An den meisten Standorten sind die Untersuchungen seit Jahren überfällig
Ab Februar 2019, das Ende ist nicht abzusehen, werden im Kreis Recklinghausen vorgeschriebene Hauptuntersuchungen an rund 50 Brücken nachgeholt. Der Kreis hatte im November 2018 eingestanden, mit der Prüfung von 53 Brückenbauwerken wegen fehlenden Fachpersonals in Rückstand geraten zu sein, was dem Landrat (SPD) im Kreistag als „grob fahrlässigen“ Umgang mit der Sicherheit der Bürger vorgeworfen wurde (CDU, FDP). Die Brücken müssen eigentlich alle sechs Jahre von Ingenieuren einer intensiven Untersuchung unterzogen werden. An den meisten Standorten sind diese Überprüfungen seit Jahren überfällig. So liegt zum Beispiel die letzte Generaluntersuchung bei den Kanal- und Lippebrücken entlang der K 6 zwischen Marl-Brassert und Dorsten-Barkenberg 18 Jahre zurück.
Übrigens: Vor Gericht vergleicht sich der Kreis mit einer Brückenprüferin
Wurde eine Brückenprüferin von der Kreisverwaltung Recklinghausen vor die Tür gesetzt, weil sie ein zu kritischer Geist ist? Diese Frage wird wohl nicht mehr geklärt werden. Der Prozess vor dem Arbeitsgericht Herne endete im Februar 2019 mit einem Vergleich. Und so bleibt es dabei, dass Aussage gegen Aussage steht. Denn der Kreis Recklinghausen beharrt darauf, dass die fristlose Kündigung ausgesprochen wurde, weil die Diplom-Ingenieurin unter anderem „wahrheitswidrige Behauptungen“ aufgestellt habe, wie die Rechtsanwältin des Kreises erklärte. Die Brückenprüferin, die für die Schließung der Lippe-Brücke in Datteln-Ahsen verantwortlich zeichnet, hatte dem Kreis Datenmanipulation und Vertuschung vorgeworfen. Der Anwalt der Klägerin erklärte, dass seiner Mandantin immer mehr Kompetenzen entzogen worden seien.
Keine Schäden an Brücken festgestellt
Im Auftrag des Kreises Recklinghausen hat die „Lippe Wassertechnik“ die Hauptprüfungen der ersten zehn Brückenbauwerke im Kreisgebiet im Mai 2019 abgeschlossen, darunter in Dorsten die Brücke an der Kreisstraße 6 (Marler Damm/Frankenstraße). Es wurden keine akuten Gefahrenstellen, die die Stand- beziehungsweise Verkehrssicherheit beeinträchtigen, festgestellt.

Hervester Kreisbrücke über die Lippe für Laster gesperrt
Problembrücke in Hervest: Millionenteure Zwischenlösung, dann Neubau
Viele Brücken in und um Dorsten sind in die Jahre gekommen. Nicht immer wurde rechtzeitig repariert. Das gilt auch für die fast 94 Jahre alte Dorstener Lippebrücke an der Buerer Straße (K 32) zwischen Dorf Hervest und Marl. Bevor sie in drei bis fünf Jahren für 15 Millionen Euro neu gebaut wird, soll die marode Lippebrücke übergangsweise mit einer „Behelfsbrücke aus einem Stück“ umgerüstet werden. Die Kosten liegen im einstelligen Millionen-Bereich Zuletzt gab es Ende Juli 2021 eine Prüfung, deren Hauptaussage lautet: „Der Zustand hat sich weiter verschlechtert, die Korrosion der Kragarme ist weiter vorangeschritten.“ Daher wurde die Lippebrücke ab der 3. Septemberwoche 2021 nicht nur für Lastwagen, sondern auch für Busse und Landwirtschaftsfahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Bis zum Bau der Übergangslösung sorgt eine einspurige halbseitige Verkehrsführung mit Ampelschaltung für Entlastung. Die K 32 führt mitten durch den Industriepark Dorsten/Marl, sie wird auch von Berufspendlern von und zum Chemiepark Marl benutzt. Weil sie schwerwiegende Mängel aufweist, marode ist, kann sie nur einspurig befahren werden.
Lippebrücke in Hervest wird ab Sommer 2023 für fünf Monate gesperrt
Die Lippebrücke in Dorsten soll ersetzt werden. Damit die Arbeiten planmäßig durchgeführt werden können, müssen im künftigen Baufeld beiderseits des Flusses und östlich der Straße Bäume und andere Gehölze zurückgeschnitten und teilweise entfernt werden, bevor die Artenschutzzeit beginnt. Die Arbeiten dauerten nur wenige Tage Ende Februar 2023. Die Lippebrücke Hervest liegt in einem besonders schützenswerten Gebiet. Deshalb gelten für die Arbeiten zur Herstellung der Behelfsbrücke und den Bau der künftigen Brücke auch besonders hohe Anforderungen, um Pflanzen und Tiere möglichst wenig zu beeinträchtigen. Das Baufeld, auf dem Zufahrten und Bewegungsbereiche für die Baufahrzeuge eingerichtet, Materialien abgelagert, Kräne abgestellt, aber auch der Aushub der neuen Überbauteile aufgehäuft werden, ist nördlich der Lippe 3800 Quadratmeter groß, südlich der Lippe 1500 Quadratmeter, darin enthalten sind 1500 Quadratmeter Waldfläche. Auf Anfrage der Dorstener Zeitung erklärte die Kreis-Pressestelle, dass nach aktuellem Stand 43 Bäume gefällt werden müssten, die meisten davon auf der Südseite im Forstgebiet direkt an der Straße. Die marode Brücke ist vor allem wegen Korrosions-, Lager- und Trägerschäden aus Sicherheitsgründen seit ein paar Jahren nur noch halbseitig befahrbar und für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ganz gesperrt. Die Schäden sind so groß, dass bis zum geplanten Neubau eine Interimslösung gefunden werden musste. Für diese Zwischenlösung wird der Überbau angenommen und durch ein Modularsystem ersetzt.
Laut Pressestelle des Kreises sollen diese Bauarbeiten Mitte des Jahres 2023 beginnen. Das bedeutet für Auto- und Radfahrer: Die Lippebrücke wird für ungefähr fünf Monate für den Verkehr gesperrt. Im Herbst soll dann die Behelfsbrücke eingeschoben werden. Die Baukosten für die Interimsbrücke betragen rund zwei Millionen Euro, davon 500.000 Euro für die Mietkosten der Modularteile für drei Jahre. Die Verkehrsführung soll auch beim Interimsbauwerk einspurig sein und durch eine Ampel geregelt werden.
700.00 Euro vom Land für Brückensanierungen in Dorsten 2022/24
Die Hochstadenbrücke über den Kanal zwischen Innenstadt und Maria Lindenhof ist wegen der Sanierungsarbeiten bereits seit Monaten gesperrt und wird wohl erst im Frühsommer 2022 wieder eröffnet. Auf die Dorstener Fußgänger und Radfahrer kommt noch die Sanierung der Hohenkampbrücke über die Lippe zu, sobald die derzeitigen Arbeiten abgeschlossen sind. Sie muss laut Stadt „grundhaft erneuert“ werden. Jetzt hat die Stadt aus dem Landes-Förderprogramm „Nahmobilität“ einen Zuschuss in Höhe von 167.000 Euro für die Sanierung der 100 Meter langen Brücke aus dem Jahr 1974 bekommen. Neben der ehemaligen Zechenbahnbrücke ist sie wichtigste Brücke in der Nord-Süd-Achse des Radverkehrs in Dorsten Zudem wird der Bürgerpark Maria Lindenhof und das Freizeitbad Atlantis über diese Radwegebrücke erschlossen, die auch eine Hauptachse für den Schülerverkehr zu den Gymnasien und der Neuen Schule und für regionale touristische tische ist.
Das NRW-Verkehrsministerium hat im März 2022 den ersten Teil des „Förderprogramms Nahmobilität 2022“, mit dem der Rad- und Fußgängerverkehr verbessert werden soll, veröffentlicht. Dorsten profitiert mit zwei weiteren Bauprojekten davon. Die Stadt Dorsten erhält fast 700.000 Euro. Dieses Geld fließt neben der Hohenkampbrücke (Foto Bludau) zum einen in die Straße „Am Holzplatz“ in Hervest (300.300 Euro). Der Fahrbahnzustand ist dort schon seit Langem desolat, das Wasser-Kanalsystem muss saniert werden. Und dabei wird es eine Premiere geben: Denn erstmals werden dann Radfahrer Vorrang auf einer Straße in Dorsten haben: Die 200 Meter lange Fahrbahn wird zur „Fahrradstraße“ ausgebaut. Zum anderen fließt Fördergeld in die Sanierung zweier Geh- und Radwegebrücken im Stadtteil Wulfen-Barkenberg (218.100 Euro). Die 1972 und 1974 erbauten Überführen am Wittenberger Damm (VEW Station/ Robinsonplatz“ und Handwerkshof).benötigen dringend einen neuen Asphaltbelag und die darunterliegende Abdichtung muss repariert werden.
Baubeginn der Kanalbrücke in Östrich vermutlich im Sommer 2023
Seit langem ist bekannt, dass die mehr als 60 Jahre alte Kanalbrücke in Östrich durch einen Neubau ersetzt werden soll, da sie völlig marode war. Doch die zuständigen Politiker und Verwaltungsleute redeten nur darüber, was den Neubau lange Zeit verzögerte und achteten kaum auf die Beschwerden der Bürger. Doch am 2. März 2023 wurde die europaweite Ausschreibung zum Ersatzbau der Brücke veröffentlicht, so die Pressesprecherin des Wasserstraßen- und Schifffahrsamtes in Duisburg: Wenn das übliche Prozedere planmäßig verläuft, könnte der Baubeginn im Sommer 2023 erfolgen. Ursprünglich sollte der Startschuss bereits 2015 fallen. Doch bislang hatte es nur Vorarbeiten gegeben: Bäume an der Uferböschung und an den Zufahrtsstraßen wurden gefällt, die Uferstraßen auf Dorstener (Brückenstraße) und auf Schermbecker Gebiet (Im Aap) wurden „fit gemacht“ für den Baustellenverkehr. Im Februar 2023 wurde eine Gasleitung im Bereich des geplanten südlichen Widerlagers des neuen Standortes ausgebaut. Die neue Kanalbrücke wird ungefähr 350 Meter östlich des jetzigen Brückenbauwerks gebaut. Die derzeitige Brücke kann noch so lange in Betrieb bleiben, bis der Verkehr auf der neuen Brücke frei gegeben wird. Anschließend wird sie abgerissen.
Statiker muss noch kommen: Kanalbrücke in Marl-Drewer weiter gesperrt
In Dorsten stauten sich Ende März/April 2023 die Kanalschiffe, denn in Marl-Drewer blieb die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal gesperrt. Wer von Marl über die Wulfener Straße nach Dorsten fahren oder den umgekehrten Weg nehmen wollte, hatte das Problem der Brückensperrung. Ein Schiff war 28. März 2023 gegen das Gerüst an der Kanal-Brücke in Marl-Drewer gefahren. Deswegen wurde der Wesel-Datteln-Kanal für Schiffe gesperrt. Auch die Schleuse in Dorsten war dicht. Daher lagen im Kanal in Dorsten mehrere Schiffe vor Anker, die tagelang nicht weiterfahren konnten. Wie das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) gegenüber der DZ bestätigte, standen anderentags warteten bereits 40 Schiffe auf die Weiterfahrt. Es war nicht das erste Mal, dass ein Schiff gegen eine Brücke im Wesel-Dattel-Kanal gefahren ist. Im vergangenen August beschädigte ein Schiff die B 224-Brücke in Dorsten. Rund eine Woche später passierte ein Schiffsunfall an einer Brücke in Datteln. – Wie lange es dauern wird, bis die Schiffe weiterfahren können, hängt von der Freigabe ab. Wann sich der Stau vor der Schleuse dann aufgelöst haben wird, bestimmt die Länge der einzelnen Schiffe, denn so viele Schiffe durch die Schleusenkammer fahren zu lassen, dauert. Nach den ersten Untersuchungen in dieser Woche steht fest: Die Brücke muss voraussichtlich bis Ostern gesperrt bleiben, auch für Fußgänger und Radfahrer. Zwar konnte ein Gutachter für die Brücke selbst Entwarnung geben, allerdings ist das Baugerüst stark beschädigt worden. Wer den Wesel-Datteln-Kanal überqueren möchte, kann alternativ die Kanalbrücken Lippramsdorfer Straße in Marl-Sickingmühle oder Hervester Straße in Dorsten nutzen.
Mehrfach wurde bereits festgestellt, dass Brücken hier – anders als in den Niederlanden – sehr niedrig sind. Dazu das WSA: Am Wesel-Datteln-Kanal betrage die Durchfahrtshöhe unter Brücken 4,50 Meter. Die Brücken seien in den meisten Fällen höher als 4,50 Meter, die regelmäßig gemessenen Werte werden den Schifffahrtstreibenden bekannt gegeben. Langfristig strebe das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt eine Höhe von 5,25 Meter an
Siehe auch: Brücken im Kreis, Neubau
Siehe auch: Brücken (Artikelübersicht)
Quellen: DZ vom 22. Dez. 2018 und 6. Febr. 2019. – DZ vom 22. März 2022. – MK in DZ vom 4. März 2023. – Katharina Göke in DZ vom 31. März 2023.