Mordfall Güllicher

Kaufmann wurde 1583 in Hervest von Bauern erschlagen

Der 50-jährige Kaufmann Caspar Güllicher aus Recklinghausen war mit seinem jungen Begleiter Johann Müller im Juni 1583 nach Wesel gezogen, um Tuchwaren zu verkaufen. Wegen des Truchsessischen Krieges war es im Land sehr unruhig. Die Bürger mussten sich vor Mord, Plünderungen, Raub und Vergewaltigungen schützen. Auch in Wesel war es sehr unruhig und laut. Man traf Kriegsvorbereitungen, hob Gräben aus und hortete Lebensmittel. Daher machten sich der Kaufmann und sein Gehilfe sowie die 30-jährige Annen Westermans, die sich ihnen anschloss, auf den Weg zurück nach Recklinghausen.

„Zwei Wunden in die Backen geschlagen“

Entlang der Lippe kamen sie nach Dorsten und wollten in der Stadt Schutz suchen. Doch die Brückenwache versperrte ihnen auch nach mehrmaligen flehentlichen Klagen den Zutritt zur Stadt. So schulterten sie ihre Tragelast und liefen auf dem Weg, der von Dorsten nach Hervest führte, um dort die Lippe zu überqueren. Sie schafften es aber nicht, vor Anbruch der Nacht die nahe Stadt Haltern zu erreichen und suchten eine Herberge. Auf dem Weg dorthin wurden sie von mehreren Männern umstellt. Einer von ihnen nahm dem Güllicher das Gewehr weg und hat „ihm damit Zwei Wunden in die Backen geschlagen, ist er auf die Knie gestürzet.“ Danach plünderten sie den Kaufmann aus. Der Anführer, der Schulze von Hervest, lud das Gewehr neu und erschoss den um Gnade für die Frau flehenden Kaufmann. Danach schlug er dem jungen Begleiter mit einer Heugabel mehrmals auf den Kopf. Anneken Westermans lief heulend ins Dorf Hervest zurück. Bei den ersten Häusern sah sie zwei Männer mit Schaufeln auf dem Rücken. Diese sagten: „Sie haben da einen alten und jungen hundt Todtgeschlagen. Die wollen sie jetzt begraben.“

Geständnis vor dem Hauptmann auf der Horneburg

Zwei Wochen später gestanden die Hervester Bauern vor dem Hauptmann Vostermann von der Horneburg, dem Leutnant Branger und dem Feldwebel Meier die Bluttat. Der Bericht ging sodann vom Kriminalgericht auf der Horneburg an den Schloss- und Gerichtsherrn von Westerholt, Herr zu Lembeck. Die Täter wurden später in Recklinghausen vor Gericht gestellt.


Quellen:
Westfälisches Archiv Münster L 125 (Kriminalssachen). – Adalbert Friedrich „Die Mordtat am Sommerabend im Jahre 1583 beim Dorf Hervest“ in HK 2000.

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