2016 erreichten die Kreis-Polizeileitstelle Recklinghausen 177.516 Anrufe
Der „Polizeiruf 110“ läuft nicht bei irgendwelchen Leitstellen der Polizei ein, sondern er flimmert in die Wohnzimmer. Diese deutschsprachige Kriminalfilmreihe war 1971 bis 1990 im DDR-Fernsehfunk (DFF) zu sehen. Nach der Wiedervereinigung übernahmen verschiedene ARD-Anstalten die DDR-Filme und produzierten dann neue Folgen als Gegenstück zu den „Tatort“-Krimis. Sie etablierten sich in der gesamtdeutschen Fernsehlandschaft mit einem Marktanteil von 16 Prozent.
Sonderbriefmarke erschienen
Diese Kriminalreihe mag dazu beigetragen haben, dass sich der echte Polizeiruf 110, der allerdings Notruf 110 heißt in der Bevölkerung angenommen wurde und sich seit seiner Einführung 1973 (daher Notrufsystem 73) und mit den Nummern 110 und 112 als Notruf durchgesetzt hat. Ein Notruf ist ein Signal, das übermittelt wird, um bei einem Notfall professionelle Helfer wie Rettungsdienste, Feuerwehren oder die Polizei zu alarmieren. Je nach Situation wird bei der Rufannahme entschieden, ob ein Einsatz erfolgt. Seit 1991 gibt es in allen Ländern der Europäischen Union (EU) sowie in einigen weiteren Ländern in Europa wie in Russland und der Ukraine die einheitliche Eurorufnummer 112. Anlässlich dieses Ereignisses erschien eine Sonderbriefmarke.
Wenn sich jemand im Zusammenhang mit einer Straftat oder einer Gefahrenlage selbst in einer Notsituation befinden, Zeuge einer solchen Situation ist oder einen entsprechenden Verdacht hat und zur Bewältigung der Lage polizeiliche Hilfe notwendig ist, sollte den Notruf 110 wählen. Wenn akute Notfallsituationen auftreten, in denen unmittelbar Hilfe geleistet werden muss, gilt es die 112 zu wählen – die Nummer des Rettungsdienstes und der Feuerwehr. 2016 mussten Feuerwehr und Rettungsdienst 183.000 Mal ausrücken – das ist deutlich öfter als im Vorjahr. Ein Trend, der schon länger anhält. Vor zehn Jahren gab es noch 60 Prozent weniger 112-Einsätze. Alle drei Minuten klingelt in der Kreisleitstelle das Telefon. In den meisten Fällen handelt es sich um weniger dramatische Einsätze. Zum Beispiel, wenn jemand gestürzt ist, wenn irgendwo ein heruntergefallener Ast die Straße versperrt – oder eine Katze sich nicht mehr vom Baum herunter traut. In solchen Fällen haben Menschen offensichtlich weniger Scheu, die 112 zu rufen, als früher. Damit die Einsätze in Zukunft noch bewältigt werden können, brauchen die Feuerwehren mehr Personal. Daher warb die Feuerwehr 2017 im Kreis mit 160 Plakaten um Nachwuchs. Die Nummer 112 ist inzwischen europaweit der direkte Draht zu schneller Hilfe. Um die Notrufnummer noch bekannter zu machen, hat die Europäische Kommission den 11. Februar, passend zum Datum (11.2.), zum „Europäischen Tag des Notrufs 112“ erklärt. Allein im Kreis Recklinghausen sind in den Anrufbereichen dieser Nummer rund 1900 Menschen ehrenamtlich und 650 hauptamtlich in Rettungsdiensten beschäftigt. Dazu kommen die vielen Freiwilligen der Hilfsorganisationen. Allein 2020 gingen in der Recklinghäuser Leitstelle 137.000 Notrufe über die 112 ein, plus rund 40.000 über die 02361/19-222 wegen Krankentransporten. Das macht durchschnittlich mehr als 20 pro Stunde.
Rauchmelderpflicht sorgt für mehr Feuerwehreinsätze im Kreis
Die Rauchmelderpflicht seit Anfang 2017 sorgt für mehr Feuerwehreinsätze. In den ersten drei Monaten des Jahres mussten die Einsatzkräfte 50 Mal ausrücken, weil der Rauchmelder gepiepst hatte. Das waren 20 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Ein Ärgernis sind die vermehrten Einsätze für die Feuerwehr aber nicht: Man sei froh, dass jetzt mehr Menschen gewarnt werden und den Notruf wählen, sagte ein Sprecher. Seit Jahresbeginn müssen in allen Schlafräumen und Fluren Rauchmelder hängen.
Sieben Polizei-Leitstellenplätze in Recklinghausen sind rundum belegt
Im Polizeipräsidium Recklinghausen gingen 2016 genau 177.516 Notrufe von Bewohnern aus dem Bereich des Polizeipräsidiums ein, also aus dem gesamten Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop. Davon waren 14.237 Notrufe (8 Prozent) vom Anrufer selbst beendet worden, also ungültig. Die Polizei spricht von „verlorenen Anrufen“ wenn der Anrufer nach fünf Sekunden auflegt, weil der Anruf wegen Überlastung von einem Mitarbeiter er Leitstelle nicht sofort angenommen werden konnte. Die Dunkelziffer dieser „verlorenen Anrufe“ ist nicht bekannt. Allerdings soll noch bis Ende 2017 die Leitstelle technisch neu und besser ausgestattet werden, damit auch jeder Notruf angenommen werden kann. Die Zahl der 110-Notrufe hat sich in den zurückliegenden Jahren rasant erhöht. In den Jahren 2010/11 verzeichnete die Leitstelle der Kreispolizeibehörde Recklinghausen nur jeweils rund 65.000 Anrufe. Die Polizei führt dies auf die zunehmende Verbreitung und Verfügbarkeit von Mobiltelefonen zurück. Ein Notruf kann von jedem Telefon aus immer kostenlos erfolgen. Münzen oder Telefonkarten sind nicht erforderlich. Dies gilt auch für Mobiltelefone. Im Recklinghäuser Polizeipräsidium gibt es sieben Einsatzplätze zur Entgegennahme von Notrufen, die rund um die Uhr mit Beamten besetzt sind. Diese haben die Erfahrung, dass Samstagabend die Anrufe im Sekundentakt eingehen. Dagegen herrscht am Sonntagemorgen weitgehend Ruhe.
Missbrauch kann bestraft und Einsätze ohne Not müssen bezahlt werden
Das Strafgesetzbuch stellt mit Paragraf 145 den absichtlichen Missbrauch des Notrufs unter Strafe. Prinzipiell gilt, dass der Missbrauch von Notrufen zivilrechtliche Konsequenzen für den Anrufer haben kann. Wenn es zu einem Einsatz kommt, müssen die Kosten dafür übernommen werden, wenn sich herausstellt, dass es sich um einen absichtlichen Missbrauch gehandelt hat.
Leitstelle der Feuerwehr registriert jährlich 130.000 Notrufe
Die Leitstelle der Feuerwehr in Recklinghausen hat 52 Mitarbeiter , die Disponenten arbeiten im Schnitt 48 Stunden pro Woche. 130.000 Notrufe gehen pro Jahr in der Leitstelle ein, bei fast jedem dritten geht es um einen Krankentransport. Etwa 10.000 Einsätze werden von der Leitstelle aus für die Feuerwehren im Kreisgebiet koordiniert. 698 Brandmeldeanlagen sind in der Leitstelle aufgeschaltet. 1600-mal haben die Brandmeldeanlagen im letzten Jahr ausgelöst, mit 15 Krankenhäusern steht das Leitstellenteam in ständigem Kontakt. Die Leitstelle koordiniert und alarmiert im Kreisgebiet zehn Feuerwehren, 24 Rettungswagen, zehn Notarztwagen, 22 Krankentransportwagen und einen Rettungshubschrauber.
Übersicht über die wichtigsten Notruf-Nummern
Es ist nicht gravierend, falls Sie im Notfall die Feuerwehr anrufen, wenn Sie die Polizei erreichen wollen oder auch umgekehrt. Es wird immer an die richtige Stelle vermittelt.
Notruf der Polizei: 110 – Immer dann, wenn sich eine Notsituation anbahnt, Sie sich bedroht fühlen oder eine Gefahrensituation für Sie oder andere aufgekommen ist.
Rettungsdienst und Feuerwehr: 112 – Bei Unfällen oder Bränden. Unter dieser Nummer erreichen Sie auch europaweit eine Notrufzentrale, die Ihren Anruf an die zuständige Zentrale weiterleitet.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117 – Falls außerhalb der Sprechzeiten ärztliche Hilfe benötigt wird, wählen Sie diese Nummer – sie gilt bundesweit. Dort werden Sie an den nächsten zuständigen Bereitschaftsdienst weitergeleitet.
Die Nummer gegen Kummer: 116 111 – Hier können alle anrufen, die Sorgen haben und sich beraten lassen machen. Das Angebot gilt für Kinder, Jugendliche und Eltern in ganz Deutschland.
Notruf für Hörbehinderte: Für Menschen mit Hör- oder Sprachschädigung bestand früher oftmals ausschließlich die Möglichkeit, im Notfall Hilfe per „Notfall-Fax“ herbeizurufen. Diverse Organisationen bieten im Internet einen Vordruck für ein Notfall-Fax an, welcher ausgedruckt und mit den persönlichen Daten versehen am Faxgerät platziert werden kann. So muss im Notfall lediglich noch die Art der gewünschten Hilfe angekreuzt und das Fax abgesendet werden. Für den mobilen Einsatz eigneten sich dabei insbesondere faxfähige Mobiltelefone oder tragbare Faxgeräte.
Quellen: Michael Wallkötter in DZ vom 22. April 2017. – Online-Enzyklopädie Wikipedia (Aufruf 2017).