Ramadan

Islam. Fastenmonat: gute Vorsätze fassen und ein besserer Mensch werden

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Familie K. beim Fastenbrechen; Mutter Seckin, Burcu, Bahattin, Can, Vater Niyazi udn Iker (v. l.)

 „Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben, zu fasten, so wie es auch denjenigen, die vor euch lebten, vorgeschrieben worden ist. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein. (Das Fasten ist) eine bestimmte Anzahl von Tagen (einzuhalten).“
– Koran, Sure 2, Vers 183

Rund 1,57 Milliarden Muslime in der Welt, davon rund vier Millionen in Deutschland und wiederum davon rund 2.700 in Dorsten begehen in jedem Jahr zu einer anderen Zeit den religiös bedingten Fastenmonat Ramadan (arabisch „der heiße Monat“). 2016 begann er am 6. Juni und endete am 4. Juli mit dem dreitägigen Ramadanfest Id al-Titr zum Fastenbrechen. Da gab es allerlei Festspeisen und Geschenke für die Kinder (für Türken: Zuckerfest). Für gläubige Anhänger des Islam bedeutet dies, tagsüber nichts zu essen und zu trinken und generell innere Einkehr zu halten. Das Fasten im Ramadan gilt als eine der fünf Säulen des Islam – neben dem Glaubengbekenntnis, dem Gebet, der Almosengabe und der Pilgerfahrt nach Mekka. Nach dem islamischen Kalender ist der neunte Monat jedes Jahres Fastenzeit. Anlass dafür ist ein Passus im Koran. Nach diesem soll der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed im Monat Ramadan den Koran offenbart haben.

Tägliches gemeinschaftliches Fastenbrechen in der Moschee am Holzplatz

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Besonders fürs Fastenbrechen geignetes Essen

Die meisten der in Dorsten lebenden Muslime sind vor allem Türken. Die Gläubigen unter ihnen versammeln sich während des Fastenmonats zum abendlichen Fastenbrechen in den Moscheen, je nachdem, welcher Gemeinde sie angehören. Das Fastenbrechen beginnt traditionell mit dem Essen einer Dattel, Danach dürfen sie essen und trinken – praktisch und theoretisch bis zur Morgendämmerung. Zum Fastenbrechen treffen sich dann täglich 100 bis 150 Muslime beispielsweise in der Moschee am Holzplatz, um diese religiösen Akt mit beten, essen und trinken gemeinsam zu begehen. Nichtmuslime sind zum Fastenbrechen jederzeit willkommen Andere begehen das Fastenbrechen Zuhause in der Familie oder mit Freunden und Nachbarn.

Gebet zum Ende des Fastenmonats in der Turnhalle

Das Gebet zum Ende des Fastenmonats Ramadan hatte die muslimische Ditib-Gemeinde am 13. Mai 2021 nicht in ihrer Moschee am Holzplatz abgehalten, sondern in der Julius-Turnhalle am Schulzentrum Pliesterbecker Straße. Die Räumlichkeiten der Moschee waren zu klein und damit ungeeignet für das traditionelle Gebet zum Fest des Fastenbrechens für einige Ditzend Gläubige. Die Gemeinde hatte darum die Stadt um Unterstützung gebeten und für das Gebet in einer städtischen Turnhalle ein umfassendes Hygienekonzept vorgelegt.  Kritik im Vorfeld stellte sich als unberechtigt heraus. Die Vorgaben der Coronaschutzverordnung wurden aus Sicht der Stadtverwaltung eingehalten. Die Gäste kamen zeitversetzt, trugen Masken, hielten Abstand und mussten sich vor dem 20-minütigen Gebet registrieren.

Nach dem Mondkalender verschieben sich jährlich die Fastentage

Der bei uns heute gebräuchliche gregorianische Kalender orientiert sich am Sonnenjahr, das er in zwölf Monate einteilt. Im Islam gilt dagegen für religiöse Zwecke ein Mondkalender – die Länge eines Monats wird durch die Phasen des Mondes bestimmt. Weil das Mondjahr elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, verschieben sich die Monate des islamischen Kalenders im Laufe der Zeit. Daher verschiebt sich auch der Fastenmonat Ramadan. Er beginnt jedes Jahr zehn bis elf Tage früher und wandert dadurch im Laufe der Jahre durch die Jahreszeiten. Im Moment liegt er im Sommer der Nordhalbkugel. Das bedeutet, dass die Zeit des Fastens besonders lang ist. Denn gegessen und getrunken werden darf nach islamischer Regel nur zwischen Sonnenuntergang und dem Sonnenaufgang am nächsten Tag.

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder essen, trinken noch Sex

Auch fürs Auge und die Seele angerichtet

Auch fürs Auge und die Seele angerichtet

Das Fastengebot gilt aber – ähnlich wie im Christentum – auch im erweiterten Sinne: als Verzicht auf Sex und bestimmte Laster oder Zerstreuungen, wie das Trinken von Alkohol und das Rauchen. Nur Ehepaare dürfen sich lediglich umarmen und küssen. Das Fasten im Ramadan dient dazu, die innere Einkehr zu fördern und soll dazu beitragen, sich auf den Glauben zu besinnen. Neben dem äußeren Fasten sind Muslime in dieser Zeit besonders dazu angehalten, Sünden und schlechtes Handeln gegenüber anderen zu vermeiden. Ähnlich wie die christliche Fastenzeit soll der Ramadan auch die Gelegenheit geben, innere Bilanz zu ziehen und gute Vorsätze zu fassen. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass der Zusammenhalt in der Familie gestärkt wird, da oft nachts gemeinsam gegessen wird. Zudem wird im Ramadan in vielen Gemeinden für ärmere Muslime Essen bereitgestellt.

In den Golfstaaten und Marokko ist Fasten gesetzliche Pflicht

Generell ist die Einhaltung des Ramadan eine persönliche Entscheidung – zumindest bei uns. Es gibt allerdings Länder, in denen wird die Einhaltung des Fastens sogar staatlich vorgeschrieben und bei Nichteinhaltung bestraft. In Oman, Abu Dhabi, Kuwait und in Saudi-Arabien werden sogar Christen und andere Nichtmuslime bestraft, die im Ramadan während des Tages in der Öffentlichkeit essen, trinken oder rauchen. In Marokko machten staatliche Razzien und Verhaftungen von Jugendlichen, die im Ramadan Picknicks veranstalteten, Schlagzeilen. Im Jahre 2013 musste, wer in Marokko öffentlich gegen das Fastengebot verstieß, mit einer Verhaftung rechnen. Im algerischen Biskra wurden im Jahre 2008 sechs Männer zu vier Jahren Haft und 1000 Euro Strafe verurteilt, weil sie das Fastengebot nicht eingehalten hatten. In Malaysia mussten Fastenbrecher im Jahr 2015 mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten, umgerechnet 236 Euro Geldstrafe oder mit beidem rechnen.
Nach den Regeln des Islam gilt die Fastenvorschrift für jeden geistig zurechnungsfähigen Mann oder Frau ab der Pubertät. Ausgenommen sind Kinder, sowie Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht den ganzen Tag lang fasten und vor allem nicht ohne Trinken auskommen können.  Dazu gehören beispielsweise akut und chronisch Kranke, Altersschwache, Schwangere, stillende Mütter sowie Frauen in der Menstruation. Allerdings sollten nur vorübergehend Kranke die versäumten Fastentage nach ihrer Gesundung nachholen.

Das Ramadan-Fasten bringt auch gesundheitliche Probleme mit sich

Dorstener Moschee am Holzplatz

Dorstener Moschee am Holzplatz

Der Fastenmonat ist für den Körper eine Belastung – vor allem, wenn er im Sommer liegt. Denn gerade bei Hitze braucht der Körper eigentlich reichlich Flüssigkeit. Fehlen diese Reserven, können Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen und Schwindel die Folge sein. Für Mahlzeit am Abend, das Iftar, eignen sich besonders gut Früchte, Geflügel und Fisch und Gemüse. Auch zuckerhaltiges ist hier durchaus sinnvoll, da es den Blutzuckerspiegel schnell hebt. Für die letzte Mahlzeit vor Tagesanbruch, das Suhoor, sind dagegen Lebensmittel sinnvoll, die lange vorhalten. Gut geeignet ist hier alles, was viele längerkettige Kohlenhydrate und Ballaststoffe enthält. Dazu gehören Vollkornprodukte, Reis, Hülsenfrüchte und Milchprodukte. Hält man sich diese Regeln, isst bewusst gesund und trinkt ausreichend, dann kann das Fasten sogar durchaus gesund sein. Es ist aber auf jeden Fall sinnvoll, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören.

Ramadan von Muslimen für Kriege und Anschläge benutzt

Obwohl sich Muslime im Ramadan von ihrer besten Seite zeigen wollen, sind Kriege nicht verboten. Deshalb beanspruchen auch Dschihadisten den Monat für sich. Daher  wird die Fastenzeit oft überschattet von den Kriegen in muslimischen Regionen und neuen Anschlagsdrohungen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Anschläge legitimieren sie mit Überlieferungen aus der Zeit des Propheten. Mohammed hatte eine der wichtigsten Kämpfe im Islam, die Schlacht von Badr, im Ramadan geschlagen. „Operation Badr“ war auch der Deckname für den Angriff ägyptischer und syrischer Truppen auf Israel am 6. Oktober 1973 – besser bekannt als Jom-Kippur-Krieg.

Gruß des Bürgermeisters Tobias Stockhoff zur Fastenzeit 2024

Bürgermeister Tobias Stockhoff wünschte im März 2024 allen Menschen muslimischen Glaubens in Dorsten einen gesegneten Ramadan. Begonnen hat der muslimische Fastenmonat am Abend des 10. März. Einen Gruß mit den besten Wünschen richtet er aber per Video auch an die Menschen anderer Glaubensrichtungen, die sich ebenfalls in der Zeit des Fastens befinden, z. B. die Christinnen und Christen, welche sich gerade in der Österlichen Bußzeit (Fastenzeit) befinden. „Ich wünschen den Musliminnen und Muslimen in unserer Stadt einen gesegneten Fastenmonat Ramadan“, sagt Tobias Stockhoff und ergänzt: „Egal, ob Fasten im Christentum, Judentum oder bei den Muslimen: Das Fasten soll die Beziehung zu Gott stärken, die Beziehung zu sich selbst, aber auch zu unseren Mitmenschen klären. Und so wünsche ich allen Menschen eine gesegnete Zeit.“
Fasten, sagt der Bürgermeister, könne auch gemeinschaftsstiftend sein – wenn man zum Beispiel zum Fastenbrechen zusammenkommt. „Auch, wenn man Fastenopfer bringt und das, was man während des Fastens einspart, Menschen spendet, die bedürftig sind“, sagt Tobias Stockhoff und ergänzt: „So wünsche ich gute Begegnungen im Fastenmonat Ramadan oder in der österlichen Bußzeit und von Herzen alles Gute.“


Siehe auch:
Fremde Kulturen (Artikelübersicht)

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