Das Schloss Lembeck standhaft im innerfamiliären Durcheinander
Der Ursprung des Geschlechts ist mit dem Ort der Namensgebung verbunden, wie dies seit dem Mittelalter bei begüterten Geschlechtern üblich war. 1515 heiratete ein Mitglied der Familie Westerholt die Erbtochter des Ritters von Lembeck. Somit kam Lembeck 1526 in den Besitz der Westerholter, dessen männliche Linie zu Lembeck 1708 ausstarb und danach die Merveldter ebenfalls durch Heirat Herren auf Lembeck wurden.
Mit der Burg und dem Haus Lembeck belehnt
Bernd von Westerholt wurde um 1480 geboren und starb 1554. Er wurde schon 1504 durch den Werdener Abt mit Gut Westerhassel und mit den Gütern und Häusern der Hälfte des Dorfes Buer und dem Masthofe des Kirchspiels Recklinghausen belehnt. Nach dem Tod seines Vaters erfolgte 1508 die Belehnung der Brüder Bernd und Borchard mit der Burg Westerholt samt Zubehör, dem Hofe Hüchtebrock, vier Mark Geld aus dem erzbischöflichen Hof Recklinghausen, zwei Mark aus der erzbischöflichen Kammer zu Recklinghausen, mit Sieckenbeck und Holthoff im Kirchspiel Recklinghausen. 1511 erfolgte die Erbteilung der Brüder und 1512 ein Erbvertrag auf Gegenseitigkeit. Burchard erhält die mütterlichen Güter. Im Dezember 1515 belehnte der Erzbischof von Köln allein Bernd (Bernhard) von Westerholt mit der Burg Westerholt und allen vorgenannten Gütern. Er ehelichte 1515 die Erbtochter Berta von Lembeck, die ihren Mann um mindestens sechs Jahre überlebte. Sie war die Tochter des Johann von Lembeck und der Margarete von Raesfeld zu Ostendorp die 1491 geheiratet hatten. Mit dem Tode Johannes von Lembeck im Jahre 1526 wurde Bernhard Herr auf Lembeck. Aber erst 1536 belehnte Franciscus, Confirmator zu Münster und Osnabrück, ihn mit der Burg und dem Hause Lembeck sowie mit Gericht, Herrlichkeit und zugehörigen Lehnsgütern. Auch als Erbholzrichter trat Bernhard von Westerholt in Erscheinung.
Bernhard übernahm das Erbe Lembeck
Ein Epitaph in der Kirche von Lembeck gibt Auskunft über die ihn überlebenden Kinder. Sein jüngster Sohn Johann wurde in der Erbauseinandersetzung mit Geld abgefunden und war in jungen Jahren Student in Bologna, Padua und Florenz. Unverehelicht starb er im hohen Alter auf der Burg Lembeck. Mit den Söhnen Hermann und Bernhard blühte der Familienstamm auf. Noch zu Vaters Lebzeiten belehnte 1549 Erzbischof Adolf von Köln Hermann und seinen Bruder Bernhard „wie es der Vater besessen“ hatte. Beide Brüder studierten 1535 in Brüssel.
Hermann wurde 1516 geboren und heiratete 1551 Johanna von Duvenvörde. Nach dem Tod seines Vaters bekam Hermann, der älteste erbfähige Sohn, 1555 Gut Rensing im Kirchspiel Buer wurde nochmals mit der Burg Westerholt und den anderen Stammgütern belehnt. Erzbischof Friedrich von Köln bestellte 1563 Hermann von Westerholt zu Westerholt zum Rat und Rittmeister; Hermann verstarb wenige Tage später im Alter von 51 Jahren. Bernhard (um 1520 bis 1596) übernahm das Erbe Lembeck, heiratete 1555 in erster Ehe Sybilla de Altenbokum, 1568 in 2. Ehe Elisabeth von Mallinkrodt, 1578 in 3. Ehe unebenbürtig Anna Bardewyck, 1580 in vierter Ehe ebenfalls unebenbürtig die Witwe Elisabeth Ketwich und 1592 in fünfter Ehe nochmals unebenbürtig Regine Lahus. Aus den ersten drei Ehen gingen 16 Kinder hervor, die 4. und 5. Ehe blieb kinderlos. Sein erstgeborener Sohn aus erster Ehe, Matthias (1556 bis 1618), wurde nach dem Tod des Vaters Herr auf Lembeck. Er war Oberst und mit Christiane von Mallinkrodt zur Küchen verheiratet, die 1617 starb. Sie war die jüngere Schwester der Elisabeth Mallinkrodt, der 2. Ehefrau ihres Schwiegervaters Bernhard von Westerholt. Sie hinterließen nachweislich drei Kinder.
Johann führte die katholische Konfession wieder ein
Nach Matthias ging Burg Lembeck an seinen einzigen Sohn Bernhard von Westerholt (1592 bis 1646) über. Er war unverheiratet und verkaufte wegen Überschuldung, die aus den misslichen Kriegszuständen erwachsen war, Lembeck 1624/25 an seinen jüngeren Bruder Johann (um 1564 bis 1628). Johann von Westerholt wurde 1590 fürstlich-münsterscher Rat, Domherr, Statthalter des Stiftes Münster, kurkölnischer Rat, Rechenkammerdirektor und münsterscher Kanzler von 1620 bis 1628. Mit Dispens vom Aufgebot heiratete er in der Fastenzeit des Jahres 1600 Etta von Kule, die Witwe seines Vetters Berndt von Westerholt, Herr zu Westerholt. Johann führte in Lembeck die katholische Konfession wieder ein, die in der Reformationszeit unter Bernhard der Lehre des Calvinismus weichen musste. Der älteste Sohn Nicolaus oder Niclas (1601 bis 1662) wurde Herr zu Lembeck. Er studierte 1624/25 an der Universität Orleans und heiratete im Jahre 1629 Anna von der Recke zu Drensteinfurt. 1634 wurde er münsterscher Rat. Er konnte den Lembecker Besitz wirtschaftlich aber nicht halten und verkaufte ihn 1630 an den kaiserlichen Obristleutnant Bernhardt (Borchard) Hackfurth von Westerholt (1595 bis 1638) und dessen Ehefrau Sophie von Westerholt (Heirat 1620). Niclas erhielt dafür 20.500 Reichstaler, Hermann 6.500 und Johann Bernhard 2.000 Reichstaler. Der neue Besitzer von Lembeck fiel als kaiserlicher General in der Schlacht vor Vechta.
Die Westerholter auf Lembeck im Mannesstamm erloschen
Nächster Herr auf Lembeck wurde 1638 Burchard Wilhelm von Westerholt (1621 bis 1682). Er war in erster Ehe mit Clara von der Recke zu Haren verheiratet und mit einer Willensbekundung in zweiter Ehe 1679 mit der bürgerlichen Anna Gertrud Dirking:
„Er wolle nach dem Tode seiner ersten Frau nicht im Witwenstand leben, eine zweite standesgemäße Heirat aber seinen Kindern zum höchsten Präjudiz und Nachteil gereichen möchte.“
1707 verglich sich die Witwe Anna Gertrud Dierking, wiederverheiratete Frau von Hunerbein, mit der verwitweten Fraufrau von Westerholt geborene von Waldbott, wegen der durch ihren Mann in dessen erster Ehe getroffenen Bestimmungen. Burchard Wilhelms älteste Tochter Anna Sophia Theodora (1655 bis 1742) heiratete mit Dispens von der Blutsverwandtschaft 1677 ihren Vetter 1. Grades, den Freiherrn Dietrich Burchard von Merveldt (1650 bis 1728), den Sohn ihrer Tante Hadewig. Der einzige Sohn des Burchard Wilhelm von Westerholt und Bruder der Anna Sophia Theodora, Dietrich Conrad Adolf von Westerholt (1658 bis 1702), heiratete 1691 die Freiin Margarethe Anna Theodora von Waldbott-Bossenheim zu Gudenau aus rheinischem Uradel, und wurde im Jahre 1726 in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. Er erbaute Schloss Lembeck in der heutigen Gestalt. Das Ehepaar hatte sechs Töchter, wodurch der Mannesstamm derer von Westerholt zu Lembeck erlosch. So wurde die älteste Tochter Maria Josepha Anna Theodora Gabriele von Westerholt und Lembeck Erbin von Lembeck. Durch die eheliche Verbindung 1708 mit ihrem Vetter 1. Grades, Ferdinand Dietrich von Merveldt, ging der lembecksche Besitz auf die Merveldts über. Seither ist Schloss Lembeck im Besitz der Familie von Merveldt (siehe Westerholt-Gysenberg, Graf Wilhelm von; siehe Westerhold zu Lembeck, Bernhard von).
Quelle:
Nach Herjo Frin in VZ, Band 82/83