Kohle, Juweliere

Seit 1875 in Dorsten ansässig und 120 Jahre lang am Markt

Kaum ein anderes Haus am Dorstener Markt weist eine so kontinuierliche Familiengeschichte auf, wie das geschmackvoll ausgestattete Haus Kohle an der Ecke Essener Straße/Markt. Das Juweliergeschäft Kohle wurde 1875 von Josef Kohle gegründet und ist heute noch im Besitz der Nachfahren gleichen Namens. Allerdings waren die Verkaufsräume nicht immer an der Ecke der Essener Straße, sondern Josef Kohle hatte sein Geschäft in dem Haus eingerichtet, in dem heute die Markt-Apotheke ist. Auch dieses Haus wurde beim Bombenangriff auf Dorsten im März 1945 zerstört, ebenso wie das Eckhaus, das 1891 vom Firmengründer erworben und nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.

Eckhaus Kohle am Marktplatz

Eckhaus am Marktplatz, das 1945 zerstört wurde; am Fenster im 1. Stock Josef und Maria Kohle (Zeitungsbild)

Umzug von der Lippestraße ins Eckhaus am Markt

Josef Kohle wurde 1843 in Drensteinfurt im Münsterland geboren und zog 1875 von Sendenhorst bei Münster nach Dorsten. Die Steuerlasten des 19. Jahrhunderts sind mit denen von heute nicht zu vergleichen. Im ersten Geschäftsjahr zahlte Josef Kohle 13 Mark Gewerbesteuer an die Stadt. Bereits sechzehn Jahre nach Gründung waren die Räume im Haus gegenüber dem Kloster nicht mehr ausreichend, so dass Josef Kohle 1891 das Eckhaus am Markt von der Familie de Weldige-Cremer erwarb. Max Kohle, Sohn des Firmengründers, übernahm um die Jahrhundertwende das Geschäft seines Vaters und erweiterte es. Er führte es ununterbrochen bis zu seinem Tod im Jahre 1943. Zwei Jahre später sank das Haus mitsamt dem Warenlager der Innenstadt im Bombenangriff in Schutt und Asche. Zerbeulte Uhren, verbogene Bestecke und Schmuck fanden sich später im Schutte wieder. Für Käthe Kohle begann die schwere Zeit des Wiederaufbaus.

Nach der Währungsreform 1948 ging es wieder aufwärts

Max Kohle 2015; Foto: DZ

Max Kohle 2015; Foto: DZ

Bis zum Ende des Jahres 1945 war das Geschäft in einer Baracke in der Essener Straße untergebracht, bevor die Familie Kohle in das nicht zerstörte Haus an der Ecke Südwall übergangsweise umsiedelte. Mit der Währungsreform ging es auch mit dem Juweliergeschäft Kohle wieder aufwärts, bis 1950 das neue Haus, in dem noch heute der Familienbetrieb untergebracht ist, zum 75-jährigen Geschäftsjubiläum in neuem Glanz fertig gestellt war. Käthe Kohle leitete 40 Jahre lang die Geschäfte der Firma, ab 1960 zusammen mit ihrem Sohn Max, der das Haus im Jahre 2000 teilweise neu gestalten ließ. Er stellte den Antrag, die Fassade des Geschäftshauses am Markt 7 unter Denkmalschutz zu stellen und begründete dies gegenüber Claudia Engel von der „Dorstener Zeitung“ mit dem Argument: „Damit meine Erben hier keinen Supermarkt eröffnen können!“ Dem Antrag wurde im Februar 2015 entsprochen. Es ist das erste denkmalgeschützte Gebäude aus der Nachkriegszeit. Der Erbfall trat 2016 ein. Max Kohle starb 81-jährig am 24. Juli 2016 und ist auf dem Friedhof an der Gladbecker Straße bestattet.

Seh- und Hörzentrum Rottler übernahm das Haus

Das denkmalgeschützte „Kohle-Haus“ am Dorstener Marktplatz wurde 2017 vom auswärts wohnenden Erben des verstorbenen Max Kohle, Stefan Lahme, verkauft. Der neue Eigentümer, das sauerländische Unternehmen Rottler, Seh- und Hörzentrum, übernahm das Gebäude und richtete 2018 eine neue Filiale ein. 2021/22 sanierte Rottler das geschichtsträchtige Haus für einen Millionenbetrag. Während der Umbausphase fanden der Verkauf von Brillen und Hörgeräten sowie die Beratung der Kunden in einem Ladenlokal an der Essener Straße statt. Mitte Februar 2022 wurde das „Kohle-Haus“ wieder eröffnet. Das Unternehmen Rottler besitzt insgesamt 100 Filialen.

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