Jüd. Museum – Provenienzforschung

„Auf der Suche nach der verschollenen Identität“ – 2022 Broschüre erschienen

Populär-wissenschaftliche Monatsblätter zur Belehrung über das Judentum, 1891

Die den meist jüdischen Opfern zwischen 1933 und 1945 entzogenen und geraubten Kunstwerke gingen vielfach in den Besitz von öffentlichen und privaten Sammlungen über. In der Nachkriegszeit fanden nur unzureichende Rückgaben statt, sodass sich auch heute noch mehrere tausend Kunstwerke aus ursprünglich jüdischem Eigentum, oft unerkannt, in den Museen befinden. Die Provenienzforschung in Museen gewann seit 1998 mit der Unterzeichnung der Washingtoner Erklärung an großer Bedeutung. Die Unterzeichnerstaaten, auch Deutschland, verpflichteten sich, während der NS-Zeit beschlagnahmte Kunstwerke in ihren Beständen ausfindig zu machen, die rechtmäßigen Eigentümer zu suchen und gerechte Lösungen für den Umgang mit den Objekten zu finden. Das Jüdische Museum Westfalen schließt mit einer Broschüre ein seit 2020 durchgeführtes Projekt zur Provenienzforschung ab. Darin findet sich auch die Geschichte über ein jüdisches Gebetbuch.

Jüdisches Gebetbuch ging nach England

Es gelang, die ursprünglichen Besitzer mancher Bücher anhand von Inschriften, Notizen, Exlibris und Stempeln festzustellen. Neben Restitutionen an die jüdischen Gemeinden in Frankfurt und München konnte ein jüdisches Gebetbuch nach England vermittelt werden. Die Empfängerin ist die Enkelin des ehemaligen Buch-Besitzers. Einen Tag vor ihrer Abreise mit einem Kindertransport im Juli 1939 hatte sie sich von ihrem Großvater verabschiedet, ein Abschied für immer. Ihr Großvater wurde später deportiert und ermordet. Umso größer war die Freude, als die über 90-Jährige im Oktober 2020 das Gebetbuch in den Händen halten konnte. – Viele Fragen bleiben auch nach Abschluss offen. Anhand einer lückenlosen Dokumentation der Recherchen in der Sammlungsdatenbank und dem transparenten Umgang mit offenen Fragen sowie mit der Pflege der Netzwerke hoffen die Museums-Mitarbeiter, in Zukunft weitere Fälle zu lösen und Objekte ihren rechtmäßigen (einstigen) Eigentümern zurückgeben zu können. – Die 57-seitige Broschüre „Auf der Suche nach der verschollenen Identität“ kann für 6 Euro beim Jüdischen Museum Westfalen erworben werden.

Siehe auch: Jüdisches Museum: „30 Dinge, 30 Jahre“
Siehe auch: Jüd. Museum Westfalen (Artikelübersicht)
Siehe auch: Jüd. Bücherkorb
Siehe auch: Jüd. Kassiber
Siehe auch: Jüd. Museum / NS-Raubkunst
Siehe auch: Juden (Artikelübersicht)

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