Dampfbahn, Eisenbahn, „Reichsbahn“, „Bundebahn“, „Deutschen Bahn“
Von insgesamt 5699 Bahnhöfen – darunter …. Bahnhofsgebäude in Dorsten – weisen auf ein Verkehrsmittel hin, dessen Geschichte im Jahr 1804 begann, als Richard Trevithick die erste Dampflokomotive in Betrieb nahm. Die erste öffentliche Eisenbahn war die 1825 eröffnete „Stockton and Darlington Railway“ in England, die neben Gütern zum ersten Mal auch Personen beförderte. In Deutschland begann die Geschichte 1835 mit der ersten sechs Kilometer langen Eisenbahnfahrt zwischen Nürnberg und Fürth. Das ausführende Unternehmen hieß „Gesellschaft für die Errichtung einer Eisenbahn mit Dampffahrt zwischen Nürnberg und Fürth“, aus dem sich historisch die heutige staatliche „Deutsche Bahn AG“ entwickelte. In den Jahren dazwischen entwickelte sich die Eisenbahn als Verkehrsmittel-Organisation auf Schienennetzen unter den Namen „Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen“ (1847), im Rheinland „Rheinische Eisenbahngesellschaft“ (1886), in der Weimarer Republik 1920 unter „Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft“ als erstes nationales Eisenbahn-Unternehmen, ein Zusammenschluss von acht Staatseisenbahnen. Dies wurde 1937 von der nationalsozialistischen Regierung aufgelöst und als „Deutsche Reichsbahn“ neu gegründet. Durch die Teilung Deutschlands 1945 hieß das Unternehmen in der DDR weiterhin „Staatbetrieb Reichsbahn“, in der Bundesrepublik ab 1949 „Bundebahn“. Bei der Wiedervereinigung mit der DDR 1990 wurde von der Bundesregierung die „Reichsbahn“ der „Deutschen Bundesbahn“ eingeordnet, dennoch beide Vermögen getrennt verwaltet. 1994 wurde aus der „Deutschen Bundesbahn“ die „Deutsche Bahn AG“ gegründet, wie das bundeseigene Staatsunternehmen heute noch heißt.
Kritik wegen Unpünktlichkeit und mangelnder Zuverlässigkeit
2022 hatte die Deutsche Bahn mit ihren bundeweit 324.136 Mitarbeitern und ihrem 33.469 unternehmenseigenes Schienennetz 3751 Milliarden Personen befördert, was der Bahn einen Konzernumsatz von 76.303 Milliarden Euro einbrachte, wobei auch der Staat mithalf. Denn ihm gehört die Deutsche Bahn. Was die Zahlen aussagen, scheint wohl jeder Bürger schon mal oder öfter Bahn gefahren zu sein oder regelmäßig zu fahren. Das bedeutet auch, dass die Fahrgäste die vermehrte Unpünktlichkeit und mangelnde Zuverlässigkeit dieses Verkehrsmittels erfahren haben und erfahren. Im Jahr 2022 war die Deutsche Bahn nur zu 65,2 Prozent pünktlich, 13 Jahre vorher waren es noch 81,2 Prozent. Zu solchen Mängeln führten und führen Schienenstau, Renditebestrebungen und Sparmaßnahmen, die – abgesehen von den gewesenen Datenaffären – aus dem Privatisierungskonflikten zwischen Konzernstrategie und Gemeinwohl zustande kamen und kommen. Immer wieder macht die Deutsche Bahn in den Medien neben guten auch weniger gute Schlagzeilen. Zum Thema Pünktlichkeit der Bahn erinnert sich der heutige Dorstener Wolf Stegemann an seine Kinderzeit in Rothenburg ob der Tauber. „Pünktlichkeit lernte ich von der Eisenbahn. Denn meine Mutter, die mit mir schon Anfang 1950 einmal in der Woche eine befreundete Familie außerhalb der Stadt besuchte, musste mit der Eisenbahn dorthin fahren. Zum Bahnhof mussten wir laufen. Da ich mir dazu immer viel Zeit ließ und hinter meiner Mutter trödelte, weil ich mal nicht mitfahren oder mal was anders machen wollte, ist mir bis heute der befehlende Satz meiner Mutter im Ohr: ,Nun komm schon, mach schnell, der Zug fährt pünktlich ab!‘ So lernte ich von meiner Mutter die Pünktlichkeit!“
„Agenda für eine bessere Bahn“
Aufgrund der anhaltend schlechten Pünktlichkeit im Fernverkehr sowie Wartungsmängeln und einer negativen Entwicklung im Schienengüterverkehr der DB verlangten Aufsichtsrat und Politik auf Drängen der Öffentlichkeit hin ein Konzept des Bahnvorstandes, welches kurz- und mittelfristig für Verbesserungen sorgen soll. Bahnchef Richard Lutz und die anderen Mitglieder des DB-Vorstandes haben daraufhin in einer Sitzung mit dem damaligen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur am 17. Januar 2019 einen „Fünf-Punkte-Plan“ vorgestellt. Dieser sollte noch im selben Jahr durchgeführt werden und sah unter anderem eine Steigerung der Pünktlichkeit im Fernverkehr, eine Stärkung des Schienengüterverkehrs sowie durch die Bundesregierung geförderte Investitionen in die Infrastruktur in Höhe von 11 Milliarden Euro vor.
Deutsche Bahn trennte sich für 1,6 Milliarden Euro vom Konzern Arriva
Die Deutsche Bahn trennte sich 2023 von ihrer Auslandstochter Arriva. Arriva betreibt Busse und Züge in Großbritannien und zehn weiteren europäischen Märkten. Zum Unternehmen gehören etwa manche der roten Doppelstockbusse in London. Dazu gehörten aber auch besagte Sprachschulen, Autohäuser und Busunternehmen in anderen Ländern. Angesichts der hohen Unpünktlichkeit fordern Kritiker schon seit Jahren mehr Fokus auf das deutsche Kerngeschäft. Doch der Konzern war und ist weltweit tätig: Eine Sprachschule in Dänemark, ein Autohaus in Slowenien, ein Busunternehmen in Budapest – für Spötter der umfangreichen Auslandsgeschäfte der Bahn hatte diese stets plakative Beispiele parat. Kritiker fragen schon lange, warum Geld für solche Aktivitäten weit abseits des Kerngeschäfts vorhanden ist, während sich Fahrgäste an deutschen Bahnhöfen immer öfter über verspätete Züge ärgern müssen. Mit ihrem nun beschlossenen Verkauf der Auslandstochter Arriva nimmt die Bahn dieser Kritik etwas Wind aus den Segeln. Ein Ende der Aktivitäten außerhalb Deutschlands bedeutet der Schritt aber nicht. „Das strategische Ziel der Deutschen Bahn ist es, Rekordinvestitionen in den umweltfreundlichen Schienenverkehr im deutschen Kerngeschäft zu tätigen“, teilte der Finanzvorstand im Oktober 2023 mit. „Somit steht der unterzeichnete Kaufvertrag im Sinne der starken Schiene.“ Medienberichten zufolge erhielt die Deutsche Bahn 1,6 Milliarden Euro dafür, dass sie sich von diesen Firmen trennt. Käufer von Arriva ist der auf Infrastrukturprojekte spezialisierte Finanzinvestor „I Squared Capital“. Offizielle Angaben zum Preis gab es nicht. Noch im Jahr 2010 hatte die Bahn für Arriva (inklusive Schulden) rund 2,7 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Mit Arriva trennte sich die Bahn indes auch von Verbindlichkeiten von rund einer Milliarde Euro sowie von hohen anstehenden Investitionen in die Unternehmensflotte.
Warnstreik bei der Bahn auf elf Linien in NRW
Ein Aufruf der Bahngewerkschaft GD zu einem zwölfstündigen Warnstreik am 21. Oktober 2023 trad in Nordrhein-Westfalen elf Zuglinien des Bahnkonzerns Transdev. Der Warnstreik fand von 2.30 Uhr am frühen Morgen bis 14.30 statt. Betroffen waren vier Linien der NordWestBahn mit Schwerpunkt Paderborn und Bielefeld (RB 74, 75, 84, 85), vier Linien der Rhein-Ruhrbahn am Niederrhein und von Essen nach Coesfeld (RE 10, 14, RB 31, RE 44), die Regionalbahn Köln-Mainz RB 26 sowie die S-Bahn-Verbindungen Minden-Haste und Paderborn-Hannover-Flughafen. – Die Streiks wurden eingestellt, da sich die Gewerkschaft udn die Bahn-Direktion geeinigt hatten.
Bremst die Maut die Bahn aus? Rufe nach Neuregelung der Trassenpreise
Wird Bahnfahren im Regio-Verkehr ab 2026 deutlich teurer? Diese Sorge wächst, seitdem die Bahntochter InfraGo am 19. August 2024 angekündigt hatte, die Trassenpreise 2026 deutlich zu erhöhen – und ebenso wächst der Druck auf den Verkehrsminister, die Finanzierung des Schienennetzes grundsätzlich neu zu regeln. Trassenpreise sind eine Art Schienenmaut und müssen von allen Unternehmen, die die Schienen nutzen, gezahlt werden – auch von den Unternehmen der Deutschen Bahn selbst. Schon für 2025 steht eine Erhöhung an, sie betrifft jedoch vor allem die Bereiche Fern- und Güterverkehr. Für 2026 muss, Stand Mitte 2024, dann vor allem der Personennahverkehr mit Erhöhungen rechnen: Gut 23 Prozent mehr wird die gemeinwohlorientierte InfraGo dann für die Schienennutzung aufrufen, wenn die Bundes-Netz-Agentur als zuständige Behörde dies genehmigt hat. Derzeit darf im Nahverkehr die jährliche Erhöhung nicht mehr als 1,8 Prozent betragen. Allerdings hat die Bahn diese Deckelung gerichtlich angefochten, da sie den Fern- und Güterverkehr dadurch dauerhaft benachteiligt sieht, und geht davon aus, dass sie für 2026 gekippt wird. Kein Wunder also, dass der Druck auf Verkehrsminister Wissing (FDP) nicht nur aus der Bahnbranche, sondern auch aus der Politik wächst, die Trassenfinanzierung neu zu regeln. Derweil ist man im Ministerium um Beruhigung bemüht. Für 2025 sei eine Fortsetzung der Trassenpreisförderung gesichert, heißt es. Einen konkreten Fahrplan, um die Schieneninfrastruktur gemeinsam mit der Branche und den Bundesländern zukunftssicher zu machen, werde es „zeitnah“ geben.
Bahnkunden müssen das Haushaltschaos der Bundesregierung ausbaden
Die Deutsche Bahn ist eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, dessen Service immer schlechter, der dafür erhobene Preis aber immer höher wird. Das hat Folgen. Es ist ja nicht so, dass Bahnkundinnen und -kunden verwöhnt wären. Deutliche Verspätungen, ausfallende Züge und nicht funktionierende Klimaanlagen gehören längst zum Alltag im Bahnverkehr dazu. Die Fahrpläne werden nicht mal mehr berechnet, sondern geschätzt. Dafür zahlen die Passagiere eine Menge Geld. Mitte 2024 stand im Raum, dass die Beförderungspreise erneut steigen. Der Grund: Weil die Bundesregierung die Direktzuschüsse an die Bahn senkt und im Gegenzug das Eigenkapital erhöht, muss die Infrastrukturtochter des Staatskonzerns künftig eine höhere Rendite an den Bund bezahlen. Zur Finanzierung muss sie die Trassenpreise anheben. Diese wiederum müssen die Eisenbahnunternehmen zahlen und ihrerseits mit höheren Ticketpreisen gegenfinanzieren. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will zwar mit Zinsvorteilen an anderer Stelle gegensteuern. Ob diese ausreichen werden, ist allerdings unklar. Die Bahnkunden müssen das Haushaltschaos der Ampel ausbaden.
Früher oder später wird der Zustand der Bahn die Menschen nicht vom Umsteigen auf Züge, sondern vom Umsteigen aufs Auto überzeugen. Das Image der Bahn als klimafreundliches Verkehrsmittel hat gewaltigen Schaden genommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die notwendige Verkehrswende Schaden nimmt. Die Bundesregierung hat den Anspruch, beim klimaneutralen Umbau der Infrastruktur voranzugehen. Sie zeigt aber immer wieder, dass sie das nicht ernst meint.
Ende des gedruckten Plans – Ankunftspläne nur noch digital
Die Deutsche Bahn (DB) schaffte die gedruckten weißen Ankunftspläne, die in den Bahnhöfen in Vitrinen hängen, ab. Dies geschah mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024. Die gelbe Seite mit den Abfahrtszeiten soll vorerst noch bestehen bleiben. Durch die vielen Baustellen sei der gedruckte Aushang meist überholt, heißt es von der Bahntochter „DB InfraGo“. Daher gibt es jetzt nur noch die digitale Variante. Über die „Live-Ankunftstafel“ auf bahnhof.de sollen Fahrgäste und Menschen, die eine Person abholen wollen, zuverlässigere Informationen erhalten. Wer künftig nach dem Ankunftsplan sucht, findet in den Fahrplanvitrinen vorerst einen QR-Code, der zur Live-Ankunftstafel im Internet führt. Weiterhin lassen sich die aktuellen Ankünfte sowie die Gleisnummer auch über die App „DB Navigator“ abrufen (RND).
Bei Infrastruktur Wendepunkt – Milliardeninvestition im Jahr 2024
Die Deutsche Bahn (DB) hat 2024 knapp 17 Milliarden Euro in Schienen, Bahnhöfe und andere Teile der Infrastruktur investiert – und damit nach eigenen Angaben einen Meilenstein erreicht. „In dieser Größenordnung ist seit vielen Jahren nicht ins Schienennetz investiert worden“, sagte der Chef der Bahn-Infrastrukturgesellschaft InfraGo, Philipp Nagl. „Das ist einfach der Wendepunkt, den es braucht.“ Erstmals steige der seit Jahren wachsende Investitionsrückstau nicht weiter an. „Wir werden den Wendepunkt erreichen, nämlich, dass wir die Infrastruktur nicht weiter überaltern lassen.“ Zugleich machte Nagl deutlich, dass die bundeseigene DB für eine Trendwende in den kommenden Jahren ähnlich viel Geld für eine bessere Infrastruktur brauche. „Wenn wir jetzt die nächsten zwei, drei Jahre auf diesem Niveau weiter investieren, dann wird man im ganzen Netz in der Breite spüren, dass die Störanfälligkeit der Infrastruktur sinkt und die Qualität des Zugverkehrs zunimmt.“ dpa
- Deutschlands schnellste „Kinderzimmer“: Im Jahr 2023 sind so viele Kinder kostenlos mit der Deutschen Bahn gefahren wie noch nie. Nach Angaben des Unternehmens waren über neun Millionen kleine Fahrgäste bis zum Alter von 14 Jahren an Bord der ICE- und IC-Züge, rund 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Kinder bis einschließlich fünf Jahren reisen generell kostenlos. Zwischen sechs und 14 Jahren zahlen Kinder nichts, wenn sie gemeinsam mit einer Begleitperson reisen. Lange Zeit war das auf die Begleitung von Eltern und Großeltern beschränkt. Seit 2021 können Kinder auch von anderen Menschen begleitet werden, wenn diese mindestens 15 Jahre alt sind und wenn die Kinder auf der Fahrkarte vermerkt werden.
Siehe auch: Bahnhöfe (Artikelübersicht)
Siehe auch: Hafenbahn
Siehe auch: Eisenbahnlinien
Quellen: RN vom 20. Okt. 2023. – dpa-Meldung Okt. 2023, Jan. 2025. – Wikipedia (Aufruf 2023). – Andrea Barthélémy in RN vom 23. August 2024. – Alisha Mendgen in RN (DZ) vom 23. August 2024.