Bis Juli 2024 sind beim Baden in Flüssen rund 253 Menschen ertrunken
Schwüle Hitze, stechende Sonne und nur ein Wunsch: endlich ins Wasser. Aber der Badespaß hat auch Schattenseiten, viele Menschen ertrinken. Seit Jahresbeginn 2024 sind mit Stand Mitte August in Deutschland mindestens 253 Menschen ertrunken – und damit deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. In den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres 2023 waren es nach Angaben der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 35 Badetote weniger. „Bei einem beständigeren Sommer wären sicher noch mehr Menschenleben zu beklagen gewesen“, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Besonders auffällig: Zum dritten Mal in Folge starben mehr Menschen in Flüssen.
Insgesamt machten Todesfälle in den in der Regel unbewachten Flüssen und Seen zwei Drittel der tödlichen Unfälle aus. Dabei ertranken in Seen im bisherigen Jahresverlauf 77 Menschen und damit etwas weniger als im Vorjahreszeitraum (82). In Flüssen dagegen starben 92 Menschen, während dort bis Ende Juli 2023 noch 77 tödliche Unglücke gezählt wurden. In Bächen starben 14 Menschen, nach acht Todesfällen im Vorjahreszeitraum. „Die strömenden Gewässer bergen die meisten Gefahren“, sagte Ute Vogt. „Vom Schwimmen in Flüssen kann ich den allermeisten nur abraten.“
„Wirklich sehr gefährlich“
Schon zuvor hatte die DLRG-Präsidentin klargemacht: „Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, sicher in Flüssen zu schwimmen.“ Der Grund: Sie seien keine ausreichend geübten Schwimmer. Vor allem allein in einem Fluss zu schwimmen, sei „wirklich sehr gefährlich“. Auch in den Sommertagen 2024 hielten Badeunfälle in Flüssen die Rettungskräfte in Atem: Im Rhein an der deutsch-schweizerischen Grenze wurden eine 29-jährige Frau und eine Jugendliche tagelang vermisst – dann wurde eine Leiche angespült. In Ulm starb ein 17-Jähriger, seine Leiche wurde an einem Kraftwerk an der Donau angespült. Es handelt sich nach Polizeiangaben um einen Jugendlichen, der seit Tagen vermisst wurde.
Bundesweit ertranken im gesamten vergangenen Jahr mindestens 378 Menschen – 2022 wurden noch 355 tödliche Badeunfälle gezählt. Unter Ertrinken versteht man nach DLRG-Angaben das Eintauchen in oder unter Wasser, wobei es zum lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel kommt. Das kann bei Bewusstsein oder in Bewusstlosigkeit passieren, etwa nach einem Sturz oder einem Kopfsprung auf ein Hindernis unter Wasser.
Für die steigende Zahl der Ertrunkenen gibt es nach DLRG-Angaben mehrere Gründe: Neben Wassersport- und Badeunfällen nannten die Wasserretter Unfälle in Hochwassergebieten. Außerdem halten sich die Menschen demnach früher im Jahr und häufiger am Wasser auf.
Meiste Opfer gab es in Nordrhein-Westfalen
Die meisten Menschen ertranken in den ersten sieben Monaten des Jahres in Nordrhein-Westfalen – dort wurden 42 Badetote gezählt, nach 37 im Vorjahreszeitraum. In Bayern stieg die Zahl der Todesfälle von 33 auf 35, in Niedersachsen von 20 auf 30, in Brandenburg von 16 auf 21. Der Anstieg in NRW entsprach dem Bundestrend. Die meisten Menschen ertranken in diesem Jahr in NRW bislang im Mai. Im Vorjahr war bis zu diesem Zeitpunkt der Juni der tödlichste Monat gewesen. Mehr als zwei Drittel der Badetoten in NRW waren männlich. Die Altersgruppe der 66 bis 70 Jahre alten Badenden war am häufigsten betroffen, gefolgt von den 41- bis 45-Jährigen. Wie im Vorjahr waren Flüsse und Seen die Gewässer mit den häufigsten tödlichen Badeunfällen: 29 der 42 Badetoten wurden aus Flüssen und Seen geborgen. Aber auch in Schwimmbädern ertranken in diesem Jahr bislang drei Menschen – im Vorjahr war in den ersten sieben Monaten niemand in einem Schwimmbad in NRW ertrunken. „Allem voran müssen wir den Trend zu immer mehr Nichtschwimmern und schlechten Schwimmern stoppen“, betonte Vogt.
Quelle: Thomas Strünkelnberg in RN (DZ) vom 9. August 2024