Unwort des Jahres

Wörter, die gegen Menschenwürde und Demokratie verstoßen

Das „Unwort des Jahres“ ist eine zivilgesellschaftliche, sprachkritische Aktion, die in Deutschland 1991 von dem Frankfurter Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser ins Leben gerufen wurde. Bis 1994 wurde das „Unwort des Jahres“ im Rahmen der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt. Aufgrund unterschiedlicher Vorgehensweisen und Ziele machte sich die Jury selbstständig und gibt seit 1994 politisch und institutionell unabhängig das „Unwort des Jahres“ bekannt. Die Unwort-Jury besteht seit 2011 aus fünf ständigen Mitgliedern, davon vier Sprachwissenschaftler/innen und ein/eine Journalist/in, sowie einem in jährlichem Wechsel kooptierten Mitglied.

Die Kriterien: Sprachgebrauch, Sprachbewusstsein, Sprachstabilität

Die Aktion „Unwort des Jahres“ möchte auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie lenkt daher den sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen, zum Beispiel, weil sie gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen (z. B. Geschwätz des Augenblicks für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche), weil sie gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen (z. B. alternativlos als Haltung/Position in der politischen Diskussion, um eine solche zu vermeiden und sich der Argumentationspflicht zu entziehen), weil sie einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren, stigmatisieren und diffamieren (z. B. durch unangemessene Vereinfachung oder Pauschalverurteilung, wie etwa Wohlstandsmüll als Umschreibung für arbeitsunwillige ebenso wie arbeitsunfähige Menschen), weil sie euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind (z. B. freiwillige Ausreise als Behördenterminus für die nur bedingt oder gar nicht freiwillige Rückkehr von Asylbewerbern in ihre Heimatländer aus Abschiebehaftanstalten).

„Unwort des Jahres“ wird jeweils Mitte Januar veröffentlicht

Wesentlich ist, dass die betreffenden Wörter und Formulierungen öffentlich geäußert wurden, eine gewisse Aktualität besitzen und der Äußerungskontext bekannt bzw. belegt ist. Die Anzahl der Unterstützer/innen eines Vorschlags spielt dagegen im Unterschied zu den genannten inhaltlichen Kriterien keine Rolle. Unwortvorschläge können jederzeit von allen Bürger/innen schriftlich und unter Angabe der Quelle eingesandt werden (vorschlaege(at)unwortdesjahres.net). Ein Medienaufruf im Oktober eines jeden Jahres erinnert regelmäßig an diese Möglichkeit. Für das Unwort des Jahres können bis 31. Dezember Vorschläge gemacht werden, die den o. g. Kriterien der Unwort-Aktion entsprechen.  In der ersten Januarhälfte des Folgejahres wählt die Jury aus allen Vorschlägen und auf der Basis einer ausführlichen inhaltlichen Diskussion das „Unwort des Jahres“ aus. Das Unwort des Jahres wird Mitte Januar eines jeden Jahres auf einer Pressekonferenz (Philipps-Universität Marburg) bekannt gegeben.

Die Unwörter seit 1991 sind: 2023: Remigration, 2022: Klimaterroristen, 2021: Pushback, 2020: Rückführungspatenschaften, 2019: Klimahysterie, 2018: Antiabschiebeindustrie, 2017: alternative Fakten, 2016: Volksverräter, 2015: Gutmensch, 2014: Lügenpresse, 2013: Sozialtourismus, 2012: Opfer-Abo, 2011: Döner-Morde, 2010: alternativlos, 2009: Betriebsratverseucht, 2008: notleidende Banken, 2007: Herdprämie, 2006: freiwillige Ausreise, 2005: Ehrenmord, 2004: Begrüßungszentren, 2003: Angebotsoptimierung, 2002: Ausreisezentrum, 2001: Gotteskrieg4er. 2000: national befreite Zone, 1999: Kolateralschaden, 1998: sozialverträgliches Frühableben, 1997: Wohlstandsmüll, 1996: Rentnerschwemme, 1995: Diätenanpasssung, 1994: Peanuts, 1993: Überfremdung, 1992: ethnische Säuberung, 1991: ausländerfrei.

Siehe auch: Wort des Jahres in Dorsten

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