Noël, Henriette von

Schulgründerin besuchte die Ursulinen-Unterrichtsanstalt

1833 in Bochum bis 1903 in Münster; Lehrerin und Schulgründerin. – Dass sie Lehrerin wurde und darüber hinaus befähigt war, eine Schule zu gründen, verdankte sie auch den Dorstener Ursulinen, deren Unterrichtsanstalt „für höhere Töchter“ sie besuchte und ihre Bildung und das pädagogische Rüstzeug für ihr weiteres Leben mitbekam. Henriette von Noël. war die älteste von sieben Töchtern des Bochumer Kreisgerichtsrats Leopold von Noël. Sowohl in der 1806 geadelten Beamtenfamilie ihres Vaters als auch in der Medizinerfamilie ihrer Mutter gab es etliche Lehrerinnen und Lehrer, so dass Henriette von Noël in einer pädagogisch geprägten Umgebung aufwuchs. Drei ihrer Schwestern wurden später ebenfalls Lehrerinnen.

Schulgründung trotz Ablehnung des Schulinspektors

.....Noel (1833-1903); Foto: Stadtarchiv Bochum Während ihrer Schulzeit in Dorsten schien in ihr der Entschluss gereift zu seiner, Lehrerin zu werden – welcher Beruf auch hätte ihr als Frau sonst noch offen gestanden? Mit 21 Jahren unterrichtete sie für zwei Jahre im belgischen Lüttich deutsche Sprache. Ihre erste Lehrerinnenprüfung legte sie 1856 in Köln mit „recht gutem“ Erfolg ab; drei Jahre später bestand sie ebenfalls in Köln das Examen für höhere Mädchenschulen. Im Februar 1860 schließlich kehrte sie nach Bochum zurück – entschlossen, sich selbstständig zu machen und in ihrer Heimatstadt eine „Höhere Privat-Mädchen-Schule“ aufzubauen. Daher beantragte sie bei der „Königlich Hochlöblichen Regierung zu Arnsberg“ im Februar 1860 in einem „gehorsamsten Gesuch“ um „Verstattung zur Errichtung und Leitung einer höheren Privat-Mädchen-Schule“. Der Antrag wurde an den Bochumer Schulinspektor, den 1793 in Dorsten geborenen Pfarrer Franz Ekel weitergereicht. Es hätte durchaus sein Einverständnis finden müssen, dass die Lehrerin eine „Höhere katholische Mädchenschule“ gründen wollte – sozusagen als Gegenstück zu der Höheren evangelischen Töchterschule, die es bereits gab. Doch dem Pfarrer missfiel es, dass Henriette von Noël um die Erlaubnis gebeten hatte, „Schulpflichtige Kinder beider Confessionen“ in ihre Lehranstalt aufzunehmen. Im Übrigen fürchtete der Pfarrer die Konkurrenz für die kirchlichen Schulen. Da Bochums Bürgermeister das Vorhaben der früheren Dorstener Ursulinenschülerin als „äußerst zweckmäßig“ helt. Genehmigte die Arnsberger Behörde am 9. März 1860 die Gründung der Schule, aus der später die Hildegardis-Schule wurde, die heute in einem Gebäude aus den 1950er-Jahren am Bochumer Stadtpark untergebracht ist.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten genoss die Schule der Henriette von Noël in Bochum bald einen ausgezeichneten Ruf. Von Jahr zu Jahr wurden mehr Schülerinnen angemeldet. 1866 waren es 30 Schülerinnen, so dass Henriette von Noël eine zweite Klasse einrichten und eine weitere Lehrerin einstellen konnte; 1869 besuchten 50, ein Jahr später 60 Schülerinnen den Unterricht. 1894/95 erlitt die inzwischen 61 jährige Schulleiterin zwei Schlaganfälle, ging vorzeitig in den Ruhestand und zog mit einer ihrer Schwestern nach Münster, wo Henriette von Noël am 19. Februar 1903 starb.

Ihre Erziehungsideale ins Stammbuch geschrieben

Kurz bevor sie ihre Bochumer Schule verließ, hatte Henriette von Noël noch einmal ihr Erziehungsideal niedergelegt. Sie hatte 1895 ihrer Nachfolgerin ins Stammbuch geschrieben: Nur dann könne sie neue Schulleiterin werden,

„wenn sie im festen Anschlusse an unsere heilige Religion und Kirche die Kinder zur Frömmigkeit, Einfachheit, Bescheidenheit heranbildet, etwaige Auswüchse des Kastengeistes energisch unterdrückt, die Reinheit der Sitten über alles hochhält und mit einem gediegenen Unterrichte eine wahrhaft weibliche Erziehung verbindet.“

Eine sittenstrenge katholische Lehrerin – keine Frauenrechtlerin

Henriette von Noël gilt in vielen vor allem kirchlichen Frauenkreisen, auch zu hören im Dorstener Ursulinenkloster, in dessen Töchterschule Henriette von Noël ihre Ausbildung genoss, als Frauenrechtlerin, als Vorkämpferin weiblicher Emanzipation. Diese Bewertung ist kaum aufrecht zu erhalten. Sie war, wie ihre Biographin Gisela Wilbertz urteilt, „eine tüchtige, kirchentreue und sittenstrenge katholische Lehrerin, die Wert legte auf solides Wissen und fachliches Können“. Und Gisela Wilbertz fügt hinzu:

 „Doch indem sie dies tat, bahnte sie – ungewollt und wahrscheinlich sogar gegen ihre Absicht – den Weg für die Gleichheit der weiblichen Bildung und Ausbildung, die eine der Voraussetzungen ist für die Anerkennung der Gleichwertigkeit, Ebenbürtigkeit und Selbstbestimmung von Frauen und Männern.“

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