Groß-Dorsten

1943 wurden Holsterhausen und Hervest-Dorsten eingemeindet

Der Begriff entstand 1943 bei der Vereinigung der bis dahin selbstständigen Gemeinden Holsterhausen und Hervest mit der Stadt Dorsten, deren Einwohnerzahl dadurch auf 25.000 anstieg. Der Begriff Groß-Dorsten wurde noch bis in die 1950er-Jahre in der Zeitung und von Kommunalpolitikern verwendet, danach verschwand er. Die damalige Zusammenlegung der beiden Bergbaugemeinden mit der früheren Handelsstadt Dorsten stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung in der Bevölkerung. Zu sehr achteten die jetzt als „Altstädter“ bezeichneten südlich der Lippe wohnenden Städter auf ihre poahlbürgerliche Herkunft und die sozialen Unterschiede. Der Volksmund kreierte in der Stadt den Ausspruch „Über den Jordan gehen“ (gemeint war die Lippe) als etwas, das man eigentlich nicht tut: Die angestammte Heimat und die besseren sozialen Verhältnisse verlassen. Doch die damaligen nationalsozialistischen Kommunal- und Kreispolitiker schwärmten geradezu von der angeordneten Zusammenlegung. Da schien es ihnen gleichgültig zu sein, dass es in der Bürgerschaft Widersprüche über die Auffassung gab, ob die Zusammenlegung nun wirtschaftlich und finanziell einen Vorteil oder einen Nachteil für die Stadt bringe. Diese aufkommende Diskussion wurde befehlsgemäß schnell unter den Teppich einer gemeinsamen euphorischen Haltung gekehrt.

Hochrangige Vertreter von Staat und Partei feierten die Eingemeindung

Titelseite des Hefts zur Eingemeindung 1943

Titelseite des Hefts zur Eingemeindung 1943

Entsprechend feierten die Politiker dieses Ereignis in einer Ratsherrensitzung unter Leitung von Bürgermeister Dr. Josef Gronover am 9. Juni 1943 im damaligen Landesaufnahmeheim, der früheren klösterlichen Krankenanstalt „Maria Lindenhof“ der Barmherzigen Brüder von Montabaur, die schon 1937 nach einem Schauprozess vertrieben worden waren. Hochrangige Vertreter von Staat und Partei waren anwesend, darunter Regierungsvizepräsident Klein als Abgesandter des Oberpräsidenten von Westfalen und des Regierungspräsidenten, dann der NSDAP-Oberbereichsleiter Auras mit seinem gesamten Stab, Landrat Dr. Reschke, der Standortälteste der Wehrmacht, General Hempel, viele Altbürgermeister sowie eine handverlesene Auswahl verwundeter Soldaten, darunter auch Schwerstverwundete, die in dem im Landesaufnahmeheim untergebrachten Lazarett lagen.

Die Partei ernannte neue Stadträte

NSDAP-Kreisleiter Auras ernannte als Beauftragter der Partei danach folgende Parteigenossen zu neuen Stadträten Groß-Dorstens: Rechtsanwalt Heinrich Nordmann, Kaufmann Wilhelm Beisenbusch, Kaufmann Anton Döpp, Vorarbeiter Ernst Horstkamp, Anstreichermeister Wilhelm Gahlen, Rendant Karl Schämann, Kaufmann Paul Schürholz, Kaufmann Heinrich Brune, Bergassessor Paul Schulte-Borberg, Kaufmann Ludwig Cirkel, Ortsbauernführer Fritz Einhaus, Bergmann August Riepa, Bäckerobermeister Karl Kochen, Fahrsteiger Otto Berke, Versandleiter Gustav Prenzler, Möbelhändler Bernhard Wemhoff, Bergmann Friedrich Dornhöfer, Landwirt Heinrich Ostrop, Gastwirt Bernhard Möller, Fabrikant Robert Paton, Kaufmann Friedrich Stöckmann, Bergmann Klaus Glinka, Obergerichtsvollzieher Karl Wolters, Betriebsbahninspektor Gottfried Pfannkuche. Er beglückwünschte die zu Stadträten ernannten Parteigenossen aus Dorsten, Holsterhausen und Hervest.

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