Lembeck – 1000 Jahre II

Mit Sperrholz baute Johannes Bahde die Laurentiuskirche nach

Johannes Bahde mit seinem Kirchen-Modell

Von Maria Nienhaus – Wenn man die Redewendung „An ihm ist ein Künstler verloren gegangen“ anerkennend anwenden will, stellt man fest, dass sie auf den Lembecker Johannes Bahde zutrifft – und auch nicht. Denn er war bis zu seiner Pensionierung alles andere als ein Künstler: gelernter Schreiner und Werksfeuerwehrmann im Marl-Hüls von 1960 bis zu seinem Ruhestand 1994. Und danach entdeckte er selbst in sich, seine Frau, die Freunde und vor allem die Kirchengemeinde St. Laurentius, der er zeitlebens verbunden ist, in ihm den Künstler. Ein aktuelles Beispiel hierfür steht derzeit im Keller seines Hauses am Lembecker Weißdornweg. Es ist der penibel angefertigte Nachbau der St. Laurentiuskirche, die vor genau 800 Jahres urkundlich erstmals erwähnt wurde. Zudem feiert das Dorf Lembeck, heute Stadtteil von Dorsten, in diesem Jahr sein 1000-jähriges Jubiläum.

Modell der Kirche ist beim Festumzug dabei

Der nach alten Bauplänen gefertigte Nachbau steht derzeit noch in seinen als Werkstatt und Ateliers benutzen Kellerräumen. Auf dem Weg dahin hängen die Wände voll mit seiner groß- und kleinformatigen Malkunst: Ölgemälde, meist Landschaften und Stadtansichten, nicht nur aus Lembeck und der Region, sondern auch aus Dresden, den oberbayerischen Bergen und dem niedersächsischen Heideland. Das sind alles gerahmte Ergebnisse des Unruhestandes Johannes Bahdes, der im 80. Lebensjahr steht. Und dann in einem eigenen Raum die Nachbildung von St. Laurentius. Es ist die heutige Form der Kirche, die in der Vergangenheit immer wieder durch Erweiterungen verändert wurde, zuletzt 1936/37. Das monumentale und farblich dekorierte Sperrholzmodell hat die stattlichen Maße von 2,15 mal 2,20 und eine Höhe von 1,90 Metern. Es wird bei der offiziellen 1000-Jahr-Feier der Gemeinde am 8. Oktober in einem Festumzug durch Lembeck gefahren und anschließend in der Schule zu sehen sein, danach erst einmal in der Kirche. Wo das Modell dauerhaft bleiben wird, ist noch nicht entschieden.
Johannes Bahde begeisterte die Arbeit, obwohl er anfangs, als er gefragt wurde, ein Kirchenmodell zu schaffen, ablehnte. „Das traute ich mir gar nicht zu, ich hatte vorher so etwas noch nie gemacht!“ Doch die Gemeinde ließ nicht locker. „Wir wussten, dass, wenn er das macht, es dann auch richtig macht“, meinte der Küster Ludger Große-Heidermann und andere versuchten ebenfalls, Johannes Bahde zu überreden. Da gab sich dieser einen Ruck, sagte zu und machte sich sofort an die Arbeit. „Es hat mir großen Spaß gemacht!“, lächelt er  heute. Verbaut hat er rund 20 Quadratmeter Sperrholz, 10 mm dick, für die Kirche und nochmals zwei Quadratmeter für die Basisplatte. Da stand er dann Tag für Tag stundenlang im Keller und betätigte Laubsägen, Hobel- und Schleifmaschine, die Kreissäge und klebte, nagelte, pinselte und schwang den Zollstock. „Ganze Tage war er da unten!“ meinte seine Frau. „Ja, die Arbeit wurde zur Passion!“ lachte Johannes Bahde. Hin und wieder musste er zur Kirche, um sich das eine oder andere Detail anzusehen. Selbst das Kriegerehrenmal am Kirchturm hat Bahde genau nachgebildet.
Johannes Bahde ist mit der St. Laurentiuskirche immer schon eng verbunden. In der Kirche wurde er 1937 getauft. „Wir haben alle Sakramente dort empfangen, bis auf das letzte“, schmunzelte Johann Bahde. Er war Messdiener und hat in der Kirche seine Frau geheiratet. Beide haben ihre Silberne Hochzeit in der Kirche gefeiert und ihre drei Kinder, heute zwischen 41 und 46 Jahren, sind dort auch getauft worden und waren Messdiener.  Johannes Bahde hat fünf Pfarrer erlebt und überlebt.

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