Kreis Recklinghausen: Bevölkerung wird überdurchschnittlich immer älter
Die Altersstruktur der Bevölkerung hat sich im Kreis Recklinghausen nicht zum Positiven entwickelt. Jedenfalls dann nicht, wenn man das Ziel der Region vor Augen hat, vielen jungen Familien eine Heimat zu bieten. Auch der Arbeitsmarkt benötigt mehr junge, gut ausgebildete Leute, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Im Kreis Recklinghausen hat sich im Zehnjahresvergleich vom 2010 zum 31. Dezember 2020 das Durchschnittsalter um 0,9 Jahre erhöht. Es stieg im Betrachtungszeitraum von 44,7 auf 45,6 Jahre an – und liegt damit über dem Durchschnitt von NRW und Bund. Das Durchschnittsalter der männlichen Bevölkerung beträgt im Vest 44,1, das der weiblichen Bevölkerung 47,1 Jahre.
Diese Information bietet eine neue interaktive Anwendung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Via Internet ( tinyurl.com/2rjnce8k ) können interessierte Bürger die regionale Entwicklung des Durchschnittsalters aller kreisfreien Städte und (Land-)Kreise Deutschlands einsehen.
Laut einer von der Kreisverwaltung Recklinghausen veröffentlichten Statistik leben im Kreis 143.120 Menschen, die älter als 65 Jahre und damit im Rentenalter sind. Das macht 23,3 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Im Nachbarkreis Coesfeld liegt der Anteil der über 65-Jährigen bei 21,6 Prozent, im Kreis Borken lediglich bei 18 Prozent.
Junge Leute zieht es eher in die Großstädte
Landes- und bundesweit ist das Durchschnittsalter nach Angaben der Statistischen Ämter zwar ebenfalls gestiegen, aber es gibt deutliche regionale Unterschiede. Denn betroffen von dieser Entwicklung sind in erster Linie ländlich geprägte Regionen, während es junge Leute eher in die Großstädte zieht. Dort ist das Durchschnittsalter nämlich tendenziell gesunken.
Wie das Statistische Landesamt mitteilt, lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung in NRW Ende 2020 bei 44,3 Jahren, das sind etwa achteinhalb Monate mehr als Ende 2011. Den stärksten Anstieg des Durchschnittsalters von 2011 bis 2020 gab es mit zwei Jahren in NRW in den Kreisen Borken (2011: 41,3 Jahre; 2020: 43,3 Jahre) und Coesfeld (2011: 42,8 Jahre; 2020: 44,8 Jahre) im Münsterland. Die höchsten Rückgänge wurden für die Städte Gelsenkirchen (2011: 43,9 Jahre; 2020: 43,4 Jahre) und Hagen (2011: 44,8 Jahre; 2020: 44,3 Jahre) ermittelt.
Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland lag Ende 2020 bei 44,6 Jahren; im Vergleich zu 2011 ist das ebenfalls ein Anstieg um achteinhalb Monate. Mit durchschnittlich 51 Jahren ist die Bevölkerung in der kreisfreien Stadt Suhl in Thüringen am ältesten.
Lebenserwartung der Frauen gestiegen – Regionale Unterschiede. Jahrzehnte lang ist die Lebenserwartung von Frauen schneller gestiegen als die der Männer – seit Ende des 20. Jahrhunderts aber verringert sich dieses Ungleichgewicht. Momentan liegt der Unterschied bei 5,5 Jahren, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mitteilt. Allerdings mit regionalen Unterschieden: In Süddeutschland, Dänemark und der Schweiz sind es teils weniger als vier Jahre. In Teilen von Ostdeutschland, Tschechien aber auch Frankreich waren die Unterschiede der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen mit sechs und mehr Jahren dagegen fast doppelt so groß (dpa).
Siehe auch: Alternde Stadtgesellschaft (Essay)
Quelle: Michael Wallkötter in DZ vom 4. April 2022 (wörtlich übernommen)