Drogenboss D.

Dorsten war vorübergehend das Zentrum eines Rauschgiftrings

Drogenspritze (Symbolbild)

Drogenspritze (Symbolbild)

Drogen-Dealer gibt es in Dorsten seit vielen Jahrzehnten. Gekifft wurde in gewissen „Kultkneipen“, gedealt aber auch zeitweilig an den Schulhöfen der beiden Gymnasien. Das Schöffengericht beim Amtsgericht Dorsten ist mit kleinen und größeren Rauschgiftdelikten wegen der nahen Grenze zu den Niederlanden stets mit Drogenprozessen befasst. Dass es aber einen von der „Dorstener Zeitung“ apostrophierten „Drogenboss“ in Dorsten gab, der sich im November 2011 wegen insgesamt 56 Fällen des Handelns mit insgesamt 150 Kilogramm Marihuana und 2,5 Kilogramm Heroin vor dem Landgerichts Essen zu verantworten hatte, dürfte wegen der Menge des „Stoffs“ und der Umstände in Dorsten bislang einmalig sein. „Drogen und Dorsten: Diese Wort-Kombination beschäftigte jahrelang regelmäßig das Landgericht Essen“, schrieb Werner von Braunschweig am 10. Februar 2012 in der „Dorstener Zeitung“. Das Landgericht verurteilte den Dorstener Groß-Dealer Danny D. (28) „mit Bauchschmerzen“ unter Abzug von Kronzeugenrabatt zu einer vergleichsweise milden Strafe von vier Jahren und zwei Monaten Haft.

Durch den Gefangenentunnel in den Gerichtssaal geführt

Gegen den 28-jährigen Angeklagten wurde unter verschärften Sicherheitsbedingungen verhandelt. Neben den Wachtmeistern der Justiz begleiteten den Dorstener zusätzlich zwei Polizisten aus dem Gefangenentunnel in den Saal B 23, in und vor dem insgesamt sieben Polizisten saßen. Zudem wurden die Zuschauer genauestens kontrolliert. Denn der Angeklagte gab an, von russischen Killern bedroht zu sein. Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, zwischen März und Oktober 2010 von Dorsten aus einen professionellen Rauschgift-Handel aufgezogen zu haben. In der Gruppe um den 28-Jährigen (geb. 1983) soll es nach Erkenntnissen der Ermittler feste Strukturen gegeben haben. Während sich einer seiner Komplizen um die Beschaffung der Drogen aus den Niederlanden (teils durch von Motorrädern eskortierte Kuriere) gekümmert haben soll, soll der Angeklagte in erster Linie die regionale Verteilung der Drogenpakete organisiert haben.

Drogenring mit Zentrum in Dorsten enttarnt

Zu seinen Abnehmern sollen andere Dealer aus Marl, Mannheim und Dresden gehört haben, die nicht selten Drogenpakete von bis zu fünf Kilogramm empfingen. Fakt ist, dass im November 2010 ein mutmaßlicher Kurier der Gruppe um den Angeklagten auf dem Weg nach Mannheim festgenommen wurde. Im Gepäck befanden sich fünf Kilogramm Marihuana. Aufgrund von Bedrohungen im Rauschgiftring bekam der Dorstener Angst vor russischen Killern, die sein Partner ihm auf den Hals gehetzt haben soll. Er ging deshalb zur Polizei und packte vor den völlig überraschten Beamten aus. Der 28-Jährige enttarnte einen Drogenring mit dem Zentrum in Dorsten, der innerhalb weniger Monate mit Rauschgift im Wert von 700.000 Euro gehandelt hatte. Seitdem mussten sich zahlreiche Drogenkuriere vor Gericht verantworten. Auch der Partner wurde angeklagt und zu sechs Jahren Haft verurteilt.

In den Jahren 2010/11 weitere Komplizen aus Dorsten verurteilt

Ein Komplize, ein 32-jähriger Hertener, der mit Dany D. den Drogenring mit aufgebaut hatte, wurde Anfang Dezember 2011 vom Landgericht Essen wegen Handels mit Marihuana und Amphetamine in 21 Einzelfällen zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Anfang 2012 urteilte das Essener Landgericht gegen zwei weitere dem Drogenring angehörenden Männer aus Dorsten, die zwischen Oktober 2010 uns Juli 2011 aus Venlo (Niederlande) rund 35 Kilogramm Marihuana und Kokain nach Dorsten geschmuggelt  hatten. Im Urteil wurde die Menge auf nachweisbare neuneinhalb Kilogramm Drogen reduziert. Einer von den Angeklagten, ein 31-Jähriger, wurde wegen Einfuhr und Handel mit Marihuana und Kokain zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Der andere, ein 30-jähriger bislang Unbescholtener, kam wegen Beihilfe mit einer eineinhalbjährigen Haftstrafe – ausgesetzt zur Bewährung – und 1.000 Euro Geldbuße davon (siehe Drogenszene; siehe Café Kick).

In Dorsten gefunden: Marihuana, Aufputschmittel und Waffen

Er war erst 26 Jahre alt, als die Polizei die Wohnung eines Dorsteners in Holsterhausen  durchsuchte und  500 Gramm Marihuana, Aufputschmittel sowie Waffen fand. Sie hatte einen Tipp bekommen. Das Landgericht Essen verurteilte ihn, der bereits mehrmals vorbestraft war, im März 2012 zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten. Mit dieser hohen Strafe hatte der Industriepolsterer offensichtlich nicht gerechnet.

Prozess am Landgericht Essen – Drogen in Fahrzeugteilen versteckt

Zehn Monate nach der Verurteilung eines Drogenbosses aus Dorsten stand im Juni 2014 ein wichtiger Komplize vor Gericht. Der 47-jährige Mann aus Hervest hatte der Drogenbande seine Garage zur Verfügung gestellt, in der Schmuggel-Marihuana aus speziell präparierten Autos ausgebaut wurde. Der Angeklagte war ein Freund des in Dorsten gebürtigen Bandenchefs mit spanischen Wurzeln, der bereis im vergangenen Sommer zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden ist. Das Rauschgift kam aus Spanien und wurde per Auto nach Dorsten geschmuggelt. Der Ausbau erfolgte in der Garage des 47-jährigen Ex-Staplerfahres. Die Drogenpakete waren mit Paketband umwickelt und steckten in den Längsträgern der Fahrzeuge. Um sie heraus zu holen, musste lediglich die vordere Stoßstange ausgebaut werden. Laut Anklage sollen in der Garage fast 20 Kilo ausgebaut worden sein. Zum Prozessauftakt vor dem Essener Landgericht hat der Angeklagte außerdem gestanden, selbst mit Marihuana gehandelt zu haben.


Quellen:
Werner von Braunschweig „150 Kilo Marihuana: Mutmaßlicher Drogenboss (28) vor Gericht“ in DZ vom 2. November 2011. – Stefan Wette „Kronzeuge vor Gericht“ in der WAZ vom 2. November 2011. Stefan Wette „Mildes Urteil für Dealer“ in WAZ vom 9. November 2011.

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