Dorsten, Name

Der Stein des Germanengottes Thor ist nicht Namensgeber

Wandgemälde Beisenbusch: Dorsten am Thorstein

Wandgemälde Beisenbusch: Dorsten am Thorstein

Der Name geht auf die Form „Durstina“ und nicht auf Durstinon zurück, obgleich die Stadt topografisch im Bereich des Ortsnamens Durstinon entstand. Die Stadtgründungsurkunde besitzt die endungsabgeschwächte Form Durstine. Diese Unterschiede beispielsweise zwischen Dorsten und Haltern sind charakteristisch, denn Halathra blieb als Ort erhalten, Durstinon aber ist in unbekannter Zeit in die Stadt aufgegangen.

Durstinon und Durstina

Durstina war die Bezeichnung einer Gruppensiedlung nördlich der Lippe mit etwa sechs Höfen, die auf dem Kleinen und Großen Hohefeld lag. Im Spätmittelalter wurde die Bauerschaft Durstina vermutlich im Zusammenhang mit der Kirchgründung und Stadtbildung wüst, allerdings nicht total, weil das Hohefeld weiterhin vom Süden aus bewirtschaftet wurde und wegen der Namensfolge „Dorsten“ noch vor der Stadtwerdung 1251 auf das Südufer verlegt wurde. Der Name „Durstinon“ bezeichnet eine Einzelhofsiedlung südlich der Lippe, die sich seit etwa dem Jahre 500 in den Niederungen des Schölzbachs und des Rapphofs Mühlenbachs (bis Altendorf) ausgedehnt hatte, unter ihnen der adelige Hof und spätere Xantener Oberhof Dorsten. Die Anzahl der Siedlungseinheiten sind nur schwer anzugeben, da der Name Dorsten einen gänzlich anderen Geltungsbereich hatte. Unter dem Namen Dorsten gehörten im 9. Jahrhundert noch Teile von Altendorf-Ulfkotte dazu und im 14. Jahrhundert die Hardt, da der Hof „Schulte ter Hart“ unter Dorsten aufgeführt wird. Später hat sich der Ortsname den jüngeren Verwaltungsräumen angepasst.

Durstensis, Dürsten, Dörsten und dann Dorsten

Was der Name Dorsten bedeutet, ist nicht bekannt. Ob er von Thor-Stein (Stadt am Thor-Stein) abgeleitet werden kann, wie es Ende des 19. Jahrhunderts Heimatforscher behaupteten, darf als überschwängliche Germanisierung bezweifelt werden, auch wenn sich der männliche Vorname Thorsten auf Thor bezieht. Gegen diese mythologische Namensdeutung sprechen zum einen der Göttername Thor selbst, denn er ist die nordgermanische Form für Donnergott, und zum andern, dass Germanen ihre Götter in Hainen verehrten. Dennoch hat sich diese Thor-Abstammungslegende gehalten: Zum 650. Stadtjubiläum durfte die Festdichterin Johanna Baltz 1901 von der Stadt am Thor-Stein schwärmen und in nationalsozialistischer Zeit hörte man solche Deutungen wieder gern, auch wenn sie nicht zu belegen waren. In der ältesten Form des Stadtnamens „Durstina“ sind die westgermanischen Wörter „durch“ sowie sti = Stelle und a = Wasser enthalten. Durstina bedeutet also „Wasserdurchgangsstelle“. In frühen Urkunden findet sich die Bezeichnung „Dürsteln“ und in späteren „Dürsten“. Selbst das älteste für den täglichen Gebrauch in Amtssachen dienende Siegel führte die Umschrift: Sigillum majus civitatis Durstensis. Dann wurde aus „Dürsten“ „Dörsten“ und seit Anfang des 19. Jahrhunderts „Dorsten“.


Quellen:
„Chronik der Stadt und Bürgermeisterey Dorsten“ (unveröffentlicht). – Dr. Franz Schuknecht „Topographie und Genese der Stadt Dorsten“ in VZ.

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