Cannabis-Freigabe

„Wir machen hier Bio“: Cannabisverein Recklinghausen hat 100 Mitglieder

Ab Juli dürfen Cannabis Social Clubs das Gras an Mitglieder verkaufen. Achim Krüger vom Cannabisverein Recklinghausen ist dazu bereit. Am 22. März 2024 gab der Bundesrat „grünes“ Licht und winkte die von der Regierung auf den Weg gebrachte Teillegalisierung für Cannabis durch. Seitdem hätten ihn 1000 Mails von Interessenten erreicht, erzählt Achim Krüger (54), Vorsitzender des Cannabisvereins Recklinghausen, der sich am 21. September 2023 gründete und ein halbes Jahr später 100 Mitglieder hatte. Bis zu 500 Personen dürfen einem Anbauverein angehören. „So viele Leute wollen wir gar nicht haben“, sagte Krüger der Lokalzeitung. Annahmeschluss soll erst einmal bei 150 Mitgliedern sein. Und ohnehin kommt längst nicht jeder in den Club, in dem es rein rechtlich ab dem 1. Juli für 7 bis 8 Euro ein Gramm Gras geben soll.
„Wir freuen uns, dass wir jetzt gutes Cannabis bekommen“, so der 54-Jährige. Er und seine Frau Andrea kämpften schon seit 20 Jahren für die Legalisierung von Gras, auf entsprechenden Demos etwa. Jetzt ist es also so weit. Nun, nicht ganz. Denn was noch fehle, um ab dem 1. Juli 2024 Cannabispflanzen anbauen und die Ernte an Vereinsmitglieder verkaufen zu dürfen, berichtet Krüger, sei eine Lizenz. Und welche Behörde die ausstelle, sei bislang (April) noch nicht bekannt. „Wir hoffen, bis Mitte Mai eine Genehmigung beantragen zu können.“ Betreut werde sein Club von einem Anwalt aus Frankfurt am Main, der bereits über 40 Anbauvereine in Deutschland unterstützt. Die private Aufzucht ist hierzulande seit dem 1. April legal.

50 Prozent der Vereinsmitglieder sind aus Recklinghausen

Bis zum 1. Juli will der Verein an seinem Sitz an der Alten Grenzstraße in König Ludwig Überseecontainer für den Anbau und die Lagerung umbauen: „Wir machen uns über den Anbau schon so lange Gedanken.“ Solarpaneele auf den Dächern sowie Batterie- und Regenwasserspeicher sollen dafür sorgen, dass die Container autark sind. Und wie vorgeschrieben, sei das Gelände auch schon eingezäunt worden. Vier Sorten Marihuana sollen gezüchtet werden und dann verkauft werden: „Wenn wir Überschuss in der Vereinskasse haben, spenden wir an die Drogenhilfe Recklinghausen und Ostvest.“ Auf der Homepage des Clubs heißt es: „Die Aufnahmegebühr von 150 Euro sowie der Mitgliedsbeitrag von 15 Euro im Monat oder 150 Euro im Jahr sind Investitionen in die Qualität und den Zusammenhalt unserer Gemeinschaft. Sie ermöglichen die Anschaffung hochwertiger Grow-Ausrüstung, die Schaffung eines einladenden Ambientes für unsere Treffen und Veranstaltungen vor Ort und decken Verwaltungskosten.“
Die Mitglieder – die Hälfte kommt aus Recklinghausen, der Rest aus Städten wie Marl, Haltern am See oder Datteln – dürfen künftig 50 Gramm Cannabis pro Monat erhalten – gegen Vorlage eines Personal- und Mitgliedsausweises. Im Cannabisverein Recklinghausen werde dieser jedes Mal vorm Betreten der Räumlichkeiten gescannt. An die Software dahinter sei auch ein Labor, mit dem der Verein zusammenarbeitet, angebunden. „Wir machen hier Bio“, sagt Krüger. „Jede Ernte muss von Gesetzes wegen ins Labor.“ Auf Pestizide will der Club verzichten: „Das ist das reinste Gift.“

Cannabisverein Recklinghausen nimmt Mitglieder ab 18 Jahren auf

Er befürworte die Legalisierung auch deshalb, weil Cannabis, so der 54-Jährige, zunehmend mit Heroin oder Crack verunreinigt werde. „Dann ist man nach sechs Monaten auf einer ganz anderen Droge als Gras.“ Eine Schwachstelle sehe er allerdings: 18-Jährige, die als Mitglied in einem Club Marihuana beziehen, könnten es verbotenerweise durchaus auch an Minderjährige weitergeben. Das sei natürlich nicht im Sinne des Erfinders, aber immer noch besser als schlechten Stoff auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Sein eigener Verein nehme Leute ab 21 Jahren auf. Er selbst konsumiere, seit er 25 ist. Achim Krüger ist gebürtiger Wattenscheider, arbeitete als Betriebsschlosser unter Tage. Als professioneller Taubenzüchter sei er später sogar mal deutscher Meister mit Jungtauben geworden. Vor 17 Jahren zog der heutige Ehemann, Vater und Großvater nach Recklinghausen, gründete 2014 das Unternehmen 123Car, einen Verleih für Fahr- und Werkzeuge.

  • 4000 Teilnehmer am ersten Kiffer-Aktionstag. Mehrere Tausend Menschen haben am 20. April 2024 den ersten Kiffer-Aktionstag seit der Cannabis-Legalisierung am Brandenburger Tor in Berlin gefeiert. Etwa 4000 Teilnehmer/innen versammelten sich zum „Smoke-In“ und rauchten Joints, wie die Polizei Berlin mitteilte. Auf einer Bühne vor dem Brandenburger Tor spielten Künstler Musik und es gab Kundgebungen.
    Die Deutsche Bahn untersagt bundesweit das Kiffen an Bahnhöfen. Trotz der Cannabis-Legalisierung sollen Joints an deutschen Bahnhöfen tabu sein – die Deutsche Bahn passt ihre Hausordnung entsprechend an. „Abgeleitet vom gesetzlichen Verbot von Cannabis-Konsum tagsüber in Fußgängerzonen oder im Umfeld von Schulen und Spielplätzen möchten wir unsere Reisenden, vor allem Kinder und Jugendliche, an unseren Bahnhöfen schützen. Deshalb werden wir den Konsum von Cannabis in unseren Bahnhöfen generell untersagen. Dafür passen wir unsere Hausordnung zeitnah an“, sagte eine Bahnsprecherin der „Bild am Sonntag“. Die neue Hausordnung soll demnach gegen Ende Mai 2024 fertig und rechtsgültig sein. Ab Juni verfolge die Bahn Verstöße dann, zuvor würden Bahn-Mitarbeiter die Reisenden mit „freundlichen Aufforderungen und Hinweisen“ bitten, das Konsumieren von Cannabis zu unterlassen. Das gilt auch für die Raucherbereiche, die es an manchen Bahnhöfen gibt, wie die Bahn bestätigte. Auf deutschen Bahnhöfen gibt es bereits ein generelles Rauchverbot, ausgenommen sind nur gekennzeichnete Bereiche. Cannabis zu konsumieren soll aber auch dort untersagt sein (dpa).

Siehe auch: Cannabis in NRW
Siehe auch: Cannabis-Gesetz
Siehe auch: Cannabis-Konsum
Siehe auch: Cannabisverein Recklinghausen
Siehe auch: Kriminalität – Drogenszene

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