Hatzfeld, Graf Melchior von

Erfolgreicher Feldherr der Liga vertrieb 1641 die Hessen aus Dorsten

1593 bis 1658; kaiserlicher Feldmarschall. – Er eroberte 1641 nach zweimonatiger Belagerung Dorsten von den Hessen zurück. – 1625 trat er ins kaiserliche Heer ein und stieg unter Wallenstein zum Generalfeldzeugmeister auf. Nach dessen Ermordung diente er unter Gallas und wurde 1635 in den Reichsgrafenstand erhoben. Er verlor 1636 die Schlacht von Witstock und siegte 1638 bei Vlotho über Pfälzer und Schweden.

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Hatzfeld leitete die erfolgreichen Feldzüge in Westfalen, vertrieb die Hessen, musste 1645 bei Jankau eine Niederlage hinnehmen, geriet in schwedische Gefangenschaft, wurde ausgetauscht und nahm 1646 seinen Abschied. Nach dem Dreißigjährigen Krieg beteiligte er sich an militärischen Hilfsaktionen für das von Schweden angegriffene Polen. Hatzfeld war ein belesener Mann und unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz mit Fürsten und Heerführern. Seine beiden natürlichen Söhne von einer Dienstmagd fielen in Gefechten als Hauptmann bzw. Generalmajor im Dienste der Generalstaaten. Seine Tochter heiratete den begüterten Grafen von Nassau-Dillenburg.

Beschreibung der Eroberung der Festung Dorsten

Von Dortmund aus unternahm Graf von Hatzfeld vom Juli bis September 1641 die Belagerung und Eroberung Dorstens. Das „Theatrum Europaeum“ berichtet darüber:

„Die Wolfenbüttelische Belägerung / und daß die Schwedischen  wegen der Käis. Armada Gegenwart genug zu thun gehabt / hat verursachet / daß Herr General von Hatzfeld Dorsten im Julio vom weitem zu belägern angefangen / darzu der Herr von Vehlen [Alexander II. v. Velen] im Eingang deß Monats / als unten folgen wird / zu Münster gemustert / und das Geschütze darzu / samt Feuermörseln die Stadt hergegeben hat: und lag der von Hatzfeld gegen dem Ende Julii auff eine Stunde nahe von Dorsten / aber auß Calcar kamen noch 400. Hessische hinein / daß sie sich also bey 2000. starck darinnen befunden haben.

Die Belägerten [Johann v. Geyso mit 2.000 Mann] gehalten wurde bekamen von ihrem Generalen dem Herrn Grafen [Kaspar] von Eberstein / mit Vertröstung gewissen Entsatzes / ernstlichen Befelch / sich biß auffs äußerste zu wehren. Darauff machten sie /benebens guter Ordnung / unterschiedliche Durchschnitte / liessen alle ledige Häuser und Ställe abbrechen / und für die Soldaten am Wall Hütten dahin bauen / auch führeten sie äussere Werck im Angesicht ihres Feindes / thäten außfallen und und ruinirten ihm eine Battery vor der Lipp-Pforten / zerstiessen einen halben Canon / und einen andern halben zersprengten sie.

Der von Hatzfeld liesse 3. Brücken auff die Lippe schlagen / ums Läger Schantzen auffwerffen / dieselben mit Cortinen zusammen zu schliessen : auch wurden noch vier halbe Carthaunen und zween Feuermörser auß Käiserswerth Eingangs Augusti dahin gebracht : nicht weniger in kurtzer Zeit 3. Battereyen gemacht. Es judicirte eine qualificirte Person von dieser Belägerung mit Verwunderung / daß man sie um diese Zeit vornehmen möge : Angesehen die darinnen ligende / Obr. Geiß / und Obr. Kotz / mit andern guten Officirern und 2000. guter  Soldaten / auch mit allerhand Nothdurfft überflüssig versehen wären : hergegen grosser Mangel im Hatzfeldischen Läger sey / das Volck auch unter der Befahrung ankommenden Entsatzes sehr außrisse.

Beyderseits Geisseln geschlossen worden

Bald kam Bericht / der Freyherr von Veelen hätte die an der Lippe gelegene Schantze erobert / und hoffe der von Hatzfeld innerhalb 14. Tagen sich der Vestung zu bemächtigen : Man schriebe um den 15. Augusti auß Cölln / wann kein Succurs komme / so sey sie verlohren. Es wurde auch der Ort hart beschossen : und ob wol eine Hessische Parthey von 300. Man / sampt andern Statischen Volck / deß Obr. Meuters Convoy / so mit Munition und Proviant / von Käiserswerth auch nach dem Läger gehen sollten / auffgewartet / so hatte es doch damit den Außschlag / daß besagter Obrist Meuter diese Parthey beym Deisberger Busch bemeisterte / alle Hessischen nieder machte / und die Statische gefangen ins Läger brachte. Die darinnen wehreten sich zwar noch immer tapffer / und wurden Verwundete täglich nach Dortmund gebracht / es hatte aber der von Hatzfeld um den 11. Septembr. sich allbereit der äussern Werck bemächtiget / und bestunde Hatzfeldischen theils mit einander auff einen General-Sturm : doch wurde um den 25. ejusdem noch immer an völliger Bress geschossen / darzu man aus Cölln im Ende Augusti bey 2000 Kugeln gelieffert hatte. Es sollte aber die Bresse nächsten Tags an zwey Orten / an einem von 2000. Musquetierern / an dem andern 1500. Schußfreyen Curassirern / unter auffgesetzten Sturm-Hüten / angelauffen werden.

Um den 14. Septembr. wurde ein gemeiner Sturm gethan / deme ein General-Sturm nachfolgen sollte / der von Hatzfeld aber schickte zuvorn dem Commendanten einen Trompeter / mit Erinnerungs-Schreiben / es darzu nicht kommen zu lassen / sondern guten Accord anzunehmen. Dieweil dann keine zeitliche Entsatzung mehr zu hoffen / und der Graben an der Lipp-Pforten allbereit so wol außgefüllet war / daß eine Comp. in Ordnung darüber marchiren können / dannenhero es die Belägerten auff keinen General-Sturm verantwortlich setzen dörffen : als ist der Accord angenommen / und derselbe den 18. dieses mit Gebung beyderseits Geisseln geschlossen worden / und zogen die Hessischen den 19. deß Mittags mit Sack und Pack / fliegenden Fahnen / Ober- und Unter-Gewehr / Kugeln im Munde / 2. Stück Geschützes auß / hergegen nahme das Hatzfeldische Leib-Regiment seinen Einzug“.

Information: Das „Theatrum Europaeum“ ist der Titel eines von Matthäus Merian begründeten und zwischen 1633 und 1738 in 21 Quartbänden erschienenen deutschsprachigen Geschichtswerkes. Besondere Bedeutung kommt der Reihe von Chroniken durch ihre zeitnah verfassten Schilderungen des Dreißigjährigen Krieges und der Regierungszeit Ludwig XIV. sowie durch ihre 720 Kupfertafeln zu, von denen rund 140 von Merian selbst gestochen wurden. Der Umfang der Bände liegt zwischen rund 400 und 1500 Seiten.


Quelle:
Friedeman Bedürftig „Dreißigjähriger Krieg“, München 1999. – Matthaeus Merians „Theatrum Europaeum“.

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