Wahlen IV – Dorsten (Essay)

Dorsten: Zunft- und Bürgermeister, Schöffen, Räte und Abgeordnete

Wahlschein Dorsten 1929

Wahlzettel Dorsten 1929

Nach der Stadterhebung 1251 regelten der „liber statutorum oppidi Dursten“ die Wahl der Bürgermeister. Am Johannistag (27. Dezember) legten die beiden Bürgermeister Rechenschaft ab über das vergangene Jahr und gaben das Ergebnis der Rentmeisterrechnung vor der versammelten Bürgerschaft auf dem Marktplatz bekannt. Anschließend wählten die sieben Gilden auf dem Marktplatz je zwei Gildemeister, die sich danach ins Rathaus begaben, um den Rat zu wählen, der sich aus zwölf Schöffen und zwei Bürgermeistern zusammensetzte. Auch wurden zwei Rentmeister, zwei Kirchmeister, die Wein- und Fleischfestsetzer sowie der Armenprovisor neu- oder wiedergewählt. Für dieses Wahlverfahren bezahlte die Stadt an die Gildenmeister Geld sowie Kerzen und Wein. Anderntags wurden die neu gewählten Ratsmitglieder, die Bürgermeister und die anderen Amtsträger vereidigt. Am 12. Januar des darauf folgenden Jahres versammelten sich die Bürger erneut auf dem Marktplatz, wo die neuen Statuten verlesen wurden und die inzwischen vom Kurfürsten bestätigten Bürgermeister erläuterten ihre Vorstellungen für das neue Jahr. Danach wurden die Stadttore, Gräben, Mauern, Brücken und städtischen Gebäude unter Teilnahme der Rentmeister sowie des städtischen Maurer- und Zimmerermeisters inspiziert. Anschließend feierten alte wie neue Stadträte mit allen ab- und neu gewählten Amtsträgern.

Wahlkreise

Dorsten gehörte 1949 zum Wahlkreis 41 (Recklinghausen-Land), von 1953 bis 1961 Wahlkreis 100 (Recklinghausen-Land); 1965 bis 1976 zum Wahlkreis 99 (Recklinghausen-Land); 1980 bis 1987 zum Wahlkreis 92 (Recklinghausen II); 1990 bis 1994 zum Wahlkreis 92 (Recklinghausen II mit Borken I); 1998 dito; seit 2002 zum Wahlkreis 123 (Recklinghausen II). Der Regierungsbezirk Münster hat 19 Wahlkreise (2005). Bei der Einteilung der Wahlkreise ist Dorsten geteilt. Zum Wahlkreis 126 (Bundestagswahl) gehören Bottrop, Recklinghausen III und Dorsten mit rund 250.000 Bürgern. Zum Wahlkreis 71 (Landtagswahl) gehören Recklinghausen III, Gladbeck und Dorsten-Süd; zum Wahlkreis 72 gehören Recklinghausen IV und Dorsten-Nord.

Europa-Wahlen in Dorsten 2004, 2009, 2014 und 2019

2004: Wahlbeteiligung 40,6 Prozent: CDU 47,1 Prozent, SPD 27 Prozent, Grüne 9,5 Prozent, FDP 5,9 Prozent, Die Linke 2,2 Prozent.
2009 wählten die Dorstener bei einer erschreckend niedrigen Wahlbeteiligung von nur 40,6 Prozent: CDU 40,73 Prozent (minus 6,4 Prozent), SPD 27,3 Prozent (plus 0,3 Prozent), Grüne 9,2 Prozent (minus 0,3), FDP 10,26 Prozent; plus 4,4 Prozent), Linke 5,44 Prozent (plus 3,2 Prozent), sonstige 7,02 Prozent (minus). Die rechtsradikalen Republikaner bekamen stadtweit nur 263 Stimmen, die „Piratenpartei Deutschland“ 204. Die stärkste unter den exotischen Parteien war mit 273 Stimmen die Tierschutzpartei.
2014 uns 2019: Siehe Wahlerebnisse 2014 und Wahlergnisse 2019.

Kommunalwahlen in Dorsten 2004 und 2009

2004: Wahlberechtigt waren 64.752 Bürger, gewählt haben 34.265 Bürger (52,9 Prozent), gültig waren 33.300 Stimmen. Die CDU erhielt 17.026 Stimmen (51,1 Prozent; 26 Mandate), SPD 11.323 Stimmen (34 Prozent; 16 Mandate), Grüne 2.605 Stimmen (7,8 Prozent; 4 Mandate), FDP 2.346 Stimmen (7 Prozent; 3 Mandate).
2009: Die CDU büßte mit dem Verlust von vier Mandaten ihre absolute Mehrheit ein, blieb aber stärkste Fraktion; der amtierende Bürgermeister Lambert Lütkenhorst (CDU) blieb Bürgermeister. Die SPD büßte ein Mandat ein; ihr Bürgermeisterkandidat Dr. Schneider unterlag dem amtierenden Bürgermeister. Die Linke, UBP und WIR traten erstmals zur Wahl an.
2014: Siehe eigenen Eintrag Wahlergebnisse 2014
Ratswahl: Wahlberechtigt waren 64.678 Bürger, gewählt haben 34.301 Bürger (53 Prozent), gültig waren 33.749 Stimmen. Die CDU erhielt 15.295 Stimmen (45,3 Prozent; 22 Mandate), SPD 10.184 Stimmen (30,2 Prozent; 15 Mandate), Grüne 2.721 Stimmen (8,1 Prozent; 4 Mandate), FDP 2.404 Stimmen (7,1 Prozent; 4 Mandate), Die Linke 1.947 Stimmen (5,8 Prozent; 3 Mandate), UBP 817 (2,4 Prozent; 1 Mandat) WIR 381 Stimmen (1,1 Prozent; 1 Mandat).
Die Bürgermeisterkandidaten erhielten: Lambert Lütkenhorst (CDU 55 Prozent, Dr. Hans-Udo Schneider (SPD/Grüne) 36,4 Prozent) Reinhild Reska (Die Linke) 4,8 Prozent, Andreas Arlt (unabhängig) 3,8 Prozent.
Die Landratskandidaten erhielten in Dorsten: Cay Süberkrüp (SPD) 29,4 Prozent, Josef Hovenjürgen (CDU) 44,5 Prozent; im Kreis gewählt wurde Süberkrüp (SPD).

Kommentar zur Wahl in der WAZ

Kommentar zur Wahl in der WAZ

Landtagswahl in Dorsten

2005: Die Wahlbeteiligung in den Dorstener Wahllokalen des Stimmkreises lag bei 62,87 Prozent. CDU 45,3 Prozent, SPD 38,5 Prozent, FDP 4,6 Prozent, Grünen 4,2 Prozent, WASG 2,7 Prozent, Tierschutzpartei 1,0 Prozent, NPD 1,0 Prozent, PDS 0,9 Prozent, Republikanische Partei 0,8 Prozent, Unabhängige Bürger 0,6 Prozent, BüSo 0,2 Prozent, odp 0,1 Prozent, BOE 16 Stimmen.
2010: Die Wahlbeteiligung lag bei 60,04 Prozent. CDU 35,46 Prozent der Stimmen, SPD 37,05 Prozent, Grünen 9,2 Prozent, FDP 6,07 Prozent, Linke 6,52 Prozent.
2012: Bei der Landtagswahl am 13. Mai 2012 waren 61.296 Dorstener wahlberechtigt, rund 400 weniger als bei der Landtagswahl 2010. Im Stadtgebiet gab es 55 Wahllokale, rund 100 Wahlhelfer waren im Einsatz. Die Wahl kostete in Dorsten rund 50.000 Euro. Diese Kosten wurden allerdings vom Land beglichen wurde. in 55 Wahllokalen 2.050 Briefwahlunterlagen wurden abgegeben. Dorstener Wähler wurden von ARD und ZDF für die Wahlprognose herangezogen, die nach 18 Uhr in den Sendern veröffentlicht wurde. Gefragt wurden Wähler in Rhade (St. Ewald), Barkenberg (Kindergarten Wieschenstück) und Holsterhausen (Kindergarten St. Bonifatius). Die Wahlbeteiligung lag mit 37.332 Wählern (gültig 36.818) bei 60,9 Prozent (2010: 60,04). Die CDU wählten 10.067 Dorstener (27,34 Prozent), die SPD 15.609 (42,4), die FDP 2.590 (7,03),  Bündnis 90/Grüne 3.133 (8,51), Die Linke 889 (2,41), Piratenpartei 2.959 (8,04).

Großplakat 2012 in Dorsten

Großplakat 2012 in Dorsten

Wahlkreis 71 (Dorsten-Süd und Gladbeck). Michael Hübner, Gladbecker SPD-Landtags-Kandidat, holte mit 51,16 Prozent das Direktmandat in den Landtag ein. Sein CDU-Kontrahent bekam 26 Prozent.
Wahlkreis 72 (Dorsten-Nord, Datteln-Nord, Erkenschwick, Marl-Ost und Haltern). Der SPD-Kandidat Hans-Peter Müller aus Datteln holte mit 43,4 Prozent der Erststimmen das Direktmandat für den Landtag. Sein CDU-Kontrahent Josef Hovenjürgen, der nur 33,52 Prozent erhielt, zog über die CDU-Landesliste in den Landtag ein.
Die geteilte Stadt. Die Stadt ist landespolitisch geteiltes Terrain, kämpft seit Jahren damit, dass sich ihre Hälften jeweils Wahlkreise mit anderen und dominierenden Städten teilen müssen. Die erste Folge: Unter den 13 Direktkandidaten bei dieser Wahl (sieben im Süden, sechs im Norden) waren nur zwei aus Dorsten selbst – und beide chancenlos: Im Süden kandidierte Susanne Fraund für die Grünen, im Norden Dr. Fritz Geisthövel für die Linken. – Die zweite Folge: Dorsten hatte keine Chance, mit einem eigenen Abgeordneten im Landtag vertreten zu sein. Der letzte Dorstener in Düsseldorf war 1980 bis 1990 Christdemokrat Werner Kirstein. Er wurde allerdings nicht direkt gewählt, sondern kam über die Landesliste in Parlament (WAZ.10. Mai 2012).

Ergebnisse der Bundestagswahlen in Dorsten

Hingucker: Zeit für Grüne

Hingucker: Zeit für Grüne

2005: Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis 123 lag bei 78,6 Prozent. Gewählt wurde Waltraud Lehn (SPD) mit 55 Prozent Erststimmen und 51,4 Prozent Zweitstimmen; Johann-Joachim Borchert (CDU) erhielt 32,1 Prozent Erststimmen, 28,7 Prozent Zweitstimmen; Robert Heinze (FDP) 3 Prozent Erststimmen, 6,3 Prozent Zweitstimmen; Sabine van der Beck (Grüne) 3,7 Prozent Erststimmen, 5,4 Prozent Zweitstimmen; Waltraud Kunstmann (Die Linke) 4,8 Prozent Erststimmen, 5,5 Prozent Zweitstimmen. Waltraud Lehn ist seit 1994 im Bundestag. SPD 47,7 Prozent Erststimmen, 42,6 Prozent Zweitstimmen; CDU 38,7 Prozent Erststimmen, 33,7 Prozent Zweitstimmen; FDP 2,8 Prozent Erststimmen, 8,7 Prozent Zweitstimmen; Grüne 3,0 Prozent Erststimmen, 6,2 Prozent Zweitstimmen; Die Linke 5,1 Prozent Erststimmen, 6,0 Prozent Zweitstimmen; NPD 0,9 Prozent Erststimmen, 0,7 Prozent Zweitstimmen; Sonstige 1,1 Prozent Erststimmen, 1,9 Prozent Zweitstimmen (siehe Wahlen I; siehe Wahlen II: siehe Wahlen III).
2013: Die WAZ beschrieb am 22. September 2013 die Stimmung im Rathaus nach der Wahl: „Im Ratsaal ist nach der Auszählung die Freude bei der CDU nur gedämpft. Viele rechnen mit einer Neuauflage der großen Koalition in Berlin. Die Dorstener FDP versucht, nach vorn zu blicken. Michael Gerdes (SPD) gewinnt den Wahlkreis direkt, Sven Volmering (CDU) ergatterte ein Berlin-Ticket per Landesliste. Nicht ganz so klar wie im Bund, aber dennoch deutlich: Auch beim Stadtergebnis der Bundestagswahl liegt die CDU klar vor der SPD. Die FDP reißt ebenso wie AfD und Piraten klar die 5 Prozent-Hürde, die von der Linken knapp übersprungen wird. Die Grünen behaupten einen knappen Vorsprung als dritte Kraft. Beide bleiben lokal aber deutlich unter den Bundesergebnis.“ Michael Gerdes, SPD-Bundestagskandidat, wurde mit 45,8 Prozent der Stimmen wiedergewählt (Direktmandat). Sein Kontrahent von der CDU, Sven Volmering, schaffte den Einzug in den Bundestag über den Platz 26 der NRW-Landesliste.

Siehe auch: Wahlen I (Essay)
Siehe auch: Wahlen II (Essay)
Siehe auch: Wahlen III (Essay)
Siehe auch: Europawahlen
Siehe auch: Wahlergebnisse 2014
Siehe auch: Erste Nachkriegswahl
Siehe auch: Wahlen
Siehe auch: Bundestagswahl 2017
Siehe auch: Frauenwahlrecht
Siehe auch: Wahlplakat „Halde“
Siehe auch: Wahl Europa 2019


Quellen:
Nach Wikipedia, Online-Enzyklopädie. – Veröffentlichen der örtlichen Presse DZ und WAZ. – Kommentar in der Dorstener WAZ vom 31. August 2009 zur Kommunalwahl 2009.

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