Erle

Nachbargemeinde mit vielen historischen Gemeinsamkeiten mit Dorsten

Erle liegt am Rande des Westmünsterlands. Es liegt praktisch auf dem Schnittpunkt der Kreise Recklinghausen, Wesel und Borken und somit auch auf dem Schnittpunkt vom Münsterland, Niederrhein und Ruhrgebiet. Im Süden ist die nächstgrößere Stadt Dorsten, im Westen ist es Wesel, im Norden liegt Borken. Erle liegt in einer typischen Heidelandschaft, deshalb auch der Beiname „Heededoerpken“, „Heidedörfchen“ auf Erler Sandplatt. Erle besteht aus dem Dorfkern, den Bauerschaften Östrich und Westrich sowie aus Teilen der seit 1975 nicht mehr eigenständigen Ortschaft Overbeck. Es ist in seiner Gesamtheit Teil des Naturparks Hohe Mark-Westmünsterland, der historischen „Herrlichkeit Lembeck“ und liegt an der „Hamaland-Route“. Seit dem 1. Oktober 2018 gehört Erle zum Wolfsgebiet Schermbeck, einem von vier ausgewiesenen Wolfsgebieten in Nordrhein-Westfalen.
Mit Erle waren die damaligem Dörfer bzw. Kirchspiele Holsterhausen, Rhade, Wulfen, Lembeck, Hervest, Altschermbeck und auch die Stadt Dorsten jahrzehntelang durch eine gemeinsame Zugehörigkeit zur „Herrlichkeit Lembeck“ bzw. zum Vest (Kreis) Recklinghausen verbunden. Erle hat 3602 Einwohner mit Hauptwohnsitz, davon sind 1816 männlich und 1786 weiblich; 2327 Einwohner gehören der katholischen, 580 der evangelischen Kirche an und 695 sind anders oder gar nicht gläubig. (Stand: 30. September 2019). Die „Borkener Zeitung“ als auch die „Dorstener Zeitung“ werden im Dorf als Tageszeitung vertrieben.

Erle ist Hauptdarsteller der Radio-Serie „Mein Dorf“ im WDR 4

Der Rundfunk WDR 4 sendet jede Woche einen Reportage der Reihe „Mein Dorf“ über kleine Orte in Nordrhein-Westfalen und lässt die Bewohner erzählen, welche Geschichten sich um die Gemeinde ranken und was das Leben in ihrem Dorf so schön macht. Im Juli 2021, es war die 29. Woche des Jahres, war in fünf etwa zweiminütigen Folgen allerlei zu hören über kulturelle, historische und politische Besonderheiten über und aus Dorstens Nachbarort Erle, Ortsteil von Raesfeld. Dafür hatte WDR-Mitarbeiter Dennis Burk gesorgt. Erzählt wurde über die 1800 Jahre alte Femeiche, eine der ältesten Eichen Deutschlands, über die Schnapsbrennerei Böckenhoff. Auf dem Dorfplatz berichtete Ex-Bürgermeister Andreas Grotendorst über Dorfgemeinschaftshausprojekte, über eine Umfrage unter Dorfbewohnern und  informierte über den Verein „Eintracht Erle“, der sich im Corona-Lockdown mit einer Spendenaktion für Wirte und Friseure hervorgetan hatte. Nach der Ausstrahlung gab es die Einzelfolgen als Zusammenschnitt zu einem etwa zehnminütigen Podcast in der WDR-App und auf der Homepage. Dort wurde Erle nach dem 23. Juli aufgenommen in die Reihe von Dörfern wie Bockhorst, Auwel-Holt, Langst-Kierst, Schapdetten, Störmede, Satzvey und vielen anderen.

Von der Jungsteinzeit zur Herrlichkeit Lembeck und Landkreis Borken

Funde aus der Jungsteinzeit und die Hügelgräber (Foto) aus der älteren Bronzezeit in Erle zeugen davon, dass schon seit Tausenden von Jahren auf Erler Gebiet Menschen siedelten. Im Frühmittelalter lebten hier Franken, im 7. Jahrhundert eroberten Sachsen die Gegend. Sie siedelten sich in kleinen Streusiedlungen an. Das eigentliche Dorf entstand später um die Kirche herum. Die erste gesicherte Erwähnung Erles als „Erlore“ findet sich im Urbar (Heberegister) des Klosters Werden aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Das Kloster verfügte demnach in Erle über Grundbesitz. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer des Dorfes und die Adelshöfe ebenfalls durch Verkauf, Verpfändung, Vererbung oder Heirat. Ab dem 16. Jahrhundert löste sich der Hofverband allmählich auf und der Schultenhof verschwand. Zur Zeit der Reformation hatte Erle ab 1533 protestantische bzw. calvinistische Pfarrer. Erst ab 1622 wurde Erle wieder katholisch.
Das Land wurde stückweise an Bauern verpachtet. Ab 1805 wurde der Grundbesitz in Teilen verkauft. Das Patronat der Erler Kirche besaßen nach mehreren Wechseln ab 1645 bis ins 20. Jahrhundert die Herren bzw. Grafen von Merveldt zu Lembeck. Den Herren von Lembeck gelang es im 15. Jahrhundert durch Erwerb der Gogerichtsbarkeit einen eigenen Gerichtsbezirk im Amt Ahaus aufzubauen, in das das Amt auf dem Bram aufgegangen war. So entstand die Herrlichkeit Lembeck, die durch die Richter des Lembecker Grafen verwaltet wurde. Zu ihr gehörten die Kirchspiele Erle, Holsterhausen, Rhade, Wulfen, Lembeck, Hervest und Altschermbeck. Die Herrlichkeit Lembeck bzw. das Fürstbistum Münster grenzte im Westen an das Herzogtum Kleve bzw. das Kurfürstentum Brandenburg (ab 1701 Königreich Preußen), zu dem das Herzogtum ab 1614 gehörte, und im Süden jenseits der Lippe an das Vest Recklinghausen, das Bestandteil des Fürstbistums Köln war.

Erle gehörte zeitweise zum Fürstentum Salm-Salm und zu Frankreich

Als ab 1803 im Zuge der Säkularisierung (Abschaffung aller weltlichen Herrschaftsgebiete der Kirche) auch das Fürstbistum Münster aufgelöst wurde, fand auch die „Herrlichkeit Lembeck“ als Gerichtsbezirk ihr Ende. Die Karte zeigt das Gebiet, wie es von 1589 bis 802 bestand.  Vorübergehend gehörte das Gebiet der Herrlichkeit in der Zeit der napoleonischen Herrschaft über Europa zum neu gebildeten Fürstentum Salm-Salm und zu Frankreich. Erle wurde in dieser Zeit der Mairie (Bürgermeisterei) Altschermbeck zugeordnet. Nach der Befreiung von napoleonischer Herrschaft kam Westfalen zum Königreich Preußen. Die ehemalige Herrlichkeit Lembeck wurde in den 1816 neu geschaffenen Kreis Recklinghausen eingegliedert. Mit Einführung der Landgemeindeordnung von 1841 wurden die bis dahin bestehenden Bürgermeistereien Altschermbeck und Wulfen zu Ämtern erklärt. Die einzelnen Gemeinden wurden politisch selbstständig und erhielten Bürgermeister und Gemeindevertreter. Im Jahre 1929 wurden die beiden Ämter zum Amt Hervest-Dorsten zusammengeschlossen.
1920 wurden in Erle bei Kämpfen zwischen Freikorpssoldaten und „Spartakisten“ (Angehörige der Roten Arbeiterarmee im Ruhrgebiet) an der Rhader Straße 5 „Spartakisten“ erschossen und nahe der B 224 begraben. Bei einem Bombenangriff wurden am 23. März 1945 die Kirche und der Ortskern schwer beschädigt. Zwei Menschen kamen zu Tode.

Drei rote Eichhörnchen stellen das Erler Wappen dar – seit 1934 offiziell

Das Wappen von Erle besteht aus drei Eichhörnchen, da unter den Adelsfamilien in Erle eine Familie von Ichorne lebte. Der Name bedeutet Eichhorn. Diese Interpretation stellt sich heute als Irrtum heraus. Doch die Regierungsbehörde in Münster deklarierte 1934 dieses Eichhörnchenwappen der „von Ichorne“ gegen den Willen der Erler, Diese Interpretation stellt sich heute als Irrtum heraus. Doch die Regierungsbehörde in Münster deklarierte 1934 dieses Eichhörnchenwappen der „von Ichorne“ gegen den Willen der Erler, die die Femeiche als Wappen vorgeschlagen hatten. Daher sind heute noch drei Eichhörnchen nicht nur im Erler Wappen zu sehen, sondern auch in dem der Herrlichkeit Lembeck und im Raesfelder Stadtwappen.

Erler Bürger wollten zu Dorsten, doch sie kamen zur Gemeinde  Raesfeld

Der Erler Gemeinderat beschloss 1971 einstimmig den Anschluss der Gemeinde Erle bei der anstehenden kommunalen Neugliederung an die Stadt Dorsten. Am 1. Januar 1975 verlor Erle seine politische Eigenständigkeit und wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung gegen den Willen des Erler Gemeinderats durch Fusion ein Gemeindeteil der neuen Gesamtgemeinde Raesfeld. Von 1965 bis 1983 war Erle Standort einer Militäranlage der NATO, bestehend aus einer Raketenabschussstation, einer Radarstation und einer Kaserne. Zeitweilig lagerten hier bis zu 27 Nike-Luftabwehrraketen und sogar 18 Atomsprengköpfe. Niederländische, amerikanische und belgische Soldaten taten in Erle ihren Dienst. Als sie mit den Raketen abgezogen waren, diente die Kaserne im Erler Süden in den 1990er-Jahren friedlichen Zwecken, der Zwischenaufnahme von deutschstämmigen Aussiedlern aus der Sowjetunion und Polen, später auch von Asylbewerbern. Heute entstehen hier nach Abriss der Kaserne Einfamilienhäuser.

Hauptattraktion ist natürlich die Jahrhunderte alte Femeiche

Erle besteht neben dem Dorf aus drei Bauernschaften: im Westen die Westrich und Nordoverbeck, im Osten die Östrich. Das Dorf erlebte nach dem Krieg ein rasantes Bevölkerungswachstum. Das nahe Ruhrgebiet mit seinen Arbeitsplatzmöglichkeiten, die gute Verkehrsanbindung sowie die hohe Wohnqualität veranlassten viele Menschen in das dörfliche Erle zu ziehen bzw. in Erle zu bleiben. So entstand eine Reihe von Neubaugebieten mit Einfamilienhäusern und im Süden ein Industriegebiet.. Trotz der Veränderung der Bevölkerungsstruktur hat Erle seinen dörflichen Charakter bewahrt. Deshalb und wegen seiner touristischen Attraktionen ist Erle besonders am Wochenende Ziel vieler Tagesbesucher. Hauptattraktion ist natürlich die rund 1600 Jahre alte Femeiche. Über das Alter gibt es unterschiedliche Veröffentlichungen.

Siehe auch: Femeiche Erle
Siehe auch: Nato-Stützpunkt Erle
Siehe auch: Kornbrennerei Böckenhoff
Siehe auch: Erdöl in Erle
Siehe auch: Naturraum Hohe Mark

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