Feuerschutzwesen (Essay)

Wegen Brandgefahr in Scheunen mussten die Tabakpfeifen Deckel haben

Neue Wache in Dorsten

2010 wurde die Wache an der Straße “An der Wienbecke” in Hervest-Dorsten eingeweiht

Von Wolf Stegemann – Die Feuerwehr Dorsten ist neben dem abwehrenden sowie dem vorbeugenden Brandschutz auch für technische Hilfeleistungen, Umwelt und Gewässerschutz, Rettungsdienst, Notfallrettung und Krankentransport zuständig. Der Zuständigkeitsbereich der Dorstener Feuerwehr umfasst eine Fläche von ca. 171 Quadratkilometern: elf Stadtteile mit rund 78.000 Einwohnern, etliche Gewerbegebiete, ein Gesundheitszentrum/Krankenhaus der Regelversorgung, mehrere Pflegeeinrichtungen (darunter elf Altenheime), etliche Schulen (18 Grundschulen, fünf Hauptschulen, drei Realschulen, zwei Gymnasien, eine Gesamtschule, acht Sonderschulen wie Privatschule, Berufskolleg usw.), eine dichte Bebauung der Innenstadt, größere landwirtschaftliche Betriebe in den Außenbereichen, sieben Kilometer Wasserstraße (Wesel-Dattel Kanal), 67 km Bundes- und Landstraßen (B 224, B 225, B 58), 37 km Kreisstraßen, 19 km Autobahn (BAB 31, BAB 52) und 41 km Schienennetz.

Schon im Jahre 1314 Verhaltensregeln

Im „liber statutorum oppidi Dursten“ steht, dass im Jahre 1314 „jeder zum Brande laufen und beim Abwehren und Löschen des Feuers helfen“ und so lange dabei bleiben sollte, bis das Feuer gelöscht war. Ansonsten musste er Strafe bezahlen.
Der Dorstener Küfer-Meister Sutmann erhielt am 1. August 1794 vom Rat der Stadt Dorsten den Auftrag, binnen 19 Tagen zwei Brandbudden zu liefern. Bis 1880 standen diese beiden Löschbehälter, die mit mehr als 100 Litern Wasser gefüllt waren, hinter der Stadtwaage (Altes Rathaus). Sie waren auf Schlitten befestigt und durch Pferdebespannung transportabel. Ein fester Deckel verhinderte das Verschütten des Wassers. Brach ein Brand aus, dann erhielt der, der zuerst mit seinem Pferd an den Brandbudden war, fünf Taler Belohnung. Unter den Bogen der Stadtwaage standen noch bis zu zehn Wasserfässer mit einer Füllmenge bis zu 100 Litern. Diese Fässer wurden mit Hilfe von durchgesteckten Stämmen an den Brandherd transportiert. Entstand in der Nähe der Stadtmauer ein Brand und ging das Wasser aus, dann brach man auch schon mal eine Bresche in die Stadtmauer, um an die Gräfte zu gelangen. Dann vollzog sich das, was Friedrich Schiller so plastisch schildert: „Durch die Hände lange Kette, um die Wette flog der Eimer …“

1804 Brandschutzordnung: Rauchen in Scheunen verboten

Zu einer fürchterlichen Brandkatastrophe kam es am 4. September 1719 im Bereich der Agathakirche und des Pastorats. Der Brand legte den Kirchturm in Asche, die Glocken wurden zerstört. Dabei ging auch das vom Schumachermeister Schmidt bewohnte Haus in Flammen auf. 1804 erließ der Herzog von Arenberg eine landesherrliche Feuerschutzordnung, die das Tabakrauchen beim Dreschen in Scheunen untersagte und das Rauchen von Pfeifentabak auf öffentlichen Straßen und Plätzen nur dann gestatte, wenn die Pfeife mit einem Deckel versehen war. Eine solche Verordnung gab es wohl auch woanders. Denn bis heute hat sich beispielsweise in Bayern die Redensart „Pfeifendeckel!“ als Antwort erhalten, wenn man auf ein Verbot aufmerksam gemacht wird, das für einen aber nicht galt. – Zurück nach Dorsten: In Scheunen durfte nur noch bei Tageslicht gearbeitet und ansonsten nur geschlossenes Licht benutzt werden. Wer gegen diese Bestimmungen verstieß, wurde zu sechs Goldgulden Strafe verurteilt und junge Leute, die noch unter elterlicher Gewalt standen, zu sechstägigem Zivil-Arrest „auf Wasser und Brod gesetzt“.
1826 bildete Bürgermeisters Geissler aus den lose zusammen gewürfelten Lösch-Compagnien drei straff organisierte „Feuer-Compagnien“: eine „Wacht-Compagnie“ mit Ratsherr von Wieck als Feuer-Herr, vier Unteroffizieren und 16 Wehrmännern, eine „Rettungs-Compagnie“ mit Ratsherr Wilckes, zwei Unteroffizieren und zwölf Feuermännern, einer „Lösch-Compagnie“ mit Ratsherr Rensing bzw. dessen Substitut Drecker und drei Spritzenmeistern, drei Schlauch- und sechs Schwengel-Dirigenten, fünf Leiter-Dirigenten sowie Gerät. Die Dienstabzeichen dieser Compagnie bestanden aus verschiedenfarbigen Armbinden mit weißer Nummer.

Erstes Spritzenhaus 1822

Das erste Spritzenhaus stand bereits seit 1822 in unmittelbarer Nähe der Agathakirche in der Wiesenstraße. Damals war es Aufgabe von Bürgermeister und Rat, sich um die Feuerbekämpfung zu kümmern. Zweimal jährlich wurden die Gerätschaften inspiziert: drei Brandspritzen, sechs Wasserriegel, vier Leitern, drei Hacken, 95 lederne Eimer, zwei Wassergalgen und eine Feuerlaterne. Die Stadt hatte schon längst eine Feuerversicherung abgeschlossen, die 275 Reichstaler kostete und mit Schäden in Höhe von 165.420 Reichstalern abgedeckt war. 1826 gab es bereits drei „Feuer-Wacht-Rettungs- und Lösch-Compagnien“, die neu geordnet und mit neuer „Instruction“ versehen waren.
Nach Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1878 schaffte der erste Feuerwehrkommandant, Schornsteinfegermeister Scheiterer, 1888 zwei hochmoderne Handdruckspritzen an, die bis 1930 in Betrieb waren. In die Zeit seines Nachfolgers, Schneidermeister Krebs, fällt die Schmunzel-Episode, dass sich ein Dorstener Bürger über die Feuerwehr beschwerte, die bei Alarm stets recht spät am Einsatzort ankäme. Der Beschwerdeführer meinte, dies läge daran, dass sich die Wehrmänner zuerst mit ihren Orden dekorierten, bevor sie ausrückten. Daher kam es auch schon mal vor, dass sich mit Abzeichen geschmückte Wehrmänner vor einem Häufchen Asche einfanden. Darüber berichtete am 23. März 1885 das „Dorstener Wochenblatt“:

„Wenn es in dem Bericht über den Brand heißt, die Feuerwehr, rasch zur Stelle, vermochte dem Brand nicht Einhalt zu thun, so möchte das nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Tatsache ist, dass die Feuerwehr von einer halben Stunde und zwar in sehr geringer Zahl an der Brandstätte erschien. Die beste Spritze hatte man zu Hause gelassen und an einer der beiden mitgebrachten Spritzen fehlte der Schlauch. Es ist gewiss anzuerkennen, dass die Feuerwehr-Mannschaften in ihren Abzeichen erscheinen, vor allem kommt es jedoch gerade bei Brandunglück auf rasche Hülfe an. Wir können es darum nicht billigen, wenn auf Kosten großen Zeitverlustes Feuerwehrleute, die nicht gerade zu Hause sind, erst dort hinlaufen, um ihre Abzeichen tragen zu können. So ist uns ein Fall bekannt, dass ein Feuerwehrmann, der von seiner Arbeitsstelle auf halbem Wege die Feuerstelle hätte erreichen können, erst nach Dorsten lief, um seinen Feuerwehrkittel anzuziehen. Dies zur Steuer der Wahrheit und hoffentlich demnächtiger Abhülfe bei ähnlichen Fällen.“

Mit überhaupt nicht erschienenen Feuerwehrleuten befasste sich ein Urteil des Reichsgerichts, was ebenfalls am 23. März 1885 im „Dorstener Wochenblatt“ wiedergegeben war:

„Das Reichsgericht hat entschieden, dass Mitglieder der Feuerwehr, welche bei einem Brandunglück fehlen, zu einer Strafe nicht herangezogen werden können, wenn sie den Nachweis liefern, dass sie das Brandsignal nicht gehört haben.“

Im Krieg militärisch dunkelgrün statt rot

Nach dem Ersten Weltkrieg organisierten sich die Dorstener Wehren neu, die ab 1926 auch über die erste Motorspritze verfügten. 1934 wurde bei Neuaufstellung der Wehren aus der Dorstener Feuerwehr ein Löschzug der Feuerwehr des Amtes Hervest-Dorsten. 1939 benannte sich die Feuerwehr in Feuerschutzpolizei um und die roten Fahrzeuge wurden militärisch dunkelgrün angestrichen. Ab 1950 beteiligte sich die Feuerwehr an der Beseitigung der Kriegsschäden und baute mit den Jahren den Katastrophenschutz aus. Nach den Eingemeindungen von Hervest und Holsterhausen 1943 sowie der Herrlichkeitsgemeinden 1975 wurden die einzelnen Wehren zu Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr Dorsten. 1988 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet. Die Feuerwache im Lippetal zog 2010 eine neue Hauptwache „An der Wienbecke“ um. In der Herrlichkeit gab es in den Gemeinden vorerst keine eigenen Wehren. Stattdessen standen im Schloss Lembeck zwei Feuerspritzen zur Verfügung, die im Brandfall benutzt werden konnten. Die Bevölkerung in den Gemeinden löschte in Nachbarschaftshilfe mit Wasser, das in Ledereimern, Schläuchen oder Fässern transportiert wurde.

Spritzenhäuschen in Hervest umgesetzt

Als erste Gemeinde erwarb 1821 Wulfen eine Feuerspritze für 284 Taler und baute 1826 das erste Spritzenhaus. Ihre erste Druckspritze erwarben die Lembecker 1837 für ihr neues 1836 errichtetes Spritzenhaus an der Schulstraße und gründeten 1911 die Feuerwehr. Im selben Jahr entstand die Holsterhausener Wehr. Die Hervester schafften ihre Spritze für 225 Taler im Jahr 1836 an. 1912 wurden die Freiwilligen Feuerwehren Erle, Rhade und Hervest gegründet. Das über 200 Jahre alte Spritzenhaus in Hervest stand bis 1929 an der Ecke Glück-Auf-Straße/Friedhofstraße, dann wurde es in einer spektakulären Aktion durch das Dorf zum östlichen Dorfrand auf den Hof des Bauunternehmers Hütter getragen, wo es zeitweise auch als Ausnüchterungszelle diente, später wurde es zerlegt. Hervester Vereine erstellten im Jahre 2000 das alte Spritzenhaus unter Verwendung noch zu gebrauchender Einzelteile unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes auf dem Hofe Schulte-Tendrich neu. 60 Männer trugen das 2,5 t schwere „Spreutenhüsken“ in die Ortsmitte. Zwischen 1844 und 1910 hatte Deuten ein eigenes Spritzenhaus.

Neue Feuer- und Rettungswache im Jahr 2010

Als 1975 durch Eingemeindungen die heutige „Stadt“ Dorsten entstand, hatte die hauptamtliche Wehr 17 Mann und sieben Fahrzeuge. Ende der 1990er-Jahre, als die Idee reifte, eine neue Wache zu bauen, war die Zahl auf 55 Mann und 22 Fahrzeuge gewachsen. Die Bedingungen am alten Standort Marienstraße galten damals schon als „grenzwertig“. Daher entstand an der Straße „An der Wienbecke“ in Hervest für 11,4 Mio. Euro eine neue Feuer- und Rettungswache in einem Großkomplex. Am 17. Februar 2009 erfolgte die Grundsteinlegung, die Einweihung, die Ende 2009 geplant war, fand erst im Juni 2010 statt. 74 hauptamtliche Feuerwehrleute, 50 Freiwillige des Löschzugs Hervest und die Aktiven der Jugendfeuerwehr haben mit ihren 22 Fahrzeugen auch moderne Übungsmöglichkeiten mit einem über 20 Meter hohen Trainingsturm erhalten. Die leer stehende alte Feuerwache an der Marienstraße erwarb der Dorstener Bauunternehmer Winfried Krukenberg, die 2011 abgerissen wurde. Auf dem 5.600 Quadratmeter großen Areal sollen 18 Einfamilienhäuser entstehen.

416 freiwillige und 73 hauptamtliche Feuerwehrleute im Jahr 2018

Die Feuerwehr Dorsten hatte im Jahr 2018 laut Informationssystem Gefahrenabwehr 736 Mitglieder, die sich wie folgt verteilten: 73 hauptamtliche Mitarbeiter, 416 Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr, 171 in der Ehrenabteilung, 71 in der Jugendfeuerwehr und fünf in der sogenannten Unterstützungsabteilung. Ein- und Austritte, Übergänge von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung oder die Zahl der Sterbefälle sind nicht erfasst (Stand: Oktober 2019).

Die Freiwillige Feuerwehr Dorsten ehrte ihre langjährigen Mitglieder

53 Jubilarinnen und Jubilare zeichnete die Freiwillige Feuerwehr Dorsten Ende Dezember 2023 im Treffpunkt Altstadt für teils jahrzehntelange Treue aus. Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Leiter der Feuerwehr, Andreas Fischer, begrüßte die 2. Stellvertretende Landrätin Nicole Wölke-Neuhaus die Anwesenden. Außerdem gratulierten Kreisbrandmeister Robert Gurk und Dorstens Erste Beigeordnete Nina Laubenthal als zuständige Dezernentin den Jubilaren. Abschließend lobte Bürgermeister Tobias Stockhoff die Anwesenden und dankte für ihre jahrelange Treue und Einsatzbereitschaft. Nach den Ehrungen sorgte die Verpflegungsabteilung des Löschzuges Hervest I für ein nettes Beisammensein. Geehrt wurden für:
10 Jahre: Jan Leon Bludau. Niklas Elvermann, Andrea Eversmann, Stefanie Feller, Christoph Hohenstein, Phil Iden, Patrick Lohbreyer, Niklas Meise, Stefan Nowak, Lara Onnebrink, Thomas Stadtmann, Fabian Stroick, Maren Tillmann, Lars Vospohl.
25 Jahre: Michael Bernhardt, Johannes Janowski, Thomas Jansen, Holger Krampe, Andreas Künsken, Hendrik Littwin, Bernd Lordieck, Benjamin Mester, Uwe Müller, André Rusin, Thorsten Schadwinkel, David Schulte-Kellinghaus, Henning Thiele, Thorsten Wittmann.
35 Jahre: Holger Hellmann, Udo Hinzmann, Stephan Löchteken, Holger Mehl, Thomas Smerczek, Ludger Sprenger, Ewald Trockel.
40 Jahre: Christoph Booke, Thomas Döring, Hans-Jürgen Enbergs, Martin Gertz, Ludger Klaus Kremerskothen, Hermann Mechlinski, Hermann-Josef Mecking, Friedrich Peters, Michael Püthe, Johannes Günther Rentmeister, Martin Thieken.
50 Jahre: Wilhelm Droste, Heinrich Hagemeyer, Rolf Kölnberger, Franz-Josef Potthast, Hans-Albert Rohlof.
60 Jahre: Johannes Albersmann, Karl Heinz Spickermann.

Bei Alarm rückt die Berufsfeuerwehr innerhalb von 90 Sekunden aus

Als große kreisangehörige Stadt mit rund 77.000 Einwohnern unterhält die Stadt Dorsten eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften. Gemeinsam sind die über 370 Dorstener Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner für die Gefahrenabwehr da, die durch Brände, Unglücksfälle und öffentliche Notstände, Naturereignisse, Explosionen oder ähnliche Vorkommnisse verursacht werden. Sie sind somit ein wichtiger Bestandteil für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Das gesamte Stadtgebiet, mit einer Fläche von über 171 km², ist in acht Abschnitte unterteilt. Jeder dieser Abschnitte ist einer der ehrenamtlichen Einheiten zugeteilt. Zusätzlich sind auf der Hauptwache die 94 hauptamtlichen Einsatzkräfte, die eine Erstzuständigkeit für jeden Einsatz besitzen. Kleineinsätze werden im Regelfall nur durch die hauptamtliche Wache abgearbeitet. Es kann aber auch sein, dass je nach Meldung und Schadenslage neben der zuständigen Freiwilligen Feuerwehr sofort auch die benachbarten Einheiten hinzu alarmiert werden. Des Weiteren ist die Feuerwehr für die Notfallrettung mit drei Rettungswagen (RTW) und gegebenenfalls einem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) und den Krankentransport mit zwei Krankentransportwagen (KTW) innerhalb des Stadtgebietes und der angrenzenden Gemeinden zuständig. Die hauptamtlichen Kräfte sind in drei Wachabteilungen und dem Tagesdienst aufgeteilt. Die Wachabteilungen verrichten ihren 24-Stunden-Dienst an 365 Tagen im Jahr. Täglich sind mindestens 15 Funktionen von einer Schicht zu besetzen. An Samstagen und Sonntagen findet Ausbildung statt. Die Kollegen im Krankentransport und Rettungsdienst haben aufgrund der häufigeren Einsätze nur einen eingeschränkten Arbeitsdienst. Ab 18 Uhr an Werktagen gilt für die Wachabteilungen der Bereitschaftsdienst. Im Ernstfall eines Einsatzes müssen alle innerhalb von 90 Sekunden fertig ausgerüstet mit den Fahrzeugen die Hallen verlassen haben.

2020: Für Notfälle auf dem Land: Dorsten bekam dritte Rettungswache

Notfallpatienten im Dorstener Norden werden künftig schneller einen Rettungswagen bekommen: Der Kreis als Träger des Rettungsdienstes wird in Lembeck eine dritte Rettungswache für die Lippestadt einrichten. Die Rettungswache wird täglich 24 Stunden lang mit einem Rettungswagen und dem dafür notwendigen Personal besetzt sein. werden soll. Mehr als zwölf Minuten betrug in den vergangenen Jahren häufiger mal die Wartezeit in Rhade und in Lembeck, bis ein Krankenwagen nach der Alarmierung des Notrufs eintraf und Notfall-Patienten in den beiden Dorstener Landgemeinden Hilfe bekamen. Damit wurde das Ziel, die Hilfsfrist von zwölf Minuten zu mindestens 90 Prozent einzuhalten, deutlich verfehlt. Der Kreis als Träger des Rettungsdienstwesens musste also dringend tätig werden, um den bislang von der Rettungswache Wulfen ausgehenden Notfalldienst anders aufzustellen.

Ratsbeschluss: Dorsten führte ab 2020 die „Feuerwehr-Rente“ ein

In der Ratssitzung von Ende Oktober 2019 stimmten bei Enthaltung der Grünen für einen Antrag der CDU, in den Jahren 2020/21 jeweils 25.000 Euro – und damit nur halb so viel wie von der Verwaltung vorgeschlagen – im Haushalt bereitzustellen. Damit führt die Stadt eine sogenannte „Feuerwehr-Rente“ für ehrenamtliche Feuerwehrleute ein. Dazu CDU-Fraktionsvorsitzender Schwane: „Ein Zeichen der Solidarität der städtischen Gesellschaft“ für die Männer und Frauen, die Tag und Nacht im Einsatz gestanden waren. Die Lokalpolitiker wussten allerdings nicht, woher sie das Geld angesichts eines siebenstelligen Minus’ im städtischen Haushalt hernehmen sollten.

Zahlen der Feuerwehr-Kreisleitstelle in Recklinghausen für 2016

Im Kreis Recklinghausen rückten 2016 die Feuerwehren 6106 Mal aus. 312 Menschen wurden nach Unfällen gerettet, 21 starben (2015: 32). 2307 mal gab es im Kreis Feueralarm, wobei 1219 Fehlalarme waren. Durchschnittlich geht bei der Feuerwehr-Kreisleitstelle in Recklinghausen etwa alle drei Minuten über die Notrufnummer 112 ein Hilfeersuchen ein. 2016 waren es rund 150.000 Notrufe. 183.504 Einsätze mussten disponiert, Beratungen und Weiterleitungen zum Beispiel an Ordnungsämter durchgeführt werden. In den letzten zehn Jahren stiegen die Einsätze von Rettungswagen (54.273) um 58 Prozent, die Notarzteinsätze (822.071) um 25 Prozent.

Feuerwehr Dorsten bekam 2023 Schutz-Kleidung bei Flächenbränden

Für Wald- und Flächenbrände im Hochsommer hat die Feuerwehr in Dorsten keine ausreichende Schutzkleidung. Jetzt wird mit über 600.000 Euro nachgerüstet. Normalerweise werden Feuerwehrleute in Dorsten zu Brandeinsätzen gerufen, bei denen sie Feuer-Ausbrüche im Inneren von Gebäuden bekämpfen müssen. In den vergangenen Jahren mussten die Einsatzkräfte aber wegen länger andauernder Trockenperioden häufiger zu Vegetationsbränden ausrücken – ganz besonders schlimm war es in der „Feuerteufel-Saison“ im August 2022, als alle Löschzüge beispielsweise bei einem großen Waldbrand an der A 31 am Freudenberg im Einsatz waren. Dabei wurde festgestellt, dass die Dorstener Feuerwehr die für solche Fälle benötigte persönliche Schutzausrüstung nicht in ausreichender Form zur Verfügung hatte. Daher bewilligte die Lokalpolitik im März 2023 für den Ankauf einer entsprechend leichteren und atmungsaktiven Schutzkleidung über 250.000 Euro. In 2024 und 2025 sollen dafür weitere 350.000 Euro investiert werden. Vorgesehen ist, alle hauptamtlichen und 70 Prozent der ehrenamtlichen Feuerwehrleute damit auszustatten.

Aufwandsentschädigung für Feuerwehr wurde nach acht Jahren erhöht

Die Feuerwehr-Aufwandsentschädigung war in Dorsten acht Jahre nicht erhöht worden. Das sollte sich laut CDU nicht wiederholen. Konkret ging es um die Aufwandsentschädigungen, die die Stadt an Funktionsträger und Brandsicherheitswachhabende der Freiwilligen Feuerwehr zahlt. Bei den Funktionsträgern, vom Leiter der Feuerwehr bis zum Sprecher der Ehrenabteilung, gibt es einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2016, laut dem jährlich insgesamt 27.400 gezahlt werden. Und dabei blieb es. Bis jetzt. Denn die Verwaltung hatte eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung um 5.890 Euro ins Spiel gebracht, sodass sich der Gesamtbetrag auf 33.290 Euro erhöhen würde. Bei Brandsicherheitswachen soll ebenfalls die Aufwandsentschädigung je Stunde und Einsatzkraft erhöht werden. Das stieß auf einhellige Zustimmung im Ausschuss. Bernd Schwane (CDU) brachte allerdings einen Zusatzantrag ein: Danach soll die Aufwandsentschädigung für Funktionsträger ab 2025 jährlich erhöht werden um den Satz, der in der Entschädigungsverordnung NRW festgelegt ist. Aktuell zwei Prozent. „Wir sind der Meinung, dass man das dynamisieren sollte“, so Schwane. „Wir können damit leben“, entgegnete Bürgermeister Tobias Stockhoff. Michael Haake fragte nach anderen Ehrenamtlichen in der Stadt, die eine Aufwandsentschädigung bekämen. „Mir wäre wichtig, dass wir nicht einen Präzedenzfall schaffen. Nach dem Motto: Für die Feuerwehr machen wir das und für die anderen nicht.“ Stockhoff sagte, dass es für die Entschädigung der Ehrenamtlichen der Feuerwehr eine gesetzliche Grundlage (Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz) gebe – „das ist nicht bei jedem Ehrenamt so“.

Feuerwehreinsätze in NRW drastisch gestiegen: 1,96 Millionen Notrufe

Die Feuerwehren in NRW sind im Jahr 2022 samt ihren Rettungsdiensten rund 1,96 Millionen Mal ausgerückt. Das war ein Anstieg um fast 77.000 Einsätze (knapp vier Prozent) im Vergleich zum Jahr davor, wie aus dem Gefahrenabwehr-Bericht des Landes hervorgeht. Laut Innenministerium hatte vor allem der Rettungsdienst mehr zu tun – durch einen heißen Sommer und einen zunehmenden Missbrauch des Notrufs für Bagatelleinsätze. Ein Rettungswagen wurde mehr als 160.000 Mal zu „blinden Alarmen“ gerufen. 2301 Mal waren es sogar böswillige Alarme. Die Feuerwehren rückten wegen 54.838 Bränden aus. Laut des Berichts gab es 4661 Mittel- und 1164 Großbrände. – Die Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuerwehren stiegen um 1599 auf nun 93.573 Einsatzkräfte. Damit liegt die Zahl so hoch wie noch nie zuvor (dpa).

Siehe auch: Feuerwehren (Artikelübersicht)


Quellen: „Chronik der Bürgermeisterey Dorsten“ (unveröffentlicht). – Guido Bludau in DZ vom 19. Juli 2019.– MK in DZ vom 29. März 2023.

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