Kirchengemeinde St. Antonius

Ereignisse in der Holsterhausener Gemeinde 1933 bis 1945 – kurzer Überblick

Antoniuskirche heute, Innenhof; Foto: JF

1933 setzte die Verfolgung der Barmherzigen Brüder von Montabaur auf Maria Lindenhof ein. Einigen der Barmherzigen Brüdern wurde 1935 ein wegen sexuellen Missbrauchs ihrer Pfleglinge ein teils propagandistisch aufgeblähter Prozess gemacht. 1937 wurde die Anstalt geschlossen und die Brüder vertrieben. Maria Lindenhof und somit die „Krankenpflegeanstalt für männliche Epileptiker und geistig Behinderte“ der Barmherzigen Brüder gehörten damals zur noch selbstständigen Gemeinde Holsterhausen, die erst 1943 zusammen mit der Gemeinde Hervest der Stadt Dorsten eingemeindet wurde. 1935 stieß die Pfarrgemeinde St. Antonius mit den NS-Machthabern zusammen: die Kirchenzeitung wurde beschlagnahmt und der Katholische Arbeiterverein (KAB) aufgelöst. 1936 wurde im Emmelkamp die Segensstation des Heiligen Ludger errichtet, des ersten Bischofs von Münster. Bischof Clemens August von Galen spendete in der Pfarrkirche das Sakrament der Firmung. Noch im gleichen Jahr konnte auf dem Kreskenhof die Segensstation des Heiligen Michael eingeweiht werden. Ab 1937 durfte Pfarrer Heinrich Eing an der Antoniusschule keinen Religionsunterricht mehr erteilen, wie Geistliche an anderen Schulen auch. Der Jungmännerverein wurde verboten. Außerdem durchsuchten die Nazis das Pfarrhaus und das Pfarrheim. 1938 verboten die Nazis der Gemeinde das Tragen kirchlicher Fahnen bei den Fronleichnams- und Feldprozessionen. Im 2. Kriegsjahr, 1940, fügte ein starker Sturm der Pfarrkirche im Dachbereich schwere Schäden zu, so dass einige Kirchenbereiche baupolizeilich gesperrt werden mussten. Im gleichen Jahr weihte man auf dem Hof Kerkmann die Segensstation des Heiligen Hubertus ein und Pfarrer Heinrich Eing wurde vom Bischof von Münster zum Dechanten des Dekanates Dorsten ernannt. Ein zweiter Sturm im Jahre 1942 richtete wiederum schwere Schäden an der einst „stolzen Pfarrkirche“, erbaut 1913, an, weshalb weitere Teile der Kirche gesperrt werden mussten. Das 500-jährige Jubiläum der Kirchengemeinde im Jahre 1943 war deshalb kein Freudenfest, zumal zahlreiche Gemeindeglieder an der Kriegsfront standen oder schon gefallen waren.
Auch bei dem schweren Luftangriff auf die Stadt Dorsten am 22. März 1945 kamen Menschen aus der Pfarrgemeinde St. Antonius ums Leben. Die deutsche Wehrmacht besetzte 1945 das Pfarrheim und richtete dort eine Frontleitstelle ein. In der Karwoche fuhren dann die ersten amerikanischen Panzer, von Schermbeck kommend, durch Holsterhausen. Während des Gründonnerstag-Gottesdienstes wurde Holsterhausen von deutschen Truppen beschossen, die von Gelsenkirchen aus den Einmarsch der Amerikaner aufhalten wollten. Viele „Flüchtlinge“ aus dem zerbombten Dorsten fanden in Holsterhausen Aufnahme.
Am Abend des 11. April 1945 explodierte auf dem Hof Keller im Dorf ein von den amerikanischen Truppen errichteter Munitionsstapel. Dabei starben drei amerikanische Soldaten und zahlreiche umliegende Häuser wurden beschädigt. Der Luftdruck deckte das Dach der alten Pfarrkirche ab und zerstörte ihre Fenster. Bald darauf wurde die Bevölkerung durch umherziehende freigelassene Kriegsgefangene und Zwangarbeiter „arg bedrängt und beräubert.“

Siehe auch: Antoniuskirche
Siehe auch: Barmherzige Brüder von Montabaur
Siehe auch: Heinrich Eing

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