Weber, August

Zentrumspolitiker verbrachte seinen Lebensabend in Dorsten

1875 in Bochum bis 1963 in Dorsten; Zentrumspolitiker und Reichstagsmitglied. – Als Sohn des Bergmanns August Weber und dessen Ehefrau Maria geborene Hüls absolvierte er in Bochum die Volksschule und die Präparandenanstalt. Von 1894 bis 1897 besuchte August Weber das Lehrerseminar in Odenkirchen (Bezirk Düsseldorf) und unterrichtete danach als Volksschullehrer in Odenkirchen, bevor er 1901 nach Bochum versetzt und 1923 zum Rektor befördert wurde. Als Katholik stand Weber dem katholischen Lehrerverband des Deutschen Reiches als Vorsitzender vor. Außerdem betätigte er sich politisch in der katholischen Zentrumspartei, für die er in der 8. Wahlperiode vom März bis zum November 1933 dem Reichstag als Abgeordneter für den Wahlkreis 18 (Westfalen Süd) angehörte. Bei seinem kurzen „Gastspiel“ im Reichstag stimmte Weber unter anderem für die Annahme des von der Regierung Hitler eingebrachten Ermächtigungsgesetzes vom März 1933, das die juristische Grundlage für die Errichtung der NS-Diktatur bildete. Weber war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1934 Lehrer (Rektor) in Bochum. – Wann und warum August Weber nach Dorsten zuzog, ist bislang nicht bekannt. Er starb in Dorsten 1963 im Alter von 88 Jahren.

Letzte Rede Webers vor Auflösung des kath. Volksschullehrerverbandes

August WeberAuf der Kundgebung des bedeutendsten Berufsverbandes der Volksschullehrer, dem nach dem „Kulturkampf“ 1889 gegründeten „Katholischen Lehrerverbandes des Deutschen Reiches“ in Berlin sprach der Reichstagsabgeordnete und Verbandsvorsitzende (1928-1933) August Weber am 1. April 1933, also zu einer Zeit, als die Nationalsozialisten politisch bereits etabliert waren.  Wie andere katholische Funktionäre war Weber – und selbst die Amtskirche – vom neuen Reich und neuen Reichskanzler Hitler begeistert. Wie einst in den Augusttagen des Jahres 1914, sagte er, habe ein nationales und deutsches Fühlen und Aufbegehren das Volk erfasst. Der Umbruch des Bestehenden und die Zielausrichtung auf ein neues werdendes deutsches Volk und einen neuen deutschen Staat seien vollzogen. Er bedauerte aber, dass die katholischen Führer bedauerlicherweise ebenso wenig beteiligt gewesen waren wie bei der Gründung des Deutschen Reiches Bismarckscher Prägung.

„Durch den Mahn- und Weckruf Adolf Hitlers und seiner Bewegung und durch seine Arbeit ist der Durchbruch durch den undeutschen Geist, der in der Revolution von 1918 zum Siege kam, gelungen. Jetzt ist das ganze deutsche Volk in allen seinen Gliedern, auch den katholischen, zur Mitarbeit und zum Aufbau des Neuen aufgerufen. Es darf nun nicht mehr so kommen, dass der Katholizismus abwartend und tolerierend, oder nur geduldet, in dieser Zeitenwende dasteht. Wir legen, vertrauend auf den Führer der deutschen und völkischen Bewegung und vertrauend auf die volksverwurzelten Kräfte des Katholizismus, mit Hand an, den neuen Reichs- und Volksbau zu schaffen.“

Katholische Funktionäre mit nationaler Gesinnung

Ähnliches verkündete der Dorstener St. Agatha-Pfarrer Ludwig Heming 1934 in seiner Neujahrspredigt. Dieser sagte, dass die Katholiken nun aufrechten Schrittes in das neue Reich eingetreten seien. Grund der Hinwendung dieser beispielhaften beiden Männer zu Hitler war der Abschluss des Konkordats zwischen Vatikan und Reichsregierung einerseits und andererseits auch die weit verbreitete nationale Gesinnung dieser Generation katholischer Funktionäre, die noch am Trauma von Versailles litten. August Weber glaubte zu diesem Zeitpunkt noch daran, zumindest sagte er das, dass zur „neuen Ordnung des geschichtlichen Volkstums“ man „unsere katholische  Kirche“ nicht entbehren könne.

„So ist einmal unser Schicksal in den vergangenen Jahrhunderten geworden, dass aus Katholizismus und germanischem Volkstum die Eigenart deutschen Wesens erwuchs. So hat auch der Katholische Lehrerverband seine erste und letzte Aufgabe wieder erhalten, aus seinen Prinzipien: Treu dem Vaterlande, treu dem Stande, treu der Kirche an der sittlichen, moralischen und staatsformenden Aufgabe der Volksbildung mitzuarbeiten. Mehr als ehedem wird er in Weckung und Vertiefung, in Klärung und Zusammenfassung seiner Mitglieder zu ganzen, in ihrem Sein und Sollen sich vor Volk und Staat verantwortlich fühlenden Gliedern der deutschen Volksgemeinschaft seine Aufgabe sehen.“

Volksschulverband durch die Gleichschaltung aufgelöst

Auch glaubte Weber noch, dass der Volksschullehrerverband bei diesem Streben frei sei von parteipolitischen Bindungen, wolle aber Mithelfer und Freund der nationalen Bewegung sein, die heute die Macht und das Ansehen habe, allem Neuen und Gesunden in unserer Zeit und unserem Volke zum Leben zu verhelfen. Dann appellierte er an die Volksschullehrer:

„An den einzelnen wenden wir uns mit der Bitte, bereitzustehen und mit Hand anzulegen, wo immer er einen Platz findet und sieht, dem Ganzen zu dienen. Wir aber werden in den nächsten Wochen die Nah- und Fernziele unserer Bewegung überprüfen und zu den Aufgaben aufrufen, die uns zur Unterstützung der nationalen Bewegung die jeweils vordringlichen zu sein scheinen. Möge es vereinter Kraft aller in unserem Volke gelingen, möglichst bald die Spuren alles Undeutschen und alles Volks- und Christentumsfremden aus unserem öffentlichen und staatlichen Leben zu verbannen. Darum schließt die Reihen und seid bereit!“

August Webers „Katholischer Volksschullehrerverband des Deutschen Reiches“ wurde durch Gleichschaltung aufgelöst. Weber selbst stimmte im Reichstag mit seiner Fraktion der katholischen Zentrumspartei für das „Ermächtigungsgesetz“, das zur nationalsozialistischen Diktatur führte. Nach Selbstauflösung des Zentrums schied Weber als Reichstagsmitglied aus.


Quelle:
Auskunft Andres Halwer vom Stadtarchiv Bochum, Oktober 2012 (Personalakte BO 40/869). – Standesamt Dorsten, Nr. 373/63.

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