Arenbergisches Militär

Das Expeditionskorps kämpfte in Spanien für den französischen Kaiser

Als die Arenberger Herzöge von Napoleons Gnaden 1804 das Vest und Stadt Dorsten von den aufgelösten Krummstabländern Köln und Münster übernommen hatten, übernahmen sie nach einer Prüfung auch das vorhandene Militär oder entließen Offiziere in den Ruhestand. Das war bei der Übernahme der aufgelösten DDR und der Volksarmee nicht anders als 180 Jahre zuvor unter Napoleon.

Philippe-Francois d'Arenbergs Truppenbesuch 1662

Philippe-Francois d’Arenbergs besucht seine Truppen 1662

Henrich Joannes Zambona (1772 bis 1818) trat 1791 als Kadett in kölnische Dienste und machte den beginnenden Krieg mit Frankreich von Anfang an mit. Er zeichnete sich bei Erstürmung der Festung Ehrenbreitstein im September 1796 als „barer und tapferer Fähndrigh“ aus, erlitt eine Schusswunde. Sein Oberst empfahl dem Kölner Kurfürsten die Beförderung und Zambona wurde Unterleutnant. Nach dem Friedensschluss mit den kölnischen Truppen kam Zambona  in das Vest und wurde vom neuen Landesherrn, dem Herzog von Arenberg übernommen. Im Feld kam er wegen seiner Schussverletzung nicht mehr zur Verwendung, sondern übernahm in arenbergischen Diensten das Rekrutendepot in Recklinghausen und das innere Sicherheitswesen. Er empfand es als bitter, als Feldoffizier nun mit vorgesetzten Garnisonsoffizieren zu tun zu haben. Als das Vest zum Großherzogtum Berg und somit zu Frankreich kam, wurde Zambona provisorischer Gendarmen-Offizier im Dienste Frankreichs.

Arenbergischer Kavallerieoffizier 1808

Arenbergischer Kavallerieoffizier 1808

Hauptmann Müller war seit 1768 Soldat. Er besaß geometrische Kenntnisse und wurde deshalb von den vestischen Landständen zum Wegekommissar bestellt. Haus Loe bei Marl hatte er auf zwölf Jahr gepachtet. Die arenbergische Regierung hatte ihn nicht übernommen.

F. H. Syassen hatte 1804 eine beinahe 45-jährige Dienstzeit hinter sich. Im Reichskrieg hatte er das Kassenwesen der Truppe unter sich und wurde 1797 vom Hauptmann zum Obristwachtmeister befördert. Als solcher übernahm er 1798 das Kommando über die vier im Vest liegenden Kompagnien. Unter Arenberg blieb er zunächst im Dienst, lehnte aber jegliche Aufgabenstellung ab und ging 1804 als Pensionär zu seiner Familie nach Bonn zurück.

Joseph Geisler stammte linksrheinisch ab und war bereits 40 Jahre lang Soldat, davon 25 Jahre in kurkölnischen Diensten. Beim Ausbruch des Koalitionskrieges war er Oberleutnant, avancierte 1794 zum Hauptmann, wäre unter Arenberg gerne Soldat geblieben, wurde aber nicht übernommen.

J. P. Eysermann war 1804 bereits 73 Jahre alt und 60 Jahre lang Soldat gewesen. Mit 13 Jahren in den Dienst eingetreten, diente er unter drei Kurfürsten und hatte den Siebenjährigen Krieg mitgemacht. Seit 1794 war er Hauptmann.

Friedrich von Wenge stammte aus Haus Beck bei Kirchhellen und trat mit 15 Jahren in kaiserlich-österreichische Dienste und war zuletzt Rittmeister im k. k. Dragonerregiment Coburg. Von hier kam er als Obristleutnant und Kommandeur der arenbergischen Truppen 1804 in den herzoglichen Dienst. Mit der Anordnung, dass Zivilbehörden eigenmächtig Truppen requirieren konnten, nicht einverstanden, nahm er Mitte 1808 seinen Abschied.

August Reinking aus Rheine war schon früh elternlos, widmete sich der Baukunst und trat 1795  beim Militär ein. Bevor er 1805 von Arenberg zum Hauptmann der Truppen in Meppen ernannt wurde, war er als Baudirektor und Oberleutnant im Dienste Bentheim-Steinfurts tätig gewesen. Auf dem Marsch von Itzehoe nach Spanien erkrankte er an der Gicht und einer Nervenkrankheit (Epilepsie), blieb in ärztlicher Behandlung in Heidelberg und kehrte nach Rheine zurück. Ende 1808 reichte er seinen Abschied ein. Ein Sohn von ihm war später Landrichter in Recklinghausen.

Jean Michel Augé  (geb. 1765 in Hagenau) engagierte sich ab 1781 beim 6. französischen Regiment Chevaux légers, wurde 1788 Schwadronchef im 5. Jäger-Regiment, war während der Französischen Revolution Brigadier-Hauptmann bei den Chevaux légers belges, wurde 1807 Nachfolger Friedrich von Wenge im Kommando der arenbergischen Feldtruppe.

Seit 1792 war er im Krieg gewesen und hatte u. a. bei Austerlitz, Jena, Friedland und Löbau mitgekämpft. Er war ein unbequemer Vorgesetzter, der sich mit vielen Offizieren überworfen hatte. Im spanischen Feldzug gab er das Kommando an untergeordnete Stellen ab und hielt sich in der Nähe des Herzogs auf. Seine Frau lebte 1809 etliche Monate in Recklinghausen. Sie war „misstrauisch, zänkisch und von geizigem Charakter“, wechselte innerhalb von wenigen Monaten fünfmal die Wohnung und dreimal das Dienstmädchen. Auf ein blindes Gerücht hin, dass die Österreicher auf den Rhein vorrückten und 20.000 Engländer im Bremen gelandet seien, riss sie im September 1909 „vor Angst Hals über Kopf“ in das Elsaß aus.

Arenbergisches Expeditionskorps nach Spanien

Unter dem rund 187 Mann starken Korps, das der Herzog von Arenberg mit Soldaten hauptsächlich aus dem Vest Recklinghausen im April 1808 in Recklinghausen zusammenstellen ließ, waren fünf nachweisbare Dorstener, die allesamt Gemeine waren: Johann Kemna, Henrich Doennies (Kriegsgefangenschaft ab 2. August 1809), Johann Siebert und Anton Roloff, der als Kranker nicht mit nach Spanien ausrückte, sondern im Recklinghäuser Lazarett blieb. Das Militär des kölnischen Erzbischofs hatte immer wert darauf gelegt, dass es überwiegend aus Untertanen des Erzstifts zusammengesetzt war. Dieser Devise folgte auch der Arenberger Herzog und  rekrutierte die Soldaten seiner kleinen Truppe aus seinen eigenen Untertanen und übernahm zum Teil Soldaten und Offiziere der in Recklinghausen stationierten Kölnschen Truppe. Disziplin und  Beaufsichtigung waren so besser zu handhaben. Dennoch gab es immer wieder Klagen, wie sich das in Recklinghausen stationierte Korps gegenüber der Bevölkerung und zivilen Dienststellen verhalten hat. Grund war das in Napoleonischer Zeit aufgetretene starke Bandenwesen und marodierende Soldaten, das vom Militär bekämpft werden sollte. Nach französischem Vorbild hatten zivile Behörden, die für die Sicherheit verantwortlich waren, wie die Gendarmerie, teilweise auch Befehlsgewalt über militärische Einheiten. Dies führte zu großen Spannungen zwischen Militär und Zivilgewalt. Der Herzog stellte dem französischen Kaiser schon 1806 ein berittenes Regiment mit 108 Mann zur Verfügung, das 1807 gegen Preußen vorrückte, bei der Belagerung von Stralsund dabei war und an der Niederelbe und in Jütland operierte. Der Herzog beließ dieses Truppenkontingent auch nach dem Tilsiter Frieden im Feld.

Vierzehn nachweisliche Deserteure

1808 zog der Herzog mit seinem Regiment (fünf Offiziere, 197 Mann, 126 Pferde) von Itzehoe nach Spanien, wo sich 14 Deserteure nachweisen lassen, 15 Soldaten haben dort ihr Leben verloren. Andere kamen in englische Gefangenschaft wie der Herzog selbst (bis 1814). Im April 1807 stellte Arenberg für Napoleon ein Expeditionskorps auf, um mit diesem an der Seite des französischen Kaisers in Spanien zu kämpfen (Spanischer Krieg 1807 bis 1814). Ihm gehörten ohne die in Recklinghausen zurückgelassenen Kranken etwa 197 Mann mit 126 Pferden an. Der Offiziersstab umfasste fünf, darunter Rittmeister August Reinking, Oberleutnant von Schaesberg, Unterleutnant von Briac, Unterleutnant Hornay; der Truppenarzt Heim starb bei Sevilla. Von den rund 15 Wachtmeistern wurde Johann Frobusch bei Madrid massakriert, Ludwig Berndaes starb in der Kaserne in Pinto und der Fourier Johann Kaiser geriet in Kriegsgefangenschaft. – In Dorsten wohnten zwei pensionierte Offiziere, für deren Verpflegung die Stadt aufzukommen hatte. Es waren die Hauptleute Münster und Götzinger, der am 1. Februar 1816 in Dorsten verstarb.

Bekämpfung des Bandenunwesens im Vest

Bei einem Exzess bergischer Chavaux légers in Dorsten im Januar 1809 verweigerte der Offizier des arenbergischen Militärs, Oberleutnant Henrich Joannes Zambona (1772 bis 1818) Dorsten die militärische Hilfeleistung, weil der Befehl nicht von seinem Korpskommandanten kam, sondern von einer zivilen Dienststelle. Der Herzog von Arenberg stellte sich auf die Seite der Zivilverwaltung und verfügte am 20. Januar 1809, dass gemäß dem Beispiel Frankreichs bei der Bekämpfung des Bandenunwesens im Bereich des Sicherheitsdienstes zivile Behörden dem Militär gegenüber als Polizeitruppe weisungsbefugt seien. Daraufhin nahm der Obristleutnant von Wenge (Haus Beck) Abschied von der arenbergischen Truppe mit der Begründung:

„Die gnädigst erlassene Verfügung vom 20. Januar, worin man das mir von Sr. Herzogl. Dl. gnädigst anvertraute Kommando höchst Ihren Truppen unter die Civilbehörden verteilet, ist so kränkend für einen Ehrligen man, das ich mir nicht habe entschließen können, es meine untergebenen bekannt zu machen. Haus Beck, 8. Juni 1808.“

Damit deckte Friedrich von Wenge seinen Oberleutnant Zambona. Am 28. Juli 1808 entließ der Herzog seinen Obristen Friedrich von Wenge aus dem Dienst und ernannte zum Nachfolget Jean Michel von Augé (geb. 1765) zum Chef der arenbergischen Feldtruppe. Im spanischen Feldzug übergab er das Kommando über das arenbergische Kontingent nachgeordneten Stellen und hielt sich meist in der Nähe des Herzogs auf (siehe Arenberg, Herzöge von).


Quelle:
Nach Dr. Adolf Dorider in VZ, Band 52.

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