Struff, Richard

Späte Ernennung zum Senatspräsidenten am OLG Hamm

1886 in Dorsten bis 1958 in Münster; Jurist und Senatspräsident. – Er war eines der sieben Kinder des Apothekers Hubert Struff (geb. 1853 in Mersch, getauft in St. Agatha, Dorsten, bis 1896) und dessen Ehefrau und Fabrikantentochter aus Hervest, Bernardine Evelt (1856 bis 1920). Während seine vier Brüder Apotheker bzw. Zahnärzte wurden, schlug Richard Struff die Juristen-Laufbahn ein und war ab dem Jahr 1908 im Justizdienst tätig.

Abitur in Dorsten, Jura-Studium in Freiburg, München und Münster

Richard Struff (....)

Richard Struff (l.) mit Christian und Julius

Richard Struff machte 1905 am Gymnasium Petrinum das Abitur, studierte in Freiburg (1905), in München (bis 1906) und Münster (bis 1908), legte in Hamm das Referentarexamen und 1912 in Berlin das Assessorenexamen ab. Im Ersten Weltkrieg war er Oberleutnant der Reserve und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. (1914) und I. Klasse (1917) sowie dem Hamburger Hanseatenkreuz (1916) ausgezeichnet. Nach dem Krieg wohnte Richard Struff laut Adressbüchern der Stadt Bochum 1924 bis 1926 in Bochum und war dort Landgerichtsrat. Er gehörte dem Zentrum und 1926/27 der Bochumer Stadtverordnetenversammlung an. 1928/29 ist er im Bochumer Adressbuch nicht mehr erwähnt. Verheiratet war er seit 1922 mit Maria Harpen, Tochter eines Gutsbesitzers in Bochum-Hofstede. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Richard Heinrich (1935), Rita (1937), Maria (1938), alle in Bochum geboren, sowie Christa (1939), geboren in Hamm, die einen britischen Hotelier heiratete und nach London verzog. Ab 1934 wurde der Landgerichtsrat Struff wegen seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus in der Beförderungsliste der Richter nicht mehr geführt, wofür er 1952 vom Land NRW eine rückwirkende Höherstufung seiner Dienstbezüge als Entschädigung erhielt. Richard Struff war nicht Mitglied der NSDAP, wohl aber seit 1933 im Nationalsozialistischen Richterbund (NSRB).

Der Entnazifizierungsausschuss Hamm stufte ihn am 5. September 1949 in die Kategorie V (entlastet) ein. Am 20. November 1951 wurde Richard Struff von Justizminister NRW mit 65 Jahren zum Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts Hamm ernannt:

„Struff ist ein tüchtiger, erfahrener Richter, der bereits 1932 die Qualität zum SenPräs. bekommen hat, dessen Beförderung jedoch in der Zeit zwischen 1933 und 1945 aus politischen Gründen unterblieben ist.“

Berufung zum Senatspräsidenten im Rentenalter

Zur gleichen Zeit wurde ein weiterer Jurist, der noch älter war als Struff, ebenfalls zum Senatspräsidenten des OLG Hamm ernannt. Diese Berufungen im Rentenalter zeigen, dass es nach der nationalsozialistischen Zeit wenig Richter gegeben hat, die unbelastet geblieben waren, um in der Demokratie zu bestehen. Allerdings setzten sich die Justizminister in den nachfolgenden Jahren bei der Wiedereinstellung in den Justizdienst und der Beförderung über den Aspekt nationalsozialistischer Belastung hinweg. – Der Zweig dieser Familie Struff stammte aus Mersch im Kreis Jülich. Sie waren dort Gast- und Landwirte (belegt ab 1719).


Quellen:
„Deutsches Geschlechterbuch“, Bd. 181, 5. Westfalen-Band, Verlag Starke, Limburg an der Lahn 1979. – Landesarchiv Düsseldorf: Personalakte NW Pe Nr. 3377, Entnazifizierungsakte NW 1101-BG 40 Nr. 58, Personalvorgang Kabinett NW 30, Nr. 258, Stellenbesetzungsakte aus dem Justizministerium NW 167, Nr 168.

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