Kruse-Möller

Gaststätte ist ein ein Stück verlorener Holsterhausener Geschichte

Holsterhausener Wirtschaft Kruse-Möller an der Borkener Straße in den 1960er-Jahren

Der gesellschaftliche Mittelpunkt vieler Holsterhausener Vereine nach dem Zweiten Weltkrieg war die alteingesessene Gastwirt­schaft Kruse-Möller an der Borke­ner Straße (heute El Tori). Betrieben wurde die Gaststätte, die auch über ein so genanntes Gesellschafts­zimmer verfügte, von dem Gastwirtehepaar Josef (Jupp) und Mariechen Möller. Bei den Vereinen war die Gaststätte ein beliebter Versammlungsort. So hatten dort u. a. die Vereine „Pinn Wipp“ (Angelverein), der VdK, der Kirchenchor von St. Bonifatius, die KAB, die Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen sowie die Brieftaubenvereine Eil­post und Pfeil ihr Zuhause. In den Anfangsjahren der Bundesrepublik wurden dort einmal im Monat Renten ausgezahlt.

Familien und Vereine trafen sich zum Feiern

Die Gaststätte war eine Kneipe im alten Stil – nicht modern, aber gemütlich. Jeder Gast war  gern gese­hen. Der beinamputierte Wirt saß auf einer hölzernen Getränkekiste, die hinter der Theke stand, und bediente seine Gäste, unterstützt von seiner Frau Mariechen. Bei größeren Veranstaltungen halfen Verwandte aus. Besonders in der Winterzeit wurden dort viele Vereins- und Familienfeste gefeiert. Da das Gesellschaftszimmer vom eigentlichen Schankraum nur durch eine große Flügeltür getrennt war, konnte man die Räumlichkeit schnell vergrößern. Wenn dann der Angelverein „Pinn Wipp“ sein Fest mit Trockenangeln feierte, oder die Brieftaubenver­eine „Eilpost“ und „Pfeil“ ihre Ausstellungen abhielten, dann war die Kneipe zum Bersten voll. Es wurde getanzt, getrunken, gut und deftig gegessen. Eine besondere Eigentümlichkeit der Gaststätte Kruse-Möller entstand immer dann, wenn Gäste zu vorgerückter Stunde ihren Hunger gestillt haben wollten. Die Küche befand sich im hinteren Teil des Hauses, direkt neben der Treppe. Wenn dann die Gäste zu später Stunde zur Küche strömten und alle auf einmal etwas zum Essen haben wollten, konnte die Wirtin unmöglich alle so schnell bedienen. Dann halfen die Gäste wie selbstverständlich in der Küche mit. Auf den Stufen der langen, breiten Treppe die nach oben führte, saßen sie dann, den Teller auf den Knien, und verzehrten mit Genuss Würstchen, Schnitzel und Kartoffelsalat. Bei einem solchen Anblick würden heute den Mitarbeitern des Ordnungsamtes die Haare zu Berge stehen.

Markanter Platz Holsterhausener Geselligkeit verschwunden

Auch manche Skatrunde hatte bei Kruse-Möller ihre Heimat. Wenn zum Beispiel August Elschenbroich, Hans Budde, Adolf Spickermann, Jupp Marienboom und Heinz Vornholt zusammen saßen, waren die Karten stete Begleiter. Dann wurde so mancher Bierlax gespielt. Auch Rentner kamen schon am Tage, um hier bei einem Bier und Korn zu klönen. – Josef Möller verstarb nach schwerer Krank­heit 1960. Seine Frau führte die Gastwirtschaft noch viele Jahre weiter. Erst im Alter von 80 Jahren gab sie die Gastwirtschaft auf. Da keine Erben vorhanden waren, wurde sie ver­pachtet. Damit verschwand ein markanter Platz Hol­sterhausener Geselligkeit und Zeitgeschichte.


Quelle:
Nach Gregor Duve in „Holsterhausener Geschichten“, Band 2/2002

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