Heyden, Familie von

Durch Lehen und Hochzeiten wurden mächtige Güter angehäuft

Vorbemerkung: Die Schreibweisen Heiden und Heyden geht in allen Dokumenten, Urkunden und Schriften durcheinander, ganz gleich ob sie sich so oder anders selbst geschrieben haben oder von anderen so geschrieben wurden. Der Einfachheit halber schreiben wir hier den Namen durchgängig mit y. Der Herkunftsort wird mit i geschrieben. – Nachdem sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts die edelherrliche Familie von Heyden durch Lehensübertragungen, Erbschaften, Hochzeitgütern in ihrer Grafschaft Heiden gefestigt hatte, fällt auf, dass die Erbsöhne der Heydener über Jahrhunderte hinweg den Namen Wennemar hatten bzw. so genannt wurden. Da sie keine Namenszusätze wie römische Folgezahlen oder Eigenschaftsbezeichnungen hatten, erleichtert dies den Geschichtsschreibern ihre Tätigkeit kaum, besonders wenn Bekundetes in der Nähe von Erbschaftsfolgen stattfand.

Zusammen mit Kaiser Barbarossa im Kloster Kappenberg

w-wennemar-von-heydenEdelherr Alhard (1145 bis 1163) von Wesenhorst, Versnevelde und Heiden wird als Ahnherr der Familie von Heyden angesehen. Es ist überliefert, dass die Gebrüder Alhard und Wennemar von Heyden dabei waren, als Kaiser Friedrich Barbarossa 1152 seinen Taufpaten Otto von Cappenberg im Kloster Kappenberg besuchte. In den Urkunden der nächsten Jahrhunderte tauchen die Edelherren von Heyden im Stift Asbeck als Burgvögte, Dinggrafen (Richter), Zeugen und Vizevögte (vice advocatos) auf. Durch Heirat vermischen sich die Heydener mit den Adelsfamilien von Loen, von Gemen, von Zuylen, von Merfeld, von Bredevoort und anderen. 1317 übertrug Graf Otto von Ravensberg die (Frei-)Grafschaft in Heydene dem Ritter Mencen dicto Heydene als Lehen (in phendum loco hominis, quod vulgariter in manstat dicitur). Im Gegenzug mussten der Ritter und dessen Burgmannen auf eigene Kosten dem Grafen in Kriegszeiten Hilfe leisten.

Bei Fehden die „olle Borg“ abgebrannt

Die Freigrafschaften Heyden und Merfeld waren als münstersche Unterlehen an die Ravensberger gekommen, von wo aus sie auf dem Erbweg an Kleve gelangten. Zur westmünsterländischen Grafschaft Heyden (Heythene) gehörten im 14. Jahrhundert die Kirchspiele Heyden, Ramsdorf, Velen, Reken, Haltern Lippramsdorf, Wulfen Lembeck, Hervest, Schermbeck, Erle, Raesfeld, Borken, Südlohn, Stadtlohn, Aalten, Winterswijk, Vreden, Neede und Eibergen. Die Häuser Gemen, Raesfeld und Ostendorf lagen zu diesem Zeitpunkt im Amt „Auf dem Braem“. 1335 übertrug Menso II. (Meginhard) von Heyden als Sicherheit für ein Darlehn einen Teil der Freigrafschaft Heyden (Kirchspiele Lembeck, Raesfeld, Erle, Schermbeck, Wulfen und Hervest) an den Herren von Raesfeld. Menso von Heyden vererbte die Grafschaft 1398 an seinen Erbsohn Wennemar (1357 bis 1404). Er war in erster Ehe mit N. Honsel, in zweiter Ehe mit Sophia von Honnepel verheiratet.

Wennemar von Heyden war ein nach Macht strebender, agiler und streitlustiger Herr. 1362 führte er eine Fehde mit den Herren von Limburg, Ottenstein und Merfeld, 1370 mit Bitter von Raesfeld, mit den Herren von Velen und von Barnsfeld, 1372 wiederum mit Bitter von Raesfeld, Johann und Goswin von Lembeck und Heinrich III. von Gemen. Die „olle Borg“ in Heiden wurde dabei niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut. 1386 stattete Graf Adolf von Cleve Wennemar von Heyden mit der Amtsmannschaft Dieste und Rossau mit ansehnlichem Unterhalt aus. Arnt von Götterswick gab 1396 dem Wennemar von Heyden das Burglehen zu Döring und erlaubte ihm die Fischerei mit Netzen. Bei diesem Burglehen könnte es sich um Engelrading handeln, welches der neue Stammsitz der Familie von Heyden wurde. Zwei Jahre später belehnte das Kapitel zu Werden ihn mit dem Gut to Willing im Kirchspiel Südlohn in der Bauerschaft Nichtern. Damit war für die Familie ein machtvolles Besitztum gesichert.

Holsterhausen Dorf mit Blick auf die alte KIrche (links davon Standort des späteren "So")

Holsterhausen Dorf mit Blick auf die alte KIrche

Kirchspiel Holsterhausen gegründet

Wennemar hatte vier Kinder, darunter den Erbsohn Wennemar, der nach dem Tode seines Vaters 1404 das Erbe antrat und die Titel übernahm. Er gründete das Kirchspiel Holsterhausen (heute Stadtteil von Dorsten, nach dem in diesem Stadtteil eine Straße benannt ist). Die Kinder aus der Ehe verheirateten sich mit den adeligen Familien der Umgebung, darunter von Torck zu Vornhelm, von Bodelschwingh, von Capellen, von Schelk zu Osthoven. Erbsohn Philipp genannt Wennemar von Heyden, der Jüngere (gestorben 1498), Herr zu Hagenbeck und Engelrading, erbte die Freigrafschaft und über seine Frau Katharina van Hessen (Heeßen) das Gut Engelrading. Haus Beck kam 1459 durch Heirat in den Besitz der mittlerweile weit verzweigten Familie von Heyden. Die Kinder Philipps von Heyden (genannt Wennemar) teilten den Besitz in der nachfolgenden Generation unter sich auf: Wennemar von. Heyden (gestorben 1518) wurde Herr auf Hagenbeck und Engelrading. Er war verheiratet mit Richmoid von Walsem, Miterbin des Georg von Walsem.

Erbteilungen störten oft den Familienfrieden

Deren Erbsohn, Arnds von Heyden (gestorben 1592), Herr auf Hagenbeck, Engelrading und Buddenburg, war verheiratet mit Mette von Langen, Erbin von Gut Engelbrock. Weitere Kinder waren Elisabeth von Heyden, verheiratet mit Wennemar von Hanxleben, und Catharina von Heyden, verheiratet mit Dietrich von der Reck zu Heeßen (Hessen). 1486 fand eine brüderliche Erbteilung zwischen Arnolt und Wennemar von Heyden statt. Zwischen den Inhabern der Häuser Hagenbeck und Lembeck wurde um 1499 ein Freundschafts- und Beistandsvertrag geschlossen, demzufolge ihre Häuser in allen Nöten einander offen standen und sie sich gegenseitig Beistand leisten wollten. Die Kinder von Arnds von Heyden und Mette von Langen waren Wennemar von Heyden (in Cappenberg erstochen), Arnolt (vor Bremen getötet), Lubbert von Heyden zu Hagenbeck, Erbsohn Lutzo, Herr zu Engelrading, Sophia von Heyden (verheiratet mit Everhard von Lintelo), Lutra, Johanna (Stiftsdame in Nottuln), Catharine, Mechelt und Arnolda. Erbsohn Lutzo (Lutz) von Heyden zu Engelrading klagte 1557 vor dem Gericht in Westerholt (Herten) und 1561 vor dem Gogerichten Sandwelle und Homborn gegen seinen Bruder Lubbert von Heyden zu Hagenbeck und focht den früheren Erbteilungsvertrag an. 1561 verkaufte Lutzo von Heyden Eindrittel von Haus Pröbsting an Dietrich von Wylich. Lutzo war Herr zu. Engelrading, Stuhlherr des Freigerichts zu Krückeling und verheiratet mit Katharina, Tochter Bernd von Westerholts und dessen Frau Bertha von Lembeck.

Schwager Bernhard von Heyden vertrieb die Witwe von ihrem Gut

Burg Hagenbeck

Burg Hagenbeck

Lubbert von Heyden zu Hagenbeck, war Stuhlherr des Freigerichts Heiden (1533/1585), in erster Ehe mit der Erbtochter Anna von Walsum, in zweiter Ehe mit Agnes von Raesfeld zu Hagenbeck verheiratet. Er und seine zweite Frau sowie deren Schwager, Hofmarschall Hermann von Velen, Drost zu Bevergern und im Emsland, klagten 1561 vor dem Gogericht Homborn und 1563 vor dem Reichskammergericht gegen Goswin von Raesfeld, Drost in der Twente, und dessen Ehefrau Irmgard von Bemmelberg wegen der Güter-Erbfolge des verstorbenen Johann von Raesfeld zu Raesfeld. Die Kinder Lutzos von Heyden waren: Erbsohn Wennemar von Heyden, Herr zu Engelrading (1582 bis vor 1608), verheiratet mit Sophie Sueckes (oder Schroeders), die als Witwe vom Gut Engelrading von ihrem Schwager vertrieben wurde. Als Witwe klagte sie zusammen mit ihrem minderjährigen Sohn Arnold von Heyden zu Dinslaken und mit ihrer Tochter Elisabeth von Heyden, vertreten durch deren Mann Dietrich Uphoven, 1608 vor den Münsterschen Räten und vor dem Reichskammergericht in Wetzlar gegen Bernhard von Heyden zu Engelrading, wegen der Besitzstörung durch Vertreibung der Kläger aus Engelrading. Die Witwe war vertrieben worden, weil sie angeblich mit Wennemar von Heyden nicht rechtmäßig verheiratet gewesen sein sollte.

Bernhard von Heyden hatte sich 1606 durch diese Vertreibung der Witwe seines Bruders in den Besitz von Engelrading gebracht. Er war verheiratet mit Kunigunde von Neuhof (Verkauf von Engelrading 1608). Zu den weiteren Geschwistern der beiden Brüder gehörten noch: Diederich von Heyden (in Münster gestorben), Berta von Heyden, Katharina von Heyden zu Engelrading, verheiratet mit Benedikt Gevardt. Dieser klagte 1613 vor dem Offizial zu Münster und 1616 vor dem Reichskammergericht zu Wetzlar gegen seinen Schwager Bernhard von Heyden zu Engelrading auf Abfindung seiner Ehefrau von den Engelradingschen Gütern.

Die Nachkommen der vertriebenen Witwe

Die Kinder des Wennemar von Heyden, dessen Witwe von Gut Engelrading vertrieben worden waren, waren: Erbsohn Arnold von Heyden zu Dinslaken (Engelradingsche Güter wurden 1638 an Herrn von Velen verkauft), Mette (oder Mettel) von Heyden zu Dinslaken, Katharina von Heyden zu Dinslaken, Elisabeth von Heyden zu Dinslaken, verheiratet mit Dietrich Uphoven, Lefhart von Heyden zu Dinslaken. Die Kinder Arnold von Heyden waren: Wennemar von Heyden zu Dinslaken (ledig, gestorben 1668), Sophia von Heyden zu Dinslaken (verheiratet mit Hermann? Jungebloet, 1638 Vogt von Heyden), Katharina Margretha von Heyden zu Dinslaken (verheiratet mit Fotdenkoch bzw. Voth den Koch), Hofmeister zu Raesfeld.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone

Dieser Beitrag wurde am veröffentlicht.
Abgelegt unter: , Familien