Kun-Hochäuser

Pleite verhinderte Hochhäusern an der Marler Straße

Ende der 1960er-Jahre plante Baulöwe Josef Kun, der in Dorsten bereits mehrere Wohnblöcke zwischen der Glück-Auf-Straße und Ellerbruchstraße hochgezogen hatte, mit Zustimmung des Rates an der Marler und an der Bochumer Straße mehrere 24-geschossige Hochhäuser. Die Planungen waren soweit gediehen und durch Verwaltung und Politik abgesegnet, dass mit dem Bau begonnen werden konnte. Der Konkurs des Baulöwen 1973 mit 560 Millionen DM Gläubigerforderungen rettete schließlich die Stadt und ihre Bewohner vor diesem später erkannten Planungsfehler, Hochhäuser bauen zu wollen. Karl Jesper, Pfarrer an St. Agatha, machte die Kun-Pleite 1974 zum Thema seiner karnevalistischen Büttenrede:

Ich glaube vor Jahren, so fing es an,
da dachte in Dorsten ein ganz schlauer Mann:
Die Stadt sei zu klein, sie muss größer werden,
wir bauen die Häuser hoch auf der Erden.

Im Stadtsfeld, im Süden, da gibt es ein Feld.
Die Bauern, sie witterten dafür viel Geld.
Der Kun aus dem Rheinland, der machte das Rennen,
warum auch in Dorsten die Zeit verpennen.

Doch ehe das große Werk war begonnen,
da war es schon unter den Hammer gekommen.
In Dorsten, man kannte noch nicht die Fabel
Vom verruchten Turmbau zu Babel.
Doch die Moral von der Geschicht’:
Bau keinen Turm, der zusammenbricht.

Pleite trotz Vermengung von Politik und Wirtschaft

Der Horneburger Baulöwe Josef Kun, inzwischen vergessen, machte Anfang der 1970er-Jahre bundesweit hässliche Schlagzeilen, weil er, der Reitställe, Yachten, ganze Zechen- und Arbeitersiedlungen besaß, eine fundamentale Pleite hinlegte, in dessen Strudel durch Vermengung von Politik und Wirtschaft auch Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker hineingezogen wurden. Bürgerinitiativen bildeten sich, da die Wohnungen zur Konkursmasse gehörten und die Siedlungen daher vom Kahlschlag durch Abriss bedroht waren. Der „einst steinreiche Kun“ („Die Zeit“) hatte zwischen die Zechenhäuser seiner Siedlungen und auf dem Gelände bereits abgerissener Zechenhäuser Hochbauten errichtet. Nach dem Konkurs wurden die Mieten erhöht. Die Mieter zogen aus und Leerstände ließen die Abrissplanungen immer wieder aufleben, wie das Beispiel „Rheinpreußen“ in Duisburg zeigte.

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