewerblichen Wirtschaft im Kreis Recklinghausen. Die 37-jährige Inhaberin der „Baum Zerspanungstechnik“ in Marl ist von den Mitgliedern im IHK-Regionalausschuss für den Kreis Recklinghausen 2022 zur neuen Vorsitzenden gewählt worden. Junge Menschen als künftige Fachkräfte an die Emscher-Lippe-Region binden – dieses Ziel hat sich Melanie Baum gesetzt. Zu einem zentralen Thema, „mit dem wir uns noch stärker beschäftigen müssen“, erklärte Baum die Fachkräftegewinnung und -sicherung. Im Wettbewerb um Fachkräfte habe die Industrie „oft noch ein falsches Image“. Sie hält es deshalb für „ganz wichtig, offensiv aufzuzeigen, was die Ausbildungsberufe in der Industrie alles an Chancen und Möglichkeiten mit sich bringen“. Diese zentrale Aufgabe könnten die Industrieunternehmen der Region am besten gemeinsam bewältigen. Viele junge Menschen wüssten gar nicht, dass zum Beispiel ein Zerspanungsmechaniker, der in der Einzelteilfertigung arbeite, hinsichtlich des Einkommens und der Karrierechancen mit einem Maschinenbauingenieur auf Augenhöhe sei. Im IHK-Regionalausschuss sind über 40 Unternehmer/innen aus dem Kreis ehrenamtlich tätig. Ihre Stellvertreter sind Prof. Dr. Ulrich Sick (Geschäftsführer der Professor Dr. Sick Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Dorsten) und Norbert Redemann (persönlich haftender Gesellschafter der Norbert Redemann KG Spedition, Recklinghausen), der wiedergewählt wurde. Sick hatte den Ausschuss der IHK Nord Westfalen in den vergangenen sechs Jahren geleitet.
Ansprechpartner der Geschäftsstelle IHK-NRW sind Dr. Ralf Mittelstädt (Hauptgeschäftsführer), Andre Habrock (Referent für Bildung, Fachkräfte). Dr. Matthias Mainz (Geschäftsführer, Federführer Wirtschaftspolitik / Digitalisierung), Robert Schweizog (Geschäftsführer Bildung & Fachkräfte), Jolanta Piller (Finanzen, zentrale Dienste), Benedikte Gaida (Justiziarin), Katja von Croy (Referentin Kommunikation), Christina Knoll (Assistentin des Hauptgeschäftsführers und Büro des Präsidenten), Wolfgang Trefzger (Leiter Projekte & Entwicklung), Hans-Christian Hierweck (Unternehmenscoach), Juliane Melchers-Hürkamp (Projektreferentin Nachfolge Weiterbildung), Sabrina Kovacs (Teamassistentin Außenwirtschaftszentrum), Julia Wittig (Referentin Außenwirtschaftszentrum).

Vestischer IHK-Vorstand 2022 neu gewählt

Der Gelsenkirchener Unternehmer Lars Baumgürtel ist Ende April 2022 als Vorsitzender wiedergewählt worden. Der Vestische Vorstand setzt sich zusammen aus den Mitgliedern des Präsidiums der IHK Nord Westfalen, deren Unternehmen ihren Sitz in der Emscher-Lippe-Region haben. Neben Baumgürtel gehören dem Vorstand noch Kathrin Gödecke (persönlich haftende Gesellschafterin der Gödecke Einzelhandels OHG in Bottrop), Melanie Baum (Inhaberin der Baum Zerspanungstechnik e. Kfr. in Marl) sowie Tatjana Hetfeld (Geschäftsführerin der RDN Agentur für Public Relations GmbH & Co. KG in Recklinghausen. Zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Vestischen Vorstands wurde Melanie Baum gewählt.

Steuererhöhungen im IHK-Bezirk: Städte aus dem Kreis sind dabei

Die IHK hat die Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze abgefragt und verglichen. Ergebnis Mitte 2023: Das Steuerniveau liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dorsten ist die einzige Stadt im Kreis Recklinghausen und eine von sieben Kommunen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK), die ihre Gewerbesteuerhebesätze in diesem Jahr erhöht haben. Dass die Erhöhungen insgesamt nur „moderat“ ausgefallen sind und 71 Städte und Gemeinden in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland ihre Sätze stabil gehalten oder in geringer Zahl sogar gesenkt haben, wird von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel zunächst einmal als „gute Nachricht“ für die gewerbliche Wirtschaft bewertet. „Ohnehin schon krisengeschwächte Firmen mit höheren Steuern zu belasten, kann Erholungsprozesse ausbremsen und letztlich Arbeitsplätze kosten“, betont Jaeckel in der „Dorstener Zeitung“ mit Blick auf die großen Belastungen für die Wirtschaft durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine. Hohe Energiekosten und eine lahmende Weltwirtschaft bereiteten der Wirtschaft genug Probleme.

Bei der Gewerbesteuer ist Marl Spitzenreiter

Das Gewerbesteuerniveau in der Region ist deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Das trifft insbesondere auch auf die Städte im Kreis Recklinghausen zu. Mit einem Hebesatz von 530 Punkten ist Marl Spitzenreiter im Vest und liegt zum Beispiel noch vor München (490). Bundesweit beträgt der Durchschnitt 400 Punkte, im Kreis Recklinghausen sind es im Mittel 504 Punkte, im Münsterland, der benachbarten Konkurrenzregion, 439 Punkte. In Marl zahlt eine Kapitalgesellschaft mit 100.000 Euro Ertrag Gewerbesteuern in Höhe von 18.550 Euro. Den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz im IHK-Bezirk hat Wettringen (Kreis Steinfurt) mit 375 Prozent. Dort würden nach IHK-Berechnungen nur 13.125 Euro Gewerbesteuern fällig. In Dorsten stieg der Gewerbesteuerhebesatz in diesem Jahr um zehn Punkte auf 505.

IHK kritisiert Anstieg der Grundsteuer B

„Überdurchschnittlich hohe kommunale Steuerhebesätze schwächen grundsätzlich die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und damit die Attraktivität von Standorten“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Jaeckel. Sorgen bereitet ihm nach eigener Darstellung darum die aktuelle Entwicklung bei der Grundsteuer B im IHK-Bezirk. Für diese Steuer, die von den Städten und Gemeinden auf bebaute und unbebaute Grundstücke erhoben wird und damit auch Unternehmen belastet, haben einige Kommunen ihre Hebesätze deutlich angehoben. Drei von ihnen – und sie liegen im Kreis Recklinghausen – besonders kräftig: Herten von 790 auf 920 Prozent, Gladbeck von 850 auf 950, Dorsten von 780 auf 870.

Ausbildungsumfrage der IHK: Viele angebotene Plätze bleiben unbesetzt

 Viele angebotene Plätze von Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region, zu der auch Dorsten gehört, bleiben unbesetzt. Das zeigt das Ergebnis der Ausbildungsumfrage der IHK Nord Westfalen von Mitte des Jahres 2023, an der sich 725 Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region beteiligt hatten. Danach ist der Anteil der Unternehmen, die im vergangenen Jahr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten, weiter gesunken. Und zwar auf 56,5 Prozent. Im Jahr 2021 waren es noch 60 Prozent, 2018 noch rund 75 Prozent der Unternehmen. Der Bundesdurchschnitt lag bei 53 Prozent. Allein bei den an der Umfrage beteiligten Unternehmen blieben insgesamt 802 Plätze unbesetzt. Auch mehrere hundert Ausbildungsplätze in der IHK-Lehrstellenbörse waren noch offen. Das sind mit 64,4 Prozent deutlich mehr als bei der letzten Umfrage (51,9 Prozent).

Zur Sache:
200-jährige IHK-Geschichte in Deutschland – Faktische Gründung 1830

Die Geschichte der Industrie- und Handelskammern, denen die Idee der Selbsthilfe durch Zusammenschluss zugrunde lag, geht bis ins Mittelalter zurück. Ab dem 19. Jahrhundert dienten die Einrichtungen erstmals auch der Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Erste Interessenvertretungen von Kaufleuten entstanden bereits im 17. Jahrhundert durch die Gründung der Commerzdeputation in Hamburg 1665, initiiert durch die seit 1517 bestehende Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg. 1675 folgte die Gründung des Lübecker Kommerzkollegiums. Um 1710 wurde in Kassel nach dem Vorbild der spanischen consulados, welche es erstmals 1283 in Valencia gab, sowie der französischen Conseil de Commerce, die seit 1664 bestand, die fürstliche Commercien-Cammer eingerichtet. Später wurde in Köln der Handelsvorstand gegründet, eine Vorgängerinstitution der 1797 gegründeten Industrie- und Handelskammer zu Köln.
Die faktisch erste Gründung einer „deutschen Handelskammer“ moderner Prägung erfolgte 1830 mit der Genehmigung des neuartigen Status der „Handelskammer von Elberfeld und Barmen“ (heutige Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid), die im ersten großen Industriezentrum Deutschlands entstand. Sie war nicht nach dem unter französischer Besatzung erzwungenen System der Handelskammern organisiert, sondern räumte Unternehmern erstmals das Recht ein, ihre Angelegenheiten eigenverantwortlich zu regeln und ihre Vertreter selbst zu wählen. Dieses Modell, das die Interessen der Gesamtwirtschaft des Bezirks vertreten sowie Verwaltung und Politik in allen die Wirtschaft betreffenden Fragen beraten sollte, wurde schnell zum Modell für die preußische und später gesamtdeutsche Kammergesetzgebung. So folgte bereits 1848 der Erlass einer preußischen Verordnung über die Einrichtung von Handelskammern (HKVO vom 11. Februar 1848). 1870 wurde das Handelskammerrecht vereinheitlicht (HKG vom 24. Februar 1870). Die Bezeichnung der bisherigen Handelskammern als Industrie- und Handelskammern erfolgt seit 1920.
In der NS-Zeit (1933 bis 1945) wurden die Industrie- und Handelskammern nach dem Führerprinzip umstrukturiert und Stück für Stück ihrer Selbstverwaltungsfunktion beraubt. Sie wurden wie die Handwerkskammern in Gauwirtschaftskammern umbenannt und in die staatliche Wirtschaftslenkung integriert.
Nach dem Kriegsende lehnte die Militärverwaltung in der amerikanischen Besatzungszone die Pflichtmitgliedschaft der Gewerbetreibenden in der IHK ab. In der Bizone war dies ebenso. Im Zuge der Gründung der Länder wurde in vielen Ländern festgelegt, dass die Industrie- und Handelskammern paritätische Institutionen sein sollten. Die Besatzungsmächte übten ihr Veto-Recht aus. Ende 1956 wurde das Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern als Bundesgesetz (IHKG vom 18. Dezember 1956) verabschiedet. Der Bund nahm seine Kompetenz der konkurrierenden Gesetzgebung wahr; damit waren divergierende Modelle in den Ländern ausgeschlossen und eine bundeseinheitliche Regelung getroffen.


Quellen: Pressestelle IHK-NRW. – MW in der DZ vom 24. Juli 2023.

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