Vennemann, Kevin

Lobeshymnen für vielversprechenden Romancier

Geboren 1977 in Dorsten; Romancier. – Vennemann studierte Germanistik, Anglistik, Judaistik und Geschichte in Köln, Innsbruck, Berlin und Wien. 2002 debütierte er mit dem Erzählungsband „Wolfskinderringe“, im Herbst 2005 erschien sein erster Roman „Nahe Jedenew“. Im Juni 2006 war er Teilnehmer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs und las den Auszug „Im Komponierhäuschen“ aus einem neuen Romanprojekt. Dieser Roman wurde unter dem Titel „Mara Kogoj“ im Frühjahr 2007 veröffentlicht und verschiedentlich rezensiert. Seine beiden im Suhrkamp-Verlag erschienenen Bücher lösten eine „Welle an Lobeshymnen“ aus  („Dorstener Zeitung“ vom 31. März. 2007).

Man sagt, er vertrete das literarische Erbe von Thomas Bernhard

950-v-vennemann-kevin„Mara Kogoj ist Kunsthandwerk“, schrieb der „Tagesspiegel“ am 4. März 2007, „zu clever gemacht und zu gut gemeint, um nur annähernd gut sein zu können.“ Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb am 21. März 2007: „Man könnte diesen konzentrierten, klugen Roman auch eine ‚Komposition für drei Stimmen und Tonbandgerät‘ nennen, denn sein Erzählrhythmus wird vom Vor- und Zurückspulen und den zyklischen Variationen der zentralen Motive bestimmt.“ Eine österreichische Zeitung sieht Kevin Vennemann mit dem Roman „Mara Kogoj“ sogar als einen, der das literarische Erbe von Thomas Bernhard antreten könnte. In der „Neuen Zürcher Zeitung“ rezensierte Paul Jandel Venemanns „Mara Kogoj am 19. April 2007. Paul Jandl zieht vor dem österreichischen Schriftsteller Kevin Vennemann seinen Hut und ist auch von seinem zweiten Roman „Mara Kogoj“, in dem es um die sich bis in die Gegenwart ziehende nationalsozialistische Vergangenheit Kärntens geht, tief beeindruckt. Mara Kogoj und Tone Lebonja, Angehörige der slowenischen Minderheit Kärntens führen Interviews mit verschiedenen Zeitgenossen über „Heimat und Geschichte“ und sprechen dabei auch mit dem wegen neonazistischer Aktivitäten verurteilten 60-jährigen Ludwig Pflüger, fasst der Rezensent zusammen. Besonders fasziniert Jandl die kunstvolle Weise, mit der der Vennemann die in unbeirrbarer Geschichtsverfälschung befangene Rhetorik Pflügers abbildet und wie er im Roman Opfer- und Täternachfahren miteinander konfrontiert. Er preist die nüchterne Klugheit und die sprachliche Virtuosität Vennemanns und feiert den Roman, dessen historischer Hintergrund akribisch recherchiert ist, wie er anerkennend betont, als beispielhafte Schilderung einer Gesinnung des Ewiggestrigen und des Einspruchs dagegen.

Kritiker der Süddeutschen Zeitung hat sich durch den Text gequält

Buchtitel "Mara Kogoj"Burkhard Müller setzte sich am 20. März 2007  in der „Süddeutschen Zeitung“ mit dem Roman auseinander. Der Rezensent hat sich bei der Lektüre gequält und spürte, dass das vom Autor auch so intendiert ist. Im Zentrum des im österreichischen Kärnten spielenden Buches stehen drei Personen: Ludwig Pflüger, ein rechtsradikaler Jurist, sowie der Slowene Tone Lebonja, der mit der titelgebenden Mara Kogoj zusammen Interviews mit Kärntnern über die fatalen Geschichte zwischen Slowenen und Österreichern führt. Die Geschichte aller drei ist verbunden, allerdings erhält zum Leidwesen Müllers keine der Figuren eine wirklich eigene Stimme. Wenn die den größten Teil des Buches schweigende Mara Kogoj das Schlussplädoyer hält, kommt ihm dies wie ein juristisches Statement vor, was die Sache nicht besser macht. Schließlich moniert der Rezensent, dass das Vorbild für Pflüger in der Realität, Jörg Haider, nicht nur eine ungleich schillerndere Figur ist, sondern dass der Politiker bereits in der Versenkung verschwunden ist und somit die „behauptete Aktualität des Uralten“ im Roman auch nicht recht überzeugt. Für Müller hat sich die Quälerei also nicht recht gelohnt.

Auszeichnungen: 2003 Preis für muttersprachlich deutschsprachige Autoren des Integrationsfonds der Stadt Wien und des Vereins Exil, 2004 Klagenfurter Literaturkurs, 2006 Aufenthaltsstipendium der Stiftung Insel Hornbroich, 2006 Aufenthaltsstipendium Slowenien der Stiftung Brandenburger Tor, 2006 GWK Förderpreis Literatur, 2007 Förderpreis zum Heimrad-Bäcker-Preis, 2009 „Margarete-Schrade-Preis“.

Werke: „Wolfskinderringe“, Erzählungen, Köln 2002. – „Nahe Jedenew“, Roman, Frankfurt am Main 2005. – „Mara Kogoj“, Roman. Frankfurt am Main 2007. – „Und so war die Sache mit dem Kornfeld“, Erzählung, in: Akte Ex, Reinbek 2000. – „Dass Sturmhard Kubel“, Erzählung. In:  Driving home for Christmas, Frankfurt am Main 2006. – Zudem  Radioarbeiten, Rezensionen, Essays und Übersetzungen.


Siehe auch:
Literaten, lebend (Artikelübersicht)

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone