Korsch, Hubert

Begründer der wissenschaftlichen Astrologie im KZ umgebracht

Von Wolf Stegemann – 1883 in Neuss bis 1942 im Konzentrationslager; Jurist, Verleger und Astrologe. – Das Abitur machte der Rheinländer wie sein um fünf Jahre jüngerer Bruder Anton am Dorstener Gymnasium Petrinum – Hubert im Jahre 1905, sein Bruder, der Augenarzt wurde, im Jahr 1909. Dr. Hubert Korsch war 1926 der Begründer der wissenschaftlichen Astrologie und 1930 Herausgeber der damals bedeutenden Fachzeitschrift „Zenit“. Die Nazis sperrten ihn in ein Konzentrationslager, wo er von der SS 1942 durch Genickschuss ermordet wurde.

Astrologenkongeress Hambaurg 1926; Korsch letzte Reihe 3. v. l.

Astrologenkongress Hambaurg 1926; Korsch letzte Reihe 3. v. l.

Deutschlandweit als Astrologe bekannt geworden

Aus dem Leben von Hubert Korsch ist wenig bekannt, bis jetzt nicht einmal das Konzentrationslager, in das er eingeliefert wurde, vermutlich Sachsenhausen. Er studierte in Greifswald Jura und schloss das Studium der Rechtswissenschaft 1915 mit der Promotion „Die Rechte des Kaisers bei der Gesetzgebung nach der Reichsverfassung verglichen mit dem Staatsrecht des alten Deutschen Reichs“ ab (erschienen 1915 im Abel-Verlag). In Düsseldorf ließ er sich als Rechtsanwalt nieder und gründete einen Verlag, in dem er seine eigenen Bücher und die von anderen über Astrologie verlegte. In den 1920er-Jahren wurde Dr. Hubert Korsch deutschlandweit als Astrologe bekannt, der die esoterisch und symbolisch betriebene Astrologie ablehnte und die wissenschaftlich fundierte begründete. Die dadurch ausgebrochenen heftigen Kontroversen unter den Astrologen führte zu einer Spaltung der 1924 von Dr. Hugo Vollrath ins Leben gerufenen „Astrologischen Gesellschaft in Deutschland“ (AGiD), eine Vorläufervereinigung des „Deutschen Astrologen-Verbandes“. Internationale Anerkennung erwarb sich der Petrinum-Abiturient Dr. Hubert Kirsch durch die Herausgabe der Monatschrift „Zenit“ ab 1930, einer astrologischen Zeitschrift mit wissenschaftlichem Anspruch.

Korsch verlor das Wohlwollen der NS-Führung

k-korsch-hubert-1933Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verschärfte sich die Auseinandersetzung zwischen den beiden Astrologie-Rivalen Vollrath und Korsch, denn beide buhlten um die Gunst der NS-Spitzen Hitler, Heß und Himmler. Denn es war bekannt, dass diese Männer der Astrologie zugeneigt waren. Vollrath und Korsch schreckten auch vor persönlichen Anfeindungen nicht zurück. So konnte Dr. Hubert Korsch 1934 nachweisen, dass Dr. Hugo Vollrath seinen in Tübingen erworbenen Doktortitel möglicherweise gar nicht erworben hatte, denn dort war Vollrath unbekannt. 1934 leitete die Reichsschrifttumskammer ein Ausschlussverfahren gegen Dr. Korsch ein mit der Begründung fehlender politischer „Zuverlässigkeit“, die der Nationalsozialismus von einem Schriftsteller verlangen müsse. Allerdings durfte Korsch bis zur Überprüfung weiterhin für die „Astrologischen Rundschau“ schriftstellerisch tätig sein. Die Untersuchung, die einem Berufsverbot gleich kam, wurde in ein „ruhendes Verfahren“ umgewandelt. Das Verhältnis Dr. Korsch’ zu den Nationalsozialisten war ambivalent. Dr. Korsch suchte stets die Nähe der NS-Führung, was ihm zuerst auch glückte. Sowohl Hitler als auch Himmler und Heß hatten ihre eigenen, die Regierung beratenden Astrologen. Dr. Korsch schickte Adolf Hitler vom Astrologen-Kongress in Wernigerode im Mai 1935 ein Ergebenheitstelegramm, das Hitler beantwortete. Korsch schrieb:

„Die zu ihrem XIV. Kongress in Wernigerode versammelten wissenschaftlichen Astrologen der Astrologischen Zentralstelle geloben dem Führer unseres deutschen Volkes unentwegte Treue und Gefolgschaft. Durch ernstes, verantwortungsbereites Erforschen uralten germanischen Weistums wollen sie mithelfen am Wiederaufbau deutschen Bildungs- und Kulturgutes zum Wohle für Volk und Vaterland.” Hitler antwortete Korsch: „Danke herzlichst für Begrüßungstelegramm, erwidere Grüße mit besten Wünschen für weiteren Erfolg Ihrer Arbeit. Adolf Hitler.“

Präsident des „Intern. Verbands wissenschaftl. Astrologen“

Am 4. September 1936 gründete Dr. Korsch auf dem 3. Internationalen Astrologen-Kongress in Düsseldorf den „Internationalen Verband wissenschaftlicher Astrologen“. Anwesend waren vierhundert Teilnehmer aus 17 Staaten. Die Versammlung fand mit Genehmigung von Propagandaminister Dr. Josef Goebbels statt. Der Verband wählte den früheren Dorstener Abiturienten Korsch zum Präsidenten. Über zweihundert Zeitungen aus aller Welt berichteten darüber, behauptete der Verband. Obwohl Hubert Korsch mit seiner Astrologie in geistiger Nähe zur NS-Führung stand, wurde der für 1937 geplante Deutsche Astrologen-Kongress in Baden-Baden verboten. Ein Polizeiverbot untersagte es den Astrologen, für Deutschland Prognosen zu erstellen.

Ein Jahr später untersagte man der deutschen Delegation die Ausreise zum 4. Internationalen Astrologenkongress in Paris. Korschs Zeitschrift „Zenit“ wurde verboten und noch vor Kriegsbeginn 1939 die von Korsch geleitete „Astrologische Zentralstelle“ aufgelöst. Die nun verstärkt einsetzende Verfolgung der Astrologen dauerte bis zum Sturz des Regimes 1945. Wohl in keinem Land der Erde, auch nicht im Mutterland der modernen Astrologie, in England, hatte die Astrologie vor 1939 einen so mächtigen Aufschwung genommen und selbst in wissenschaftlichen Kreisen so großes Interesse gefunden wie in Deutschland. Aber nirgendwo gab es auch einen solch katastrophalen Rückschlag wie in Deutschland unter der nationalsozialistischen Diktatur

Im Konzentrationslager 1942 durch Genickschuss getötet

Als der Stellvertreter Adolf Hitlers, Rudolf Heß, der selbst Anhänger der Astrologie war, im  11. Mai 1941 seinen obskuren und astrologisch terminierten Flug nach Schottland unternommen hatte, entzog Hitler den Astrologen gänzlich sein Wohlwollen. Dr. Joseph Goebbels schrieb Mai 1941 in sein Tagebuch:

„Ich gebe einen scharfen Erlaß gegen Okkultismus, Hellseherei etc. heraus. Dieser ganze obskure Schwindel wird nun endgültig ausgerottet. Die Wundermänner, Heß’ Lieblinge, werden hinter Schloß und Riegel gesetzt.“

Schon einen Monat später begann mit der „Aktion Heß“ die Astrologen-Verfolgung. Verboten wurde die öffentliche Anwendung aller okkulten Praktiken sowie alle astrologischen Bücher und Schriften. Die Gestapo löste den Astrologen-Verband auf. Alle Astrologen, darunter auch Dr. Korsch, wurden verhaftet. Ihm wurde der von der Universität Greifswald zuerkannte Doktorgrad entzogen. Die Gestapo verhörte ihn wochenlang. Ihm wurde ein Geburtshoroskop von Hitler zur Last gelegt, das Korsch 1931 unter dem Autoren-Pseudonym „Spectator“ in seiner Zeitschrift „Zenit“ veröffentlicht hatte. Da er den Echtnamen nicht preisgab, kam er in ein Konzentrationslager. Er starb dort am 24. April 1942 offiziell an Lungenentzündung. Neueste Forschungen haben ergeben, dass er vermutlich von der SS durch Genickschuss getötet wurde.

Von Historikern bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet

Mit ihm verloren noch andere namhafte Astrologen ihr Leben: Frank Glahn, Karl-Friedrich Krafft, Prof. Dr. Theodor Lessing, Prof. Dr. Johannes Verweyen und viele andere. Das Thema ist historisch kaum aufgearbeitet. Im Jahre 2000 hat die Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald 80 Personen posthum rehabilitiert, indem die ihnen die Doktorwürde wieder zurückgegeben hat. Darunter war auch der einstige Dorstener Petrinum-Abiturient Hubert Korsch.

Publikationen (Hg): 14 Vorträge über Astrologie. Gehalten auf dem VIII. Astrologen-Kongress Nürnberg 1929. Düsseldorf, 1929. – Astrologie 1930 – Vorträge und Bericht des IX. Astrologen-Kongresses Dortmund 1930. Düsseldorf, Hrg. von der Astrologischen Zentralstelle, 1930. – Weitere ähnliche Vortrag bis 1936, jeweils herausgegeben von Dr. Hubert Korsch. – Grundriß der Geschichte der Astrologie. „Zenit“-Sonderheft 7)., Düsseldorf, 1935. – Grundriß der Astronomie für Astrologen bearbeitet. (= Zenit, Sonderheft 8), Düsseldorf, 1937.

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