Alternde Stadtgesellschaft (Essay)

Kabarettist Hape Kerkeling: „Oder hast du auch ’ne Oma in Dorsten?“

789-senioren 2-format2101Von Wolf Stegemann – Seit Ende der 1980er-Jahre befasst sich die Dorstener Verwaltung mit der Generation der alten Menschen. Sie legte den ersten „Altenhilfeplan“ vor, der, weil er zu negativ nach Gebrechlichkeit und Bedürftigkeit klang, 2009 in „Seniorenförderplan“ umbenannt wurde. Darin ist die Situation der Alten erfasst, um Grundlagen für eine Bedarfsanalyse zu erarbeiten. Künftig wird es mehr alte als junge Bürger geben: Die Zahl der über 60-Jährigen, die derzeit bei etwa 25 Prozent liegt, wird bis 2023 auf 32,6 Prozent steigen.

Allg. Sonntagszeitung: „Noch nie war alt werden so schön wie heute“

1989 gab es in Dorsten 132 über Neunzigjährige. 2007 stieg ihre Zahl auf 408 an, von denen acht Bürger über 100 Jahre alt waren. Damit einher ging eine extreme Zunahme des Anteils von Menschen mit Demenz. Noch 1970 waren 53,4 Prozent der Dorstener Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren (Jugendquotient); 24,6 Prozent waren älter als 65 (Altersquotient). Dieses Verhältnis kippt immer schneller: 2011 lag der Jugendquotient nur noch bei 20,5 Prozent und der Altersquotient (ab 65) bei 32,6 Prozent. Bis zum Jahr 2050, so die Demographen, werden in Dorsten 30 Prozent Kinder zusammen mit 54,6 Prozent Menschen leben, die älter als 65 sind.  Es wird dann mehr alte Singles geben als Senioren, die in der Familie eingebunden sein werden. Wegen der medizinischen Fortschritte wird ein immer höheres Lebensalter erreicht werden. Das bedeutet eine stärkere Versorgung und Pflegebedürftigkeit. Die Kosten dafür werden immens steigen. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ titelte eine Betrachtung zur Generation 60plus mit „Noch nie war alt werden so schön wie heute“. Abgesehen davon, dass Altwerden nie schön ist, mag dahingestellt bleiben, ob manche das als schön empfinden.

Seniorenagentur – Wissensbörse für ältere Menschen

Im Jahre 2000 öffnete die erste Seniorenagentur, eine gemeinsame Einrichtung von Stadt und Seniorenbeirat, in der Begegnungsstätte „An der Vehme“ und ist Anlaufstelle für alle Bürger und Bürgerinnen, die über 50 Jahre alt sind. Sie ist Vermittlungsstelle für alle, die sich engagieren möchten oder Hilfe suchen, Wissensbörse für ältere Menschen, die ihre Lebenserfahrungen weitergeben möchten sowie Kontaktstelle und Treffpunkt für Anbieter und Nutzer. Die Seniorenagentur bietet Informationen rund ums Älterwerden.

2013 gab es neun Einwohner im Alter von 100 Jahren

In Dorsten gab es 2013 neun Menschen, die 100 Jahre alt oder älter waren. Die älteste Einwohnerin war sogar 103 Jahre alt. Insgesamt ist jeder fünfte der rund 77.000 Einwohner Dorstens über 66 Jahre alt, so die aktuellen Zahlen der Strukturdaten der Stadt von 2013. 540 Menschen haben sogar die Marke von 90 Jahren überschritten. 1989 waren laut dem Altenhilfeplan erst 132 Einwohner über 90 Jahre alt.

Demografischer Wandel: Die Dorstener Bevölkerung wird immer älter

Die statistische Erhebung der Stadtverwaltung, datiert vom 30. September 2020, zeigt, dass schon nahezu jeder vierte Dorstener Bürger über 65 Jahre als ist (d. s. 24,09 Prozent). Besonders stark zugenommen hat die Altersgruppe der über 80-Jährigen. Mit 5.521 Personen stellen sie schon 7,3 % der Gesamtbevölkerung dar. Auffällig ist auch der Anstieg der 90-Jährigen und Älteren. Waren 1989/1990 nur 132 Bürgerinnen und Bürger dieser Altersgruppe zugehörig, waren es 2009 schon 409 Personen. Derzeit leben 796 Personen in Dorsten, die über 90 Jahre alt sind. Sechs von ihnen sind schon über 100 Jahre. „Ein wesentlicher Grund für die gestiegene Lebenserwartung ist unter anderem auch die bessere medizinische Versorgung. Während das Verhältnis der Geschlechter mit 38.747 (50,97 Prozent) weiblichen Bürgerinnen und 37.278 (49,03 Prozent) männlichen Bürgern fast ausgeglichen ist, verändert sich die Zusammensetzung mit steigendem Alter. So leben in der Altersgruppe 65 bis 79 Jahren 6.898 Frauen (53,92 Prozent) und 5.895 Männer (46,08 Prozent), während ab 80 Jahren und aufwärts deutlich mehr Frauen (3.375, d. s. 61,13 Prozent) als Männer (2.146, d. s. 38,87 Prozent) leben. Diese geschlechterspezifische Alterung hat Auswirkungen auf Freizeitangebote und soziale Kontakte für ältere Seniorinnen.

In Dorsten gedeihen angeblich viele Seniorenheime

Im Marienviertel in Hervest entstand 2016 an der Molkerei 30 das Seniorenzentrum St. Marien mit 80 Plätzen, 68 Einzel- und vier Doppelzimmern. Insgesamt stehen den Bewohnern 4400 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Mit 55 Quadratmeter pro Bett liege dies über den Vergleichswerten anderer Häuser, so der Betreiber. Zusätzlich umgeben rund 3000 Quadratmeter Grünfläche das Seniorenheim. 70 Mitarbeiter sind für die Bereiche Pflege, Hauswirtschaft, Reinigung und Küche verantwortlich. Es ist das vierte Haus, welches das Unternehmen Brüninghoff betreibt. Es hat noch zwei Häuser in Recklinghausen und das Seniorenheim am Südwall in Dorsten. Weitere Seniorenheime in Dorsten:  Das AWO-Seniorenzentrum am See in Barkenberg, das evangelisches Altenzentrum Maria Lindenhof „Jochen-Klepper-Haus“ (gegründet 1981), Alten- und Pflegeheim St. Anna in der Feldmark, das Alten- und Pflegeheim Haus „Am Kamin“ (Fam. Keller) in der Altstadt (gegründet 1995, März 2019 Insolvenz-Antrag), das Alten- und Pflegeheim „Haus Keller“ in Holsterhausen (März 2019 Insolvenz-Antrag), die Senioren-Wohnanlage „Paulinum“ in Holsterhausen, die Seniorenwohngemeinschaften der SMMP in der Idastraße Holsterhausen, die Senioren-wohnungen Krietemeyer am Ostwall, die Seniorenresidenz Bellini in Hervest-Dorsten, das Seniorenstift St. Elisabeth in der Altstadt, das Alten- und Pflegeheim Hebestreit in Wulfen, das Seniorenheim St. Laurentius in Lembeck, das „Haus der Geborgenheit“ in Rhade u. a. Um Letzteres gab es 2014 einen Skandal wegen der schlechten Arbeitsbedingungen und Missstände bei der Pflege. Die Heimaufsicht des Kreises hatte „Mängel bei der medizinischen und pflegerischen Betreuung“ ausgemacht.  Mitarbeiterinnen, welche dies berechtigten Beanstandeten veranlssten, wurde vom privaten Betreiber gekündigt und die Vorwürfe als haltlos bezeichnet.

2023 neue Baupläne: Dorsten braucht mehr Alten und Pflegeheime

In Dorsten gibt es Neubaupläne für einen neuen Gebäudekomplex auf einem 2300 Quadratmeter großen Grundstück mit Pflege-Wohngemeinschaften für 30 Bewohner sowie altersgerechte Wohnungen an der Marler Straße/Richard-Strauss-Weg/Händelstraße, die dortige Einfahrt zum Wohngebiet Stadtsfeld. Nach Gesprächen der Dorstener Stadtverwaltung mit der Kreisverwaltung Recklinghausen als zuständige Heimaufsicht wurde festgestellt, dass in Dorsten „im Kreisvergleich eine Mangelsituation gibt, die sich in den nächsten Jahren verstärken wird“. Dorstens Planungsamtsleiter erklärte in der Dorstener Zeitung: „Wir waren es seit Längerem gewohnt, dass wir genügend Plätze in Pflegeeinrichtungen haben, doch das hat sich über die Jahre ins Gegenteil verkehrt.“ Nach Gesprächen mit der Kreisverwaltung als zuständige Heimaufsicht habe sich gezeigt, dass es im Kreisvergleich in Dorsten eine Mangelsituation gibt, „die sich in den nächsten Jahren verstärken wird“. Das wird die Verwaltung und Politik auch städtebaulich beschäftigen, denn es müssen Standorte für mehrere Einrichtungen gesucht werden.
Die Kreisverwaltung erklärte auf Anfrage der „Dorstener Zeitung“, dass laut Vorgabe derzeit perspektivisch die langfristige Infrastruktur für die Jahre 2040 bis 2045 in den Blick genommen werde. Mit Stand von Anfang April 2023 gibt es im Stadtgebiet von Dorsten zehn Alten- und Pflegeheime mit 857 Plätzen, davon 85 für die Kurzzeitpflege. Damit fehlen lt. Warteliste in der Stadt Dorsten 61 Pflegeplätze. Kreisweit sind allerdings 178 Plätze über den Bedarf hinaus vorrätig. Laut einer „Trend-Variante“, die bereits eine Erhöhung von ambulanter Pflege zu Hause und bessere medizinische Möglichkeiten berücksichtigt, seien bis 2040 allein in Dorsten drei zusätzliche größere Alten- und Pflegeheime nötig. In 20 Jahren, so die Bevölkerungsprognose, verliere Dorsten zwar gut 5000 Einwohner. Aber die Zahl der 65- bis 80-Jährigen steigt demnach in Dorsten um 5800, die der Über-80-Jährigen um 3500. Und das sind diejenigen, die auf Pflege angewiesen sind.

Kontrolle durch den Medizinischen Dienst

Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen (MDK) überprüft regelmäßig Gesundheitsdienste und Pflegeinrichtungen und verteilt Noten. Ein Pflege-TÜV also, der ein Haus nach vier Kriterien (Pflege und medizinische Versorgung – Umgang mit demenzkranken Bewohnern – soziale Betreuung – Wohnen, Verpflegung, Hygiene) jeweils mit Einzelnoten und schließlich noch mit einer Gesamtnote bewertet. Im Kreis Recklinghausen, dem bevölkerungsreichsten in Deutschland, gibt es 70 Senioren- und Pflegeheime mit annähernd 7.000 Betten (Stand 2011). Dabei erhielten die beiden Dorstener Einrichtungen folgende Bewertungen zwischen gut und befriedigend: „Haus am Kamin“ 2,7 und „St. Anna“ 2,9.

Altersentwicklung im Kreis Recklinghausen

Seniorenwohnungen aller Preisklassen, Seniorenheime und -häuser schießen in den letzten Jahren in Dorsten und im Kreis Recklinghausen wie Pilze aus dem Boden. Vor allem auch in den ländlichen Gemeinden, in denen bislang alte Menschen in den Familien geblieben waren. Die Zahl der über 65-Jährigen ist im Kreis rasant angestiegen. 129.790 Menschen haben diese Altersgrenze 2007 überschritten und es werden immer mehr. 121.200 sind unter 18 Jahre alt. Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl der unter 18-Jährigen um 25 Prozent abnehmen. Parallel dazu werden die Menschen im Vest immer älter. Das Durchschnittsalter der Männer wird von ehemals 72 auf 80 Jahre und mehr ansteigen und das Durch-
schnittsalter der Frauen von 78,5 auf 83 Jahre. Von den 4.700 Pflegebedürftigen im Kreisgebiet, die in Senioren-Einrichtungen untergebracht sind, müssen 55 Prozent Mittel der öffentlichen Hand in Anspruch nehmen, weil eigenes Einkommen oder Vermögen zur Finanzierung der Heimplätze nicht ausreichen. Dafür werden rund 40 Millionen Euro aus Steuermitteln aufgewandt. Auch in Dorsten ist eine wachsende Zahl von Menschen auf diese Zuwendungen angewiesen. Denn die Pflegesätze steigen nahezu jährlich, Renten und Einkommen halten damit nicht Schritt, so Caritas-Geschäftsführer Klaus Schrudde zur DZ. – 2015 wurde bekannt, dass auf dem Gelände der früheren Zeche Fürst Leopold in Hervest-Dorsten ein weiteres Seniorenheim entstehen soll, was planungsrechtlich zulässig wäre.

Die Lebenserwartung ist in NRW gesunken

Die Lebenserwartung in Nordrhein-Westfalen ist im Corona-Jahr 2020 geringfügig gesunken. Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 verringerte sie sich bei Männern um 0,1 Jahr auf 78,4 Jahre, bei Frauen um 0,1 Jahr auf 82,9 Jahre, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mitteilte. Bundesweit sank die Lebenserwartung bei Männern um 0,3 und bei Frauen um 0,1 Jahre. Der Abwärtstrend ist bemerkenswert. Denn vor der Pandemie nahm die Lebenserwartung in Deutschland durchschnittlich jedes Jahr um etwa 0,1 Jahr zu. Verglichen mit anderen bevölkerungsreichen Ländern Europas war der Rückgang in Deutschland allerdings relativ gering. So sank in Polen, Spanien und Italien die Lebenserwartung im Jahr 2020 bei Männern und Frauen um jeweils mehr als ein Jahr. Allerdings gab es in Deutschland deutliche regionale Unterschiede. Am stärksten sank die Lebenserwartung in Sachsen: um 0,7 Jahre bei Männern und um 0,5 Jahre bei Frauen. In Schleswig-Holstein stieg sie dagegen trotz Corona für beide Geschlechter weiter an: um jeweils 0,1 Jahr (dpa).

Deutschland wird immer älter – Altersgerechtes Wohnen

Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Deutschland wird immer älter. Heute sind etwa 18,1 Millionen Menschen 65 Jahre und älter. 2040 werden es bereits 23,2 Millionen sein. Ein wichtiger Aspekt, mit dem sich viele ältere Menschen auseinandersetzen: Wie wollen sie im Alter wohnen? Im eigenen Zuhause bleiben oder in eine barrierefreie Wohnung umziehen? Denn eine Thyssenkrupp-Studie von 2017 zeigt: Etwa zwei Drittel der heutigen Senioren leben in einem nicht-barrierefreien Zuhause. Sie haben ihr Haus oder ihre Wohnung also noch nicht altersgerecht vorbereitet. Barrierefreie Umbauten der Wohnung fördert der Staat als „umweltverbessernde Maßnahmen“ seit 2017 mit einem finanziellen Zuschuss.

Neue Sozialstudie 2019: Reiche Rentner leben länger

Wohlhabende Männer im Rentenalter leben laut einer 2019 erschienenen Studie zufolge deutlich länger als Senioren mit geringem Einkommen. Im Jahr 2016 hatten 65-Jährige mit hohen Renten durchschnittlich noch etwas mehr als 20 Lebensjahre vor sich, Senioren mit niedrigen Bezügen dagegen nur knapp 16, wie aus der Untersuchung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock hervorgeht. Obwohl die Lebenserwartung in allen Einkommensschichten gewachsen sei, habe sich die Schere zwischen arm und reich weiter geöffnet. 1997 hätten reiche Rentner noch etwa drei Jahre länger gelebt. Weshalb niedrige Löhne und damit auch Renten zu einem kürzeren Leben führen, klärten die Rostocker Forscher nicht. Hajo Zeeb, Epidemiologe am Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, macht Faktoren wie das Wohnumfeld, einen niedrigeren Bildungsstand, ungesunde Arbeiten, Übergewicht und Rauchen verantwortlich (dpa).

Altersarmut steigt – mehr Rentner sind auf Grundsicherung angewiesen

Immer mehr Rentnerinnen und Rentner in Deutschland müssen den Weg zum Sozialamt antreten und drohen in die Altersarmut abzurutschen. Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die die Bundestagsfraktion der Linken erfragt hat. Demnach ist die Anzahl der Empfänger der Grundsicherung im Alter allein von Juni bis September 2022 innerhalb von drei Monaten von 628.570 auf 647.515 gestiegen. Das sind 18.945 Personen mehr. Im Vorjahresvergleich zum September 2021 sind es sogar 68.420 Personen in der Kategorie „Altersgrenze und älter“ mehr, die eine Grundsicherung beantragen mussten, was einem Anstieg von rund zwölf Prozent entspricht.Viele Bundesbürger machen sich Sorgen, ob das Geld später einmal reicht – obwohl der Arbeitsmarkt seit Jahren brummt. Doch selbst bei weiter guter Konjunktur könnte das Armutsrisiko im Alter in den kommenden Jahren spürbar steigen. Der Anteil davon bedrohter Rentner könnte bis 2040 von 16,8 Prozent auf 21,6 Prozent wachsen, wie Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ergaben.

Altersarmut trifft Senioren in NRW häufiger

Wie die Bundesregierung im April 2020 mitteilte, nimmt in Nordrhein-Westfalen die Altersarmut schneller zu als im Bundesdurchschnitt. Demnach stieg der Anteil der Empfänger von Grundsicherung im Alter an allen Menschen über 65 Jahre in NRW von 3,1 im Jahr 2010 auf 4,3 Prozent 2018. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Quote für ganz Deutschland lediglich von 2,4 auf 3,2 Prozent. Insgesamt bezogen in NRW Ende 2018 rund 155 000 Männer und Frauen über 65 Grundsicherung im Alter. Bei den älteren Menschen fällt die Quote der Bezieher von Mindestsicherung aber niedriger aus als bei der gesamten Bevölkerung in NRW. Laut NRW-Sozialministerium waren zum Jahresende 2018 insgesamt zwei Millionen Menschen auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen. Das ist eine Quote von 11,3 Prozent. Anders als bei den Älteren gab es bei der Gesamtbevölkerung aber einen Rückgang gegenüber den Vorjahren. Vor diesem Hintergrund hatte Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) gesagt, „wie wichtig es ist, dass wir die Grundrente bekommen“.
Nach monatelangem Streit hatte die Bundesregierung im Februar 2020 die Grundrente auf den Weg gebracht. Durch sie sollen die Renten von rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland mit kleinen Bezügen ab kommendem Jahr aufgebessert werden. Von der Grundrente sollen insbesondere Frauen profitieren. Bei ihnen hat die Grundsicherungsquote in NRW im Jahr 2018 mit 4,5 Prozent um 0,6 Prozentpunkte oberhalb des Werts der Männer gelegen.
Auch bei der Rentenhöhe gab es den Zahlen zufolge eine große Differenz zwischen Männern und Frauen in NRW. Während bei den Männern im Jahr 2018 die durchschnittliche Rentenhöhe 1159 Euro im Monat betragen habe, hätten Frauen nur 697 Euro erhalten. Das Bundesarbeitsministerium wies in seiner Antwort allerdings drauf hin, dass aus einer niedrigen Altersrente in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht grundsätzlich auf ein niedriges Alterseinkommen geschlossen werden könne. Vielmehr müssten weitere Alterseinkommen im Haushaltskontext berücksichtigt werden.

NRW-Pflegeheime am teuersten: Eigenanteil rund 2406 Euro im Monat

Nirgendwo in Deutschland müssen Pflegebedürftige für einen Heimplatz tiefer in die eigene Tasche greifen als in Nordrhein-Westfalen. Das hat eine Auswertung der „Pflegedatenbank“ des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV) ergeben. Die Eigenbeteiligung stieg demnach in NRW mit Stand 1. September 2019 weiter auf durchschnittlich rund 2406 Euro im Monat. Enthalten sind Kosten für die eigentliche Pflege sowie für Investitionen, Unterkunft und Verpflegung. Bereits 2018 hatte NRW mit 2309 Euro an der Spitze gelegen. Bundesweit lagen die Durchschnittskosten hingegen mit aktuell knapp 1930 Euro deutlich niedriger (2018: rund 1814). Am preiswertesten sind Heimplätze derzeit in Mecklenburg-Vorpommern, wo 1346 (2018: rund 1239) Euro selbst bezahlt werden müssen. Pflegebedürftige müssen einen Eigenanteil für die eigentliche Pflege leisten, weil die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten trägt. Dass die Belastungen unterschiedlich hoch sind, erklären Experten auch mit regional unterschiedlichen Löhnen. Bisher werden oft Kinder zur Kasse gebeten, wenn Pflegebedürftige die Heimkosten nicht zahlen können. Das will die Bundesregierung ändern. Nur wer mehr als 100.000 Euro brutto im Jahr verdient, soll künftig finanziell herangezogen werden (dpa).

Immer weniger Jüngere stehen immer mehr Älteren gegenüber

In Nordrhein-Westfalen lebten Ende 2018 mehr als 4,9 Millionen Menschen im Alter von 60 und mehr Jahren. Wie das Statistische Landesamt NRW mitteilt, waren dies 27,6 Prozent der gesamten Bevölkerung des Landes. Die höchsten Anteile der Ü-60-Generation ermittelten die Statistiker für Hünxe (34,7 Prozent) im Kreis Wesel und Bad Sassendorf (31,9 Prozent) im Kreis Soest. Doch Dorsten ist nah dran. 31,1, Prozent der hiesigen Bevölkerung und damit fast jeder Dritte hatte Ende 2018 das Seniorenalter erreicht. Das Durchschnittsalter aller Einwohner lag indes bei 46 Jahren. Die Entwicklung wird auch durch eine Erhebung der Stadtverwaltung bestätigt. Die Altersgruppe der über 80-Jährigen wird zunehmen. Mit 5284 Personen stellen sie schon jetzt 6,93 Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Auch die Zahl der 90-Jährigen steigt. Waren 1989/1990 bei der Erstellung des ersten Dorstener Altenhilfeplans 132 Bürger in dieser Altersgruppe, so listete der Seniorenförderplan 2009 schon 409 Personen auf. Ende 2019 lebten 778 Männer und Frauen über 90 Jahre in Dorsten. Vor allem die veränderte Zusammensetzung der Bevölkerung wird in den 2020er-Jahrzehnt eine Herausforderung werden. Immer weniger Jüngere stehen immer mehr Älteren gegenüber. 1980 war fast jeder dritte Dorstener (30,6 Prozent) 19 Jahre oder jünger, Ende 2018 betrug der Anteil der jungen Generation nur noch 16,8 Prozent.

Die Rente stieg – 2022 wurden Renten in Höhe von 363 Mrd. Euro gezahlt

Für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner gibt es das zweite Jahr in Folge eine deutliche Erhöhung: Im Westen stiegen im Juli 2023 die Bezüge um 4,39 und im Osten um 5,86 Prozent. Eine monatliche Rente von 1000 Euro, die nur auf West-Beiträgen beruht, wurde um rund 44 Euro erhöht; eine gleich hohe Rente mit Ost-Beiträgen um fast 60 Euro. 2022 haben in Deutschland 22 Millionen Menschen gesetzliche, private oder betriebliche Renten bezogen – in einer Gesamthöhe von rund 363 Milliarden Euro. Das waren knapp 0,5 Prozent oder 106.000 Menschen mehr als 2021, berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag. Dabei seien rund zwei Drittel der Leistungen einkommenssteuerpflichtig gewesen. Allerdings lag der steuerpflichtige Teil der Renten bei vielen nach den relevanten Abzügen unterhalb des Grundfreibetrags (dpa).

Auch das noch: Dorsten mit den vielen Altenheimen ist bereits Gegenstand von Kabarettsendungen im Fernsehen geworden. Der Entertainer Hape Kerkeling hat in seiner unübertrefflichen Rolle des Chefredakteurs der Grevenbroicher Zeitung, Schlemmer, einmal auf der Bühne gesagt: „… oder hast du auch ’ne Oma in Dorsten?“

  • Lebenserwartung der Frauen gestiegen – Regionale Unterschiede. Jahrzehnte lang ist die Lebenserwartung von Frauen schneller gestiegen als die der Männer – seit Ende des 20. Jahrhunderts aber verringert sich dieses Ungleichgewicht. Momentan liegt der Unterschied bei 5,5 Jahren, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mitteilt. Allerdings mit regionalen Unterschieden: In Süddeutschland, Dänemark und der Schweiz sind es teils weniger als vier Jahre. In Teilen von Ostdeutschland, Tschechien aber auch Frankreich waren die Unterschiede der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen mit sechs und mehr Jahren dagegen fast doppelt so groß (dpa).
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