Reckmann, Walter

Er warf seine Pennäler-Mütze unter den Zug und haute ab

1903 in Dorsten bis 1967 in Palma de Mallorca; Journalist, Verlagsdirektor und Konsul. – Schon als Junge zog es ihn von Dorsten weg, um in der großen Welt Abenteuer zu erleben. Als Schüler der Quarta des Gymnasium Petrinum meinte der 13-Jährige, nun genug gelernt zu haben. Er riss aus. Seine Eltern, der Bankkaufmann Carl Reckmann und dessen Frau Auguste, erfuhren von einem Schulfreund, dass ihr filius unbedingt zur Kaiserlichen Marine nach Bremen wolle. Sie schüttelten nur den Kopf und hielten das Gesagte für Flausen. Doch Sohn Walter zerknüllte eines Tages am Bahnhof von Hervest-Dorsten seine Pennäler-Mütze und warf sie unter den gerade ankommenden Zug, mit dem er nach Bremen wollte. Soldaten, es war Krieg, hatten Spaß an dem Jungen und nahmen ihn mit nach Bremen. Am dortigen Bahnhof sagten sie ihm, dass für ihn die Reise beendet sei. Im Wartesaal erwartete ihn bereits ein Gendarm. Sein Vater hatte den polizeilichen Fahndungsapparat in Gang gesetzt. Bald war der kleine Walter wieder im elterlichen Haus an der Vestischen Allee.

Amsterdam, London, Manchaster, Berlin, Frankfurt, Palma de Mallorca

Walter Reckmann Bis zum Abitur hielt er es in Dorsten nicht aus. Sein Vater steckte ihn ins Internat nach Horn, wo Walter Reckmann mit mittlerer Reife abging. Von 1920 bis 1926 bekam er eine Ausbildung im Bankfach bei der Essener Credit-Anstalt und arbeitete dann in der Disconto-Gesellschaft in Essen. Anschließend hielt er sich in Amsterdam, London und Stockport bei Manchester auf, um Sprachen zu erlernen. Vier Jahre arbeitete er als Angestellter in den Automobilwerken Willys Overland Company in England, ging 1931 als Korrespondent zum Ullstein-Verlag nach Berlin und wurde 1939 Leiter der Auslandsabteilung. Nach Kriegsbeginn arbeitete Walter Reckmann bis 1945 als Chefkorrespondent des Ullstein-Verlags in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten, vornehmlich in Bulgarien und Griechenland.

Verlagsleiter der „Frankfurter Neuen Presse“

Der FDP nahe stehend, wurde der Dorstener 1948 Verlagsdirektor bei der „Frankfurter Neuen Presse“, wohnte in der Franz-Röcker-Allee und erwarb 1950 Gesellschafteranteile dieses Verlags. Neben dem bisherigen alleinigen Geschäftsführer Dr. Hugo Stenzel wurde Reckmann als weiterer Geschäftsführer und Verlagsleiter der „Frankfurter Neuen Presse“ sowie als Herausgeber der Nachtausgabe bestellt. 1954, Reckmann war herzkrank, schied er aus dem Verlag aus. Mit dem Erlös aus dem Verkauf seiner Gesellschafteranteile zog Walter Reckmann im gleichen Jahr nach Madrid, dann nach Palma de Mallorca, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1967 als deutscher Konsul im Ehrenamt tätig war. – Aus der ersten Ehe mit Margarete Glasenapp entstammt sein Sohn Christian (Jahrgang 1944), der Direktor der Deutschen Bank in Genf war. In zweiter Ehe war Reckmann mit Claire Hamm verheiratet, diese Ehe blieb kinderlos.

Siehe auch: Familie Reckmann
Siehe auch: Karl Reckmann

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