Erdbeben

Etliche Dorstener in Panik: Am 8. September 2011 zitterte die Erde

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Kurze Erdstöße haben am Donnerstag, den 8. September 2011, um 21.03 Uhr Nordrhein-Westfalen erschüttert. Über eine Minute lang bebte auch in Dorsten die Erde dermaßen, dass im Schrank Tassen und Teller klirrten und durch die Erdstöße so manches Weinglas von glatten Flächen des Tisches auf den Boden rutschte. Bei der Leitstelle der Feuerwehr im Kreis Recklinghausen gingen am Abend etwa 100 Anrufe besorgter Bürger ein. Die Stärke des Erdbebens wurde mit 4,4 auf der Richterskala als mittleres Beben eingestuft. Das Epizentrum lag am Niederrhein zwischen Goch und der niederländischen Grenze. In einem Radius von 200 Kilometern zwischen Bielefeld und Brüssel war dieses Beben zu spüren, das den Aufzeichnungen zufolge 2011 das heftigste in Deutschland war. Personen- oder Sachschäden wurden nicht gemeldet.

Die stärksten Erdbeben im Rheinland

Berichte über historische Erdbebenschäden in der niederrheinischen Bucht werden schon aus dem Mittelalter überliefert; die Angaben sind in den meisten Fällen jedoch zu spärlich, um genauere Aussagen über das Epizentrum und die Stärke des jeweiligen Bebens treffen zu können, so der Geologische Dienst NRW. Gegen Ende des Jahres 1755 begann im Gebiet um Düren und Aachen eine Erdbebenserie, deren Höhepunkt am 18. Februar 1756 ein Beben der Intensität acht war. Das bis dahin stärkste bekannte Erdbeben in Deutschland war noch in London, Halle und Straßburg zu spüren. In Aachen brachen einige Gebäude zusammen und über dreihundert Schornsteine stürzten herab, wodurch zwei Personen getötet und einige verletzt wurden. Die Stadtmauer Dürens bekam große Risse, die von Münstereifel wurde an zwei Stellen samt dem Mauerwerk eines Turmes zerstört, in Köln fielen über hundert Schornsteine ganz oder teilweise ein. In manchen Ortschaften wagte fast niemand mehr in steinernen Häusern zu wohnen. Wochenlang hauste die Bevölkerung ohne Rücksicht auf das Winterwetter in Strohhütten, selbst Gottesdienste wurden ins Freie verlegt. Noch bis Mai 1757 hielt die Serie der spürbaren Nachbeben an. Die stärksten Erdbeben des 19. Jahrhunderts fanden 1873 und 1877 bei Herzogenrath (Mauerrisse und Kaminschäden) und 1878 bei Tollhausen (Giebeleinstürze, Mauerrisse und Kaminschäden) statt. Bei dem Tollhausener Beben kam ein Mensch ums Leben.

Immer wieder bebt die Erde in Europa

Im 20. Jahrhundert ereigneten sich 1950 und 1951 Erdbeben mit Schäden in der Nähe von Euskirchen und 1983 in Lüttich. Das bisher letzte Schaden verursachende Beben war das Erdbeben von Roermond am 13. April 1992. Es hatte die Magnitude 5,9 auf der Richterskala und war damit das stärkste Erdbeben in Mitteleuropa seit 1756. Sein Epizentrum lag vier Kilometer südwestlich von Roermond in den Niederlanden; es wurde noch in Berlin, München und London gespürt. Mehr als 30 Personen wurden verletzt, die meisten durch herabfallende Kamin- und Dachziegel. Die größten Schäden entstanden in dem Gebiet um die Stadt Heinsberg und die Ortschaften Oberbruch und Dremmen. Insgesamt wurde der Schaden in Deutschland auf 77 Millionen DM beziffert; aus den Niederlanden wurden 68 Millionen DM Schadenssumme gemeldet.

Beobachtungsnetz von zehn Erdbebenstationen

Um die Erdbebenaktivität im Rheinland genauer zu erfassen, betreibt der Geologische Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein Beobachtungsnetz von derzeit zehn Erdbebenstationen im Gebiet zwischen Krefeld, Siegburg und Hellenthal (Stand: 2011). Bei drei Stationen sind die Seismometer in bis zu 400 m tiefen Bohrlöchern installiert. Seit Beginn der instrumentellen Beobachtung durch das Geologische Landesamt (heute GD NRW) im Jahre 1979 werden jedes Jahr mehrere leichte Beben registriert. Einige davon werden auch von Menschen gespürt; die meisten sind jedoch dafür zu schwach. Die Messgeräte sind so empfindlich, dass sie noch Beben erfassen können, deren Stärke etwa ein Tausendstel der Fühlbarkeitsschwelle beträgt.

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