Eichenprozessionsspinner

Nester im Stadtgebiet wurden 2011/12 mit einem Hubschrauber bekämpft

2011 war ein Jahr, in dem der Eichenprozessionsspinner die Bäume in der Stadt stark befallen hatte. Da die sehr feinen Brennhaare der Raupe, die ein Eiweißgift namens Thaumetopoein enthalten, beim Menschen eine gefährliche Raupendermatitis auslösen können, bekämpfte die Stadtverwaltung den Eichenprozessionsspinner Straße für Straße nicht nur zu Lande, sondern auch aus der Luft und versprühte Anfang Mai mit einem Hubschrauber ein biologisches Insektizid. Die Raupen nahmen beim Fressen den Wirkstoff auf und wurden dadurch unschädlich gemacht. Die Maßnahmen dienten der Vermeidung einer Gesundheitsbeeinträchtigung im Stadtgebiet. Das verwendete Spritzmittel war nicht schädlich. Die EPS-Raupe tritt zyklisch auf. Ihr Bestand wandert nordostwärts, tauchte 2007 erstmals in Dorsten am A 31-Parkplatz Holsterhausen und in Rhade auf, eroberte von dort aus massiv die Stadt und erreichte 2009 auch Marl und Haltern. Auch im Mai 2012 musste die Verwaltung dem Eichenprozessionsspinner mit einem Hubschrauber aus der Luft und mit Sprühgeräten vom Boden aus im gesamten Stadtgebiet zu Leibe rücken. 2019 wurden Eichen längs der Autobahn 31 in einer Länge von 80 Kilometern besprüht.

Eltern stellten Strafanträge wegen Körperverletzung

Eichenprozessionsspinner am Baum

Eichenprozessionsspinner am Baum

Auf der Homepage der Stadt ist zu lesen, dass seit 2008 Experten in Dorsten auf eine abgestimmte Prophylaxe setzen. Die zunehmende Ausbreitung der Raupen führte ab 2010 zu einem im gesamten Stadtgebiet festgestellten Befall. Die vorbeugenden Maßnahmen wurden entsprechend ausgeweitet. Die Aufwendungen für die Prophylaxe der Stadt Dorsten in den beiden letzten Jahren betrugen rund 13.000 Euro. Die Nachsorge für 2011 machte noch einmal rund 3.400 Euro, für 2012 rund 4.200 Euro aus. Etwa 15 Kinder der Albert-Schweitzer-Schule mussten im Mai 2013 ins Krankenhaus: In der großen Pause hatte ein Hubschrauberpilot, der gerade großflächig ein Mittel zur Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner-Raupen versprühte, die Kinder eingenebelt. Die Hautreizungen konnten aber auch durch die von dem Hubschrauber aufgewirbelten gefährlichen Härchen der Prozessionsspinner verursacht worden sein. Alle Kinder wurden ärztlich untersucht, die Kleidung gereinigt. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf, ob der Hubschrauber-Pilot zur Verantwortung zu ziehen sei und warum die Kinder besprüht werden konnten. Familien von 12 verletzten Kindern haben Strafanträge wegen Körperverletzung durch „grobe Fahrlässigkeit“ gestellt. Bei einem Prozess wollen die Eltern als Nebenkläger auftreten und Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadenersatz geltend machen. Sie werden von dem Marler Anwalt Benecken vertreten, dessen Strafantrag auf „alle in Betracht kommenden Delikte, insbesondere wegen Körperverletzung” sowie „gegen alle in Betracht kommenden Verantwortlichen“ lautet, darunter auch der Pilot und die Stadt, ob diese sich korrekt verhalten hat.

Landgericht Essen 2015: Schüler erhalten Schmerzensgeld

Die Staatsanwaltschaft Essen hat wegen des missglückten Schädlingsbekämpfungseinsatzes an der Hervester Albert-Schweitzer-Schule gegen eine 44-jährige Mitarbeiterin des Dorstener Ordnungsamts im November 2013 wegen fahrlässiger Körperverletzung in elf Fällen Anklage erhoben. Die städtische Mitarbeiterin hatte die Schule von dem Hubschraubereinsatz telefonisch informiert. Da das Sekretariat nicht besetzt war, sprach sie die Nachricht auf den Anrufbeantworter der Schule, der allerdings bis zur Mittagszeit nicht abgehört worden war. Gegen Ende der zweiten großen Pause flog der Hubschrauber-Pilot dann seinen Sprüheinsatz über der Schule. Die Folge: Mehr als 20 Kinder wurden verletzt, 15 mussten mit Hautreizungen und Atemproblemen ins Krankenhaus. Weitere Symptome waren Halsschmerzen, brennende Augen, Luftnot, Übelkeit. Die städtische Mitarbeiterin hätte sicherstellen müssen, dass die Schulleitung über den Sprüheinsatz auch tatsächlich informiert war, um geeignete Vorkehrungen treffen zu können. Das Essener Landgericht verurteilte im September 2015 die Stadt zur Zahlung von jeweils 1.500 Euro Schmerzensgeld an die betroffenen Schüler.

Schulen und Kindergärten betroffen

Bis Mitte 2019 wurden der Stadt neun Grundschulen und fünf städtische Kitas gemeldet, die Bäume mit Nestern des Eichenprozessionsspinners (EPS) auf dem Gelände haben. Die Haare der Raupen können Hautausschlag und Atemprobleme auslösen. Bis zur Beseitigung werden die Bereiche um die befallenen Bäume abgesperrt, aber nicht die ganzen Schulhöfe. Weitergehende Maßnahmen seien individuelle Entscheidungen der Schulleitungen. Tätig werden müssen die Fachfirmen, welche die Raupen von den Bäumen saugen, eventuell auch an den Festplätzen der Schützenvereine.

Der Eichenprozessionsspinner wird auch 2020 bekämpft

Die Eichenprozessionsspinner haben in den letzten Jahren für viele Probleme in Dorsten gesorgt. Auch die Raupenplage war 2019 so schlimm wie nie zuvor in Dorsten. Über 1000-mal wurden dem Ordnungsamt Plätze gemeldet, an denen der giftige Eichenprozessionsspinner (EPS) gesichtet wurde. Meldungen zufolge hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Besonders übel war es in Wulfen, Hervest, Holsterhausen und der Feldmark. Daher hat sich die Stadt für die Bekämpfung dieses Schädlings besonders vorbereitet. Im Rathaus wurde zum Beispiel eine Kartierungssoftware namens „Der Raupenmelder“ entwickelt. Über den normalen PC-Webbrowser und via Smartphone sollen die Bürger einen Befall melden können und müssen nicht mehr zwingend im Ordnungsamt anrufen. Noch ist der Service aber nicht freigeschaltet, denn es geht in den kommenden Wochen erst einmal um Prävention. Ende April 2020 wurden Bäume auf städtischen Grundstücken besprüht. Eichen im Umfeld von Schulen und Kindergärten stehen ebenso wie die an Spielplätzen und Friedhöfen ganz oben auf der Prioritätenliste. Baumbestände im Bereich von Schulen und Friedhöfen wurden mit Mitteln gegen die Raupen behandelt. Dazu wurden gleich mehrere Zweiertrupps der Stadtgärtnerei im Stadtgebiet eingesetzt – unter anderem an der B 58 im Bereich der Montessorischule. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: Jetzt beginnen die Raupen aus den Eiern zu schlüpfen, ihre giftigen Brennhaare entwickeln sich aber erst in einigen Wochen.
Gespritzt wird in Dorsten generell ein Biozid namens „Foray ES“, das nach bisherigen Erkenntnissen den höchsten Wirkungsgrad hat und nur gegen freifressende Schmetterlingsraupen wirkt. Dennoch richtete die Stadt Testgebiete für andere Mittel ein. Im Barloer Busch wird mit Unterstützung des Hegerings eine sogenannte „EPS-Falle“ getestet. Das sind kleine Beutel mit Duftstoffen, die an Bäumen angebracht werden und sich in der Sonne auf 70 Grad aufheizen. Die Eichenprozessionsspinner wandern blindlings hinein, ihre giftigen Härchen werden unschädlich gemacht. Die Stadtverwaltung lockerte für 2020 darüber hinaus die Vorgaben für Privateigentümer. Sie dürfen in den nächsten Monaten auf eigene Kosten Nistkästen für natürliche Feinde der Raupen und EPS-Fallen aufhängen, städtische Bäume in der Nachbarschaft ihrer Gärten besprühen oder Raupen entfernen lassen, was allerdings vorher mit der Grünflächenabteilung der Stadt abgesprochen werden muss.

Nistkästen und Bio-Spritze

Der Kreis Recklinghausen besprüht rund 300 Eichen an Kreisstraßen vorbeugend, unter anderem an der Lembecker-/Lippramsdorfer Straße, an der Bestener Straße und An der Wienbecke. Zum Besprühen wird eine sogenannte Turbinenspritze verwendet, die das Biozid zielgenau auf die Blätter sprüht. Bereits im Januar hatte der Bauhof zudem Nistkästen an 100 Kreisbäumen angebracht.

Nester an Bäumen im Jahr 2019 um ein Vielfaches vermehrt

Die Stadtverwaltung erhielt Mitte 2019 durch Befragen von Bürgern rund 1000 HInweise vom Eichenprozessionsspinner (EPS) befallene Standorte. Bürgermesiter Stockhoff in er DZ:  „Von den etwa 10.000 Eichen im öffentlichen Raum ist mindestens jeder zweite Baum befallen.“ Und jeder dieser 5.000 betroffenen Bäume mit 15 bis 30 Nestern. Der Befall der Eichen ist wegen des relativ milden Winters in diesem Jahr außergewöhnlich stark. Ansonsten sind Eichen von ein bis zwei Nestern befallen, in diesem Jahr bis zu 30. Das Absaugen pro Baum nimmt daher bis zu vier Stunden in Anspruch. Fachleute meinen, dass etwa 90 Prozent aller Eichen in der Stadt von diesen gefährlichen Raupen befallen sind. Verwaltung und Fachfirmen scheinen nicht in der Lage zu sein, die befallenen Bäume vom Eichenprozessionsspinner zu befreien. So und ähnlich äußerten sich viele Dorsten in den Netzwerken, die auf den Eichenprozessionsspinner mit Atemnot, Tränenfluss und Hautausschlägen (Foto) reagieren. Oberste Priorität beim Absaugen misst die Stadt bei Bäöumen an Kindergärten und Schulen zu, dann folgen Spielplätze und Friedhöfe. Den Außenbereich hat die Stadtverwaltung bislang vernachlässigt. Der Bürgermeister: „Das geht nicht anders.“ Besonders schlimm sind die Stadtteile Wulfen-Barkenberg, Östrich und die Hardt betroffen. Dorstener Apotheken melden, dass „jeder dritte Kunde derzeit nach Behandlungsmöglichkeiten fragt. Bei bestimmten Präparaten kommt es wegen der hohen Nachfrage schon zu Engpässen.

Straßen-NRW bekämpft den Schädling seit 2018 mit Biozid

Der Eichenprozessionsspinner ist immer noch auf dem Vormarsch. Seit 2018 hat die Straßen-NRW-Behörde ein besonders wirkungsvolles Mittel zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, das Biozid mit Bazillus Thuringiensis. Bis zu 90 Prozent der Nester konnten damit bekämpft werden. Straßen-NRW hat im Verbreitungsgebiet und damit auch in Dorsten die Hoheit über bestimmte Trassen. Die Behörde muss deshalb auch nicht die Stadtverwaltung Dorsten über den Biozid-Einsatz an ihren Trassen informieren. Hoheitsgebiete von Straßen.NRW sind Landstraßen, aber auch die Flächen direkt an der Autobahn 31 im Raum Dorsten. Umweltschützer halten den Einsatz von Bioziden für „verantwortungslos“ und „umweltschädigend“. Sie tragen nicht nur wesentlich zum Insektensterben und damit auch zum Sterben von Vögeln und sonstigen Insektenfressern, wie Igeln, bei, sondern auch zur Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners. Verboten ist der Einsatz des Biozids nicht. Allerdings empfiehlt das Bundesumweltministerium seit 2019 vor jeder Bekämpfungsmaßnahme eine Risiko-Nutzen-Abwägung. „Eine vorsorgliche Ausbringung des Biozidprodukts ohne einen zuvor festgestellten Befall anhand von Monitoringdaten ist nicht zulässig“, heißt es auch. Stattdessen solle geprüft werden, ob nicht eher mechanische Entfernung der Raupen und Nester oder zeitweises Absperren der betroffenen Areale möglich seien.

Lob für den Raupenmelder – Alternative Methoden werden getestet

Der neue Raupenmelder auf der Homepage der Stadtverwaltung ( eps-raupenmelder.dorsten.de/ ) kommt offenbar sehr gut an. Bis Mitte letzter Woche waren auf unterschiedlichen Kanälen bereits 720 EPS-Meldungen im Rathaus angekommen. Bäume an 324 Standorten waren befallen, davon seien Nester in 259 Bereiche bereits abgesaugt worden. Zum Vergleich: 2019 gab es insgesamt etwas mehr als 1000 Raupeneinsätze. Sprühen und absaugen – das sind die bekannten Methoden, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Dorsten testet in diesem Jahr aber auch alternative Methoden, um die Ausbreitung zumindest zu verringern. In verschiedenen Stadtteilen sind Nistkästen für Meisen aufgehangen worden. Sie gelten als natürliche Feinde der kleinen Raupen. Auf dem Friedhof Schultenfeld in Wulfen-Barkenberg wird ein Präparat namens „TP-Nema“ verwendet. Dort stehen über 100 Eichen. Das Mittel ist deutlich teurer, soll aber angeblich keine Auswirkungen auf andere Raupenarten haben. Im Barloer Busch sind in Zusammenarbeit mit dem Hegering „EPS-Fallen“ angebracht worden – kleine Beutel mit Duftstoffen, in die sich bislang aber nach Angaben von Nina Laubenthal noch keine Raupen verirrt haben.

Gesundheitliche Gefährdung

Die Brennhaare der Raupe brechen leicht und werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen. Da die alten Larvenhäute nach der Häutung in den „Nestern“ bleiben, besitzen diese ebenfalls eine hohe Konzentration an Brennhaaren. Für den Menschen gefährlich sind die Haare des 3. Larvenstadiums (Mai, Juni). Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen stets neue toxische Reaktionen aus. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Die Hautreaktionen halten (unbehandelt) oft ein bis zwei Wochen an. Meist sind alle Hautbereiche betroffen, welche nicht bedeckt waren. Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut durch Einatmen der Haare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf. In Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Schockreaktionen.

Entsorgung der Rinden-Rückstände – wo?

Wer den Eichenprozessionsspinner im eigenen Garten bekämpft und die Rückstände im Restmüll entsorgt, gefährdet sich und andere. Doch eine Annahmestelle für EPS-Abfall in Dorsten gibt es nicht. Die Stadt Dorsten weist darauf hin, dass EPS-Abfälle im Abfallkraftwerk in Herten entsorgt werden können. Dort werden sie verbrannt. Die Behälter müssen luftdicht verschlossen sein.

2021 sind für die Bekämpfung des ESP-Raupen 155.000 Euro eingeplant

Die Bekämpfung der Eichenprozessionsspinnerraupen (EPS) an den Bäumen in der Stadt Dorsten geht auch 2021 weiter. Kinder sollen besonders geschützt werden. Auf Rang 1 der obersten Prioritätenliste stehen demnach die Schulen, dann folgen die Kindergärten. Betroffene Bäume werden dort durch Stadtmitarbeiter präventiv mit dem Mittel Foray ES besprüht. Setzen sich dennoch Nester fest, werden sie zuvörderst abgesaugt. Die Stadt setzt dafür zwei eigene Trupps mit je zwei Mitarbeitern ein. Die notwendigen Hubsteiger werden gemietet. Die übrige Ausstattung (Arbeitsschutzmittel, Sprühgeräte) wurde bereits im Vorjahr angeschafft. Wichtiges Instrument bleibt der „Raupenmelder“. Diese Software ermöglicht es den Bürgern und städtischen Mitarbeitern, per Computer, Smartphone oder Tablet einen Befall in einer Online-Karte einzutragen. So hatte die Behörde eine bessere Übersicht, konnte die Meldungen schneller an die zur Absaugung der Nester beauftragten Fachfirmen weitergeben. Da die EPS-Raupen benachbarte Bäume unabhängig davon befallen, wem sie gehören, will die Stadt die Zusammenarbeit mit Privatleuten sowie Behörden wie dem Kreis oder dem RVR ausweiten. Für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners sieht die Stadt 2021 einen Betrag von 155.000 Euro vor. Falls nötig, werden die Ausgaben erhöht. Im Jahr 2020 schlug die EPS-Plage mit gut 168.000 zu Buche. In Dorsten lief im Frühjahr 2021 der vorbeugende Kampf der Stadtgärtnerei gegen den Eichenprozessionsspinner wieder voll an. Zum Einsatz kam ein Biozid, das für andere Insekten und Menschen ungefährlich ist. An schulfreien Tagen wurden die Bäume rund um die Schulen gespritzt. Schulen und Kindergärten stehen im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner auf der Prioritätenliste der Stadt ganz oben. Außerdem wurden Warnschilder in den Bereichen aufgestellt, in denen in den letzten Jahren besonders viele Eichenprozessionsspinner gesichtet wurden. Auch wurden die Bäume entlang der Autobahnen biologisch gesprüht.

Baumsachverständiger warnt vor Biozid: „Es vernichtet alles Leben“

Biozid – das hört sich biologisch an, ist es aber nicht. „Mit einem Biozid werden nicht nur Eichenprozessionsspinnerraupen, sondern alle Falterarten vernichtet.“ Das rächt sich dann. Ein Dorstener Baumsachverständiger beobachtet gespannt und sehr kritisch, wie umfassend die Behörden und die Stadt Dorsten in Dorsten an Straßen, Wegen und Plätzen den Eichenprozessionsspinnerraupen mit dem Einsatz von Bioziden bekämpfen. „Leider geistert noch immer die Fehlermeldung herum, dass die Biozide NeemProtect, DipelES und andere unschädlich gegen andere Lebewesen seien. Alle derzeit gegen EPS zugelassenen Biozide wirken gegen alle blattfressenden Raupen – also nahezu gegen alle heimischen Schmetterlinge“, zitierte die Dorstener Zeitung (DZ) den Gutachter. Eine biologische Wirkung habe der Einsatz von Bioziden ohnehin nicht. Auch könne der Sprüheinsatz mit den Bioziden bei Menschen Allergien auslösen. Der Dorstener Sachverständige hat bei seiner Gutachtertätigkeit ein Baumkataster angelegt, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Die Stadt Dorsten folgt einer anderen Expertise“, sagt er zur DZ. Bei den Biozid-Einsätzen werde leider nicht berücksichtigt, dass den natürlichen Fressfeinden der Eichenprozessionsspinner mangels Nahrung die Existenzberechtigung genommen werde. Der große Puppenräuber, eine Käferart, siedelt gerne in der Nähe der EPS-Bäume. Ein Käfer kann pro Saison 450 Puppen und Larven vertilgen – das wäre dann wirklich eine echte Bio-Waffe gegen die EPS-Raupen.

2023 kein gutes Jahr für den Eichenprozessionsspinner

Die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) sind gefährlich. Sie können schwere allergische Reaktionen hervorrufen. In den vergangenen trockenen Sommern bis 2021 sorgten die steigenden Populationen für große Probleme auch in Dorsten. Vielerorts mussten die Nester abgesaugt oder bekämpft werden. In diesem Jahr hielt sich die Aufregung in Grenzen. „2023 war kein gutes Jahr für den Eichenprozessionsspinner“, zitierte die Dorstener Zeitung Niels Ribbrock von der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen in Lembeck. Grund sei die nasse Witterung ab Ende Juni gewesen. Feuchtigkeit mögen weder die Raupen noch die Falter des Eichenprozessionsspinners. Zwar war es im Mai noch relativ warm und trocken, aber dann verschlechterten sich die Bedingungen für die Insekten. Die Stadtverwaltung Dorsten spricht von einer „recht entspannten Lage“. Insgesamt seien 155 Meldungen eingegangen, darunter 37 „Doppelmeldungen“, bilanzierte Stadtpressesprecher  Christoph Winkel. Bei den Meldungen habe es sich sowohl um Einzelbäume als auch um ganze Straßenabschnitte/Grünflächen gehandelt. Das entspricht in etwa den Zahlen des vergangenen Jahres. Da auch 2022 kein gutes Jahr für die Raupen war, geht Niels Ribbrock davon aus, dass sich das Problem mit den Giftraupen auch 2024 in Grenzen halten wird. „Wegen des Regens hatten die Falter 2023 auch weniger Möglichkeiten zur Eiablage, die im Juli und August erfolgt. Damit es zu stark steigenden Populationen kommt, brauchen sie aber mehrere gute Jahre hinter einander.“

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