Lunina, Maria

Die Fremde aus der Ukraine war in der Runde die einzige Dorstenerin

Ob jemand als ansässig, hintersässig, einsässig, als ein Poahlbürger oder ein Zugereister gilt, darüber gibt es die verschiedenen Worterklärungen. Als sich 1999 eine Gruppe Dorstener Bürger mit ihrem Bürgermeister und einem Ehrengast aus der Ukraine in Holsterhausen getroffen hatte, kam die Unterhaltung auch auf die Herkunft der Anwesenden. Das Ergebnis war gleichermaßen verblüffend wie es zum Schmunzeln anregte.

Geburtsurkunde ausgestellt

Maria Lunina 1999 auf dem Russenfriedhof in Holsterhausen

Maria Lunina auf dem Russenfriedhof

Die Ukrainerin Maria Lunina, die als Kind einer sowjetischen Ostarbeiterin in einem Zwangsarbeiterinnenlager an der Borkener Straße (heute das Kino Central) in Holsterhausen geboren wurde, hatte die Stadt Dorsten gebeten, ihr eine Geburtsurkunde auszustellen, die sie sich bei einer Deutschlandreise selbst abholen würde. Wenig später kam sie nach Dorsten. Als Gast des damaligen Bürgermeisters Dr. Karl-Christian Zahn wurde ihr die Urkunde ausgehändigt. Bei dieser Gelegenheit bat Dr. Zahn den Journalisten Wolf Stegemann, der die Geschichte und Schicksale der Ostarbeiter erforscht und darüber veröffentlicht hatte, den Ehrengast Maria Lunina und ihrer sie begleitenden Tochter Consuela das Geburtshaus in Holsterhausen, den Russenfriedhof und das sowjetische Gräberfeld auf dem Waldfriedhof zu zeigen und den Besuchern die Geschichte der sowjetischen Zwangsarbeiter zu erzählen.

Gedenkstunde auf dem Russenfriedhof

Nach einer bewegenden Gedenkstunde auf dem Russenfriedhof trafen sich alle Beteiligten zum Abendessen im Restaurant El Tori am Blauen See. Anwesend waren Bürgermeister Dr. Zahn und dessen Frau Jutta, Annemarie Falkenhagen vom Bürgermeisterbüro, der Fahrer des Bürgermeisters, die in Dorsten geborene Ukrainerin Maria Lunina und deren Tochter Consuela, ein sie begleitendes Ehepaar aus Süddeutschland sowie der Dorstener Journalist Wolf Stegemann, insgesamt neun Personen.

Abendessen mit unvermutet internationalem Anstrich

Im Laufe des Abends stellte jemand fest, dass die Runde durch die Französin Annemarie Falkenhagen doch einen „internationalen Anstrich“ habe. Als dann jeder der Anwesenden seinen Geburtsort nannte, verblüffte die Tatsache, dass die Ukrainerin die einzige Person in der illustren Runde war, die in Dorsten geboren wurde und von daher die einzige, die mit Fug und Recht behaupten konnte, eine „echte“ Dorstenerin zu sein. Alle anderen wurden nämlich woanders geboren: in Niederschlesien der Bürgermeister und seine Frau, in Schwaben das mit angereiste Ehepaar, in der Ukraine die Tochter, in Frankreich Annemarie Falkenhagen, der Fahrer auch irgendwo anders und Wolf Stegemann in Böhmen.

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