Brunn, Jodokus und Franz

Bürgermeister und Amtmänner auf der Wienbeck in Wulfen

Sohn und Vater Brunn

Vater Jodokus (l.) und Sohn Franz Brunn

Jodokus Brunn (1778 bis 1857); Franz Brunn (1806 bis 1892). – Seit Anfang des 17. Jahrhunderts bis in das 21. Jahrhundert ist die Familie Brunn „auf der Wienbeck“ bei Wulfen ansässig. Die „Wienbeck“ liegt etwa zwei Kilometer westlich von Wulfen entfernt im Kreuzungsbereich der B 58 und der östlich von ihr abzweigenden Straße nach Lembeck, westlich begrenzt durch den Wienbach.

Villa Wienbeck: Wohn- und Amtshaus Brun

Villa Wienbeck: Wohn- und Amtshaus Brunn

Nachdem 1816 die zunächst nördlich von Wienbeck vorbeiführende Straße (Napoleonsstraße) in den Bereich südlich von Wienbeck verlegt wurde, wurde der Gebäudestandort sehr beengt. An der alten, nördlich der Brunn’schen Gebäude verlaufenden Straße befand sich zudem noch eine von den Schlossherren von Lembeck 1595 dorthin verlegte Kornmühle. Nach alten Berichten im Brunn’schen Familienarchiv waren die Brunns auf der Wienbeck in den ersten Jahrhunderten keine Bauern. Sie verwalteten die zum Schloss Lembeck gehörende Kornmühle und betrieben auf der Wienbeck eine Ölmühle sowie eine Gastwirtschaft und Herberge. Sie hatten nur einigen Grundbesitz in „antikretischer Nutzung“, wie es in den Berichten heißt. Doch aufgrund der Besonderheit der Lage der Wienbeck und den beruflichen Tätigkeiten hatte die Familie Brunn gute Kontakte zur Bevölkerung und zu den Schlossherren von Lembeck und verfügten darüber hinaus über gute Kenntnisse von Land und Leuten. Um 1800 lebte im Haus Wienbeck Johannes Franziskus Jodokus Brunn (1778 bis 1857). Er heiratete 1802 Catharina Anna Gertrud Deutsch aus Senden. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, als zweites Kind Johannes Franziskus Heinrich Anton Brunn, kurz Franz Brunn genannt (1806 bis 1892). Nach der französischen Okkupation Westfalens durch Napoleon war die Verwaltung 1812 nach französischem Muster neu geordnet worden. Aus der bisherigen Herrlichkeit Lembeck wurden zwei Mairien (Bürgermeisterämter) gebildet: die Mairie Lembeck mit den Gemeinden  Lembeck, Wulfen und Hervest, die Mairie Altschermbeck mit Altschermbeck, Holsterhausen, Erle und Rhade. Jede Mairie wurde geleitet von einem Maire (Bürgermeister) und zwei Beigeordneten sowie einem Gemeinderat mit 20 Mitgliedern.

Vater und Sohn im Amt

Bürgermeister der Mairie Lembeck wurde 1812 Hermann Josef Reischel, Rentmeister auf Schloss Lembeck von 1787 bis 1811, Richter der Herrlichkeit Lembeck und Notar, wohnhaft in Haus Natteforth. Beigeordnete seiner Mairie waren Jodokus Brunn und Bernhard Sieverding aus Lembeck. Als im Jahre 1816 Josef Reischel das Amt des Bürgermeisters aufgab, wurde Jodokus Brunn sein Nachfolger. Die dann frei gewordene Stelle des Beigeordneten besetzte sein Sohn Franz Brunn. Bürgermeister der Mairie Altschermbeck war Leopold Grüter aus Altschermbeck. Als dieser, wie es heißt, „resignirte“, wurde 1825 Jodokus Brunn zu seinem Nachfolger bestellt und war somit Bürgermeister (in preußischer Zeit: Amtmann) beider Bürgermeistereien, die eine gemeinsame Verwaltung auf der Wienbeck hatten. Jodokus Brunn legte 1836 beide Ämter nieder. Auf seinen Wunsch hin wurde sein Sohn Franz Brunn Nachfolger, der bisher Beigeordneter und Landwehrleutnant war. Franz Brunn heiratete 1836 Caroline Reischel, die Tochter des Herrlichkeitsrichters Hermann Josef Reischel. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, von denen das erste bereits 1841, das zweite 1864 verstarb. Franz Brunn gab seine Ämter aus Protest gegen die preußische Politik gegenüber der katholischen Kirche (Kulturkampf) auf. Er starb 1892.

1822 Urkataster der Gemeinde Wulfen erstellt

Sowohl Jodokus Brunn wie auch Franz Brunn müssen über ihr Amt hinaus ungewöhnlich tüchtig gewesen sein. Sie betrieben nicht nur die Gastwirtschaft und übten ihre politischen Ämter aus. Jodokus Brunn erstellte im Jahr 1822 das Urkataster der Gemeinde Wulfen. Franz Brunn ist Verfasser der weithin bekannt gewordenen „Chronik der Herrlichkeit Lembeck“, die 1988 der Heimatverein Wulfen veröffentlichte (siehe Hermann Josef Reischel; siehe Haus Natteforth; siehe Kulturkampf; siehe Chronik der Herrlichkeit Lembeck).

Brunn‘sche Backstein-Villa könnte 2024  „Haus des Jahres“ werden

Aktueller Besitzer bzw. Bewohner der Brunn‘schen Backstein-Villa (Foto oben) sind Olaf Dahmen, eingezogen 2014, und Patricia Brügge, eingezogen 2018. Sie haben das seit 2009 leer gestandene und unter Denkmalschutz stehenden frühere wieder wohnbar gemacht. Die Villa könnte Villa könnte „Haus des Jahres“ werden. Über Instagram wurde Ende 2023 der Sender HGTV (Home & Garden TV) auf die Dorstener 111 Jahre alte Villa aufmerksam. Patricia Brügger musste ein Bewerbungs-Video anfertigen, das den Sender offenbar überzeugte. Denn vier Wochen später stand im September 2023 ein sechsköpfiges Fernseh-Team vor dem Haus, das innen und außen gefilmt und von einer Jury begutachtet wurde. Das Ergebnis ist bislang unbekannt. Moderiert wird die Sendung „Haus des Jahres“ von Guido Heinz Frinken, der sich für die dritte Staffel die Unterstützung von Bruce Darnell gesichert hat, einem Choreografen und Model, der den meisten als Jury-Mitglied von „Germany´s next Topmodel“ und „Das Supertalent“ bekannt sein dürfte. Insgesamt 24 Häuser sollen in der dritten Staffel bewertet werden, die seit dem 11. Dezember 2023 jeweils montags um 20.15 Uhr auf HGTV läuft. Im Trailer der Staffel war die Dorstener Brunn‘sche Villa bereits zu sehen – und das gleich mehrfach. Von insgesamt sechs Einstellungen auf Häuser stammen drei von dem Dorstener Haus. Die Villa wird bei HGTV am 29. Januar 2024 ab 20.15 Uhr gezeigt. Patricia Brügger hofft, dass es ihr Haus ins Finale schafft.  Das Haus kam ins Finale. Am 19. Februar werden aus acht Finale-Häusern das „Haus des Jahres“ gekürt, wofür es einen Pokal und 10.000 Euro geben wird.


Quellen: Bericht von Hubertus Brunn, Paderborn (2011, unveröffentlicht). – Gespräch Wolf Stegeman mit Hubertus Brunn, Paderborn 2011. – Berthold Fehmer in DZ vom 16. Jan. 2024.

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