Windkraft-Anlagen I

Lembecker Gesellschaft produziert Strom für 1.800 Haushalte

Bernhard Dahlhaus und Heinz Thier gründeten Mitte des Jahres 2000 in Lembeck zusammen mit anderen die „Windenergie Lehmberg GmbH & Co KG“, eine Gesellschaft, die anfangs drei Windkrafträder Betrieb und zehn Jahre später fünf betreibt. 30 Gesellschafter (Stand 2012) stehen finanziell hinter dem Unternehmen, denn die Investitionskosten waren beträchtlich. Es sind Freunde der Gründer, Nachbarn und Familienangehörige, die Geld und Flächen in den Pool einbrachten. Die Gesellschaft hätte 14 Windräder errichten können, doch letztlich entschieden sie sich für drei große. Jeder Mast ist 100 Meter hoch, der Rotor-Durchmesser beträgt 77 Meter und die Windräder erbringen je 1,5 Megawatt Leistung. Lärm und Schattenwurf bleiben weit unter den Richtlinien, denn die Betreiber wollen keinen Ärger mit Nachbarn in Wessendorf haben.

Viertes Windrad im Emmelkamp, fünftes in Haltern

Anders als beim immer noch hoch subventionierten Sonnenstrom aus Photovoltaik muss der Windstrom nicht von allen Bürgern über die Stromrechnung mitbezahlt werden. Nur neun Cent pro Kilowattstunde (kW/h) zahlt Versorger RWE den Lembeckern. Deutlich weniger, als Strom für Verbraucher kostet. Dennoch lohnt sich das Geschäft mit den Windrädern: Bestellt haben die Betreiber sie zu DM-Preisen, bezahlt haben sie sich in Euro (5,4 Millionen). Im Jahr produzieren die drei Windmühlen 9,5 Millionen kW/h Strom, was 1,2 Millionen Euro Umsatz bedeutet. Mittlerweile zahlt das Lembecker Unternehmen an die Stadtkasse einen fünfstelligen Gewerbesteuer-Betrag. Der erzeugte Strom reicht aus, um alle 1.800 privaten Haushalte in Lembeck zu versorgen. 2005 haben die Gesellschafter für 2,4 Millionen Euro ein viertes Windrad im Emmelkamp in Holsterhausen gebaut, das pro Jahr weitere 3,5 Millionen kW/h Strom produziert. Und 2009 haben sie gemeinsam mit einem Halterner Landwirt ein fünftes errichtet.

Größte Dorstener Windkraftanlage zwischen Östrich und Gahlen geplant

Die größte Dorstener Windkraftanlage soll ab 2014 an der Gemeindegrenze zu Schermbeck zwischen Östrich und Gahlen errichtet werden. Die geplanten Ausmaße der Windmühle sind beeindruckend: An der Nabe in 108 Metern Höhe dreht sich am Turm aus Beton ein Rotor mit einem Durchmesser von 81 Metern. Die 2,3-Megawattanlage soll pro Jahr bis zu 5 Millionen Kilowatt-Stunden Strom produzieren, was dem Verbrauch von 1.000 bis 1.200 Haushalten entspricht. An diesem Windkraft-Projekt können sich Bürger und bereits bestehende Energiegenossenschaften finanziell beteiligen.

Acht potentielle Dorstener Baugebiete für Windräder in der Diskussion

Grundlage für die Ausweisung weiterer Windkraftkonzentrationszonen ist der Erlass der NRW-Landesregierung von 2011. Das Land erklärt darin die Absicht, Vorreiter beim Klimaschutz werden zu wollen. Bis zum Jahr 2020 soll der CO2-Ausstoß um 25 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent reduziert werden. Mit der geplante Änderung des Dorster Flächennutzungsplans will die Stadt 200,22 ha für Wundkraftanlagen ausweisen. Das ist eine Fläche , die so groß ist wie Monaco. Dafür sind acht Schwerpunktgebiete in Dorsten geplant: Lembeck-Wessendorf (45,8 ha), Lembeck-Wessendorf Elven-Süd (31,03 ha), Gälkenheide südlich Muna (22,29 ha), Wulfen südlich Kläranlage (34,95 ha), Holsterhausen Emmelkämper Brauck (11,13 ha), Lembeck-Wessendorf-Mühlenberg (13,58 ha), Rombrock (19,32 ha), Lange Heide 21,14 ha). Zuspruch aus der Bevölkerung ist nicht unbedingt überall gegeben, wie die Diskussionen über die gigantische Anlage im Emmelkamp zeigten. Bis zu 200 Meter sind die Windrad-Masten hoch. Im Zuge der Bürgerbeteiligung wurden 182 Stellungnahmen abgegeben, davon 142 von Privatleuten. Im vorgesehenen Gebiet an der Gälkenheide zeichnete sich zwischen den Plänen der Stadt, den Investoren und Anliegern ein Interessenkonflikt ab. Anwohner des Riedwegs sprachen sich gegen drei Windrad-Anlagen in ihrer Nähe aus. Auch die Muna in Wulfen hatte Einwände, weil Windräder die Schutzzone des Bundeswehrareals verletzten. Das Verfahren geht weiter. – Mit den meisten künftigen Betreibern von Windkraft-Anlagen in Dorsten und den Grundstückseigentümern hat die Stadt mit Stand vom Februar 2016 im Wesentlichen Eingkeit erzielt. Im Flächennutzungsplan sind neue Windktaftzonen ausgewiesen. Inzwischen schrieb die Landesregierung ihren Landesentwicklungsplan (LEP) fort. Der Entwurfe könnte den Windkraftgegnern Argumnente liefern, wie sie den Bau von Windrädern verhindert könnten, schreibt die Dorstener Zeitung. Vorgaben der Städte sind in dem neuen LEP nicht mehr bindend. Örtliche Bürgerinitiativen könnten nun erfolgreicher auf  Einhaltung des Schutzabstandes bestehen (Stand April 2016).

Bis 2026 werden in Dorsten 19 geplante Windräder errichtet

Nach vielen Jahren der Planung soll mit dem Bau neuer Windenergieanlagen begonnen werden. Es sind vor allem Bürgerwindprojekte im Norden der Stadt. Im Sommer 2022 hatte die „Bürgerwind A31 Hohe Mark“ Wessendorf bereits drei Windräder im Dorstener Norden an der Grenze zu Heiden in Betrieb genommen. Am Lembecker Torfvenn sollen 2023 zwei weitere Windenergieanlagen entstehen. Dabei wird die 22 Jahre alte Windenergieanlage (WEA) der „Thiejr windEnergie“ abgebaut. Bauherr der neuen WEA ist die 2015 gegründete „Windenergieentwicklingsgesellschaft“, aus de sich die „Bürgerwind Torfvenn GmbH & Co. KG“ entwickelte. Mit 1840 Tonnen Beton und 140 Tonnen Bewehrungseisen wurde im Februar 2023 im Torfvenn das Fundament für zwei neue Windräder gebaut.Die Gesellschaft hat maßgeblich das Projekt vorfinanziert und das planerische Risiko getragen. Fachlich wird das Windenergieprojekt durch die BB-Wind Projektberatungsgesellschaft aus Münster unterstützt.
Die „Windenergie Lehmberg“ will im nächsten Jahr drei 20 Jahre alte Anlagen abbauen und durch eine neue Windenergieanlage ersetzen. Ein weiteres neues Windrad soll 2024 am benachbarten Mühlenberg errichtet werden. In Wulfen wird die „Windenergie Große Heide“ im Gebiet Kusenhorst ebenfalls 2024 vier Windenergieanlagen bauen. Die Genehmigungen lagen 2022 bereits vor. In Lembeck wurden 2022 für folgende Projekte Bauvoranfragen genehmigt: ein Windrad für die „Windenergie Rombrook“ (Lasthausen), fünf für „Bürgerwind Lembecker Elven“ (Wessendorf), eins für „Windenergie Hilgenböcken“ (Strock) und eine für die „Windenergie Dahlbrei“ (Specking). Der Bau dieser insgesamt acht Anlagen wird voraussichtlich in 2025/2026 erfolgen.
Die 19 Windenergieanlagen mit Investitionskosten von etwa 160 Millionen Euro erzeugen im Jahr 300 Millionen Kilowattstunden Strom, der über Umspannwerke am Rüther Weg, Wessendorf und in der Kusenhorst in das Stromnetz der Westnetz eingespeist wird. Mit einem Drittel der 300 Millionen Kilowattstunden kann man den Jahres-Stromverbrauch der 75.000 Dorstener Bürger decken, mit einem weiteren Drittel rund 30.000 E-Autos ein ganzes Jahr fahren lassen und mit dem dritten Drittel 15.000 Einfamilienhäuser mit Wärmepumpen beheizen.

Große Akzeptanz in der Nachbarschaft

Alle Bürgerwindprojekte werden von den Nachbarschaften akzeptiert und alle Initiatoren stammen aus der Region. Eine umfassende Bürgerbeteiligung an den Windenergieanlagen ist über eine noch zu gründende Bürger-Energiegenossenschaft geplant (Stand Dezember 2022). An dieser Genossenschaft können sich Bürger aus Lembeck und Umgebung beteiligen. Die Stiftung soll Vereine und gemeinnützige Zwecke durch Zuwendungen aus den Windenergieprojekten unterstützen. Auch die Stadt Dorsten ist direkt über die finanzielle Gemeindebeteiligung mit 0,2 Cent an jeder erzeugten Kilowattstunde Strom beteiligt. Zusammen mit der Gewerbesteuer füllen die Windräder Dorstens Stadtkasse mit jährlich rund einer Million Euro.

Hervester Bürger planen Klage gegen die Stadt

Hervester Bürger in der Gälkenheide denken ernsthaft darüber nach, so schrieb die DZ am 31. Januar 2017, die Stadt Dorsten wegen weiterer geplanter Windkraftanlagen zu verklagen, um den Bau anlässlich der Änderung des Flächennutzungsplans zumindest im Marienviertel zu verhindern. In Dorstens Nachbarstadt Haltern hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen eine Klages des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) beispielsweise abgewiesen. Der BUND wollte den Bau eines Windrades aus Gründen des Artenschutzes verhindern. In Dorsten haben rund 130 Bürger, Institutionen und Unternehmen gegen den Bau einer Windkraftanlage mit einer Vielzahl von Argumenten Einspruch erhoben und Bedenken angemeldet. Weiterhin sind bei der Stadtverwaltung 77 Briefe  mit Unterschriftenlisten eingegangen, mit denen sich jetzt Verwaltung und Lokalpolitiker beschäftigen müssen (Stand 3. Februar 2017).

2017 gab es in Dorsten neun Windenergieanlagen

Mit Stand vom November 2017 gibt es in Dorsten neun Windenergieanlagen: drei in Östrich, eine im Emmelkämper Brauck, zwei in Hervest und drei in Lembeck-Wessendorf. – In Nordrhein-Westfalen drehen sich insgesamt 3447 Windräder mit einer installierten Leistung von 4906 Megawatt. Damit nahm NRW nach Niedersachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein den 4. Platz ein. Allein im ersten Halbjahr 2017 gingen in NRW 114 Windenergieanlagen in Betrieb. Schwerpunkte des Ausbaus: der Paderborner Raum und das Münsterland. Eine einzige Windenergieanlage neuester Bauart könne je nach Standort 2000 bis 3500 Haushalte mit Strom versorgen, so die NRW-Landesgruppe des Bundesverbandes Energie und Wasserwirtschaft. Bundesweit betrug 2016 die durchschnittliche Anlagenhöhe der Neuanlagen 182 Meter. In NRW hatten sie in der ersten Jahreshälfte eine Nabenhöhe von 126 Metern und einen Rotordurchmesser von 111 Metern.

58 Windräder im Kreis produzieren 71.675 Kilowatt Strom

Im Kreis Recklinghausen gibt es 58 Windräder (Stand  Ende 2017), die insgesamt 71.675 Kilowatt produzieren. Im langjährigen Mittel liefern sie genug Strom für etwa 40.000 Haushalte. Im Vergleich dazu hat ein modernes  Kohlekraftwerk eine zehnfach höhere Leistung. Windräder stehen in Castrop-Rauxel 7 Windräder, Leistung: 8000 Kilowatt; Datteln 2 Windräder, 3000 KW;  Dorsten 10 Windräder, 11.800 KW; Gladbeck 11 Windräder, 13.085 KW; Haltern am See 7 Windräder, 11.950 KW; Herten 2 Windräder, 2100 KW; Marl 4 Windräder, 12.000 KW; Oer-Erkenschwick 4 Windräder; 1410 KW; Recklinghausen 6 Windräder, 4630 KW; Waltrop 5 Windräder, 3700 KW (Quelle: Energieatlas NRW 2016).

Erneuerbare Energien: Dorsten hinkt hinterher

Nur ein Bruchteil des Potenzials für Energie aus Wind und Sonne wird in Dorsten genutzt, zeigt eine Studie. Auch im Vergleich besteht Nachholbedarf. In Dorsten liegt im Bereich der erneuerbaren Energien noch viel Potenzial brach. Dies geht aus einer Datensammlung hervor, die die NRW-Landesregierung auf eine Große Anfrage der Grünen vorgelegt hat und den Ausbauzustand für alle NRW-Kommunen dokumentiert. Demnach liegt die Ausschöpfung des Potenzials bei Windkraftanlagen in Dorsten bei lediglich 4,1 Prozent. 204 Megawatt seien im Stadtgebiet installierbar. Nur 12 Megawatt Leistung waren 2018 aber tatsächlich installiert. Etwas höher fällt der Wert mit 11,2 Prozent bei Photovoltaikanlagen auf Dorstens Dächern aus. Bei Photovoltaikanlagen auf Freiflächen bleiben 99,7 Prozent des Potenzials ungenutzt.

Windkraft-Potenzial könnte noch ausgebaut werden 

Besonders beim Wind hinkt Dorsten auch seinen Nachbarstädten zum Teil deutlich hinterher. Nirgendwo in der Region wird das Windkraft-Potenzial so wenig ausgeschöpft. Gelsenkirchen (5,5 Prozent), Reken (9,8 Prozent), Raesfeld (13 Prozent) und Herten nutzen ihr Potenzial besser – Haltern (30,5 Prozent), Schermbeck (35,8 Prozent) und Heiden (48,2 Prozent) sogar deutlich besser. Spitzenreiter in der Region ist Bottrop. 87,9 des Windkraft-Potenzials werden hier ausgeschöpft – das reicht für Platz 8 im landesweiten Ranking. Von 2014 bis 2018 hat die Stadt Dorsten mit der Änderung des Flächennutzungsplanes zu den bestehenden vier Konzentrationszonen weitere geplant. Diese Planung sei jedoch von der Bezirksregierung nicht genehmigt worden, teilt die Stadt mit. Eine Überarbeitung bzw. eine Neuplanung sei bisher nicht erfolgt und auch zunächst nicht vorgesehen. Da in der Vergangenheit örtliche Grundstückseigentümer Interesse an der Errichtung von Windkraftanlagen zeigten, wurden aktuell einige Anträge auf Erteilung eines Vorbescheides bei der zuständigen Genehmigungsbehörde vorgelegt. Ob, wann und wie viele der Anträge gegebenenfalls genehmigt werden, sei momentan nicht absehbar.

Kreis genehmigte Bauvoranfragen für acht Windräder

Dorsten hat eine Menge Windkraft-Potenzial. Lediglich 4,4 Prozent des Potenzials für Windkraftanlagen auf Dorstener Stadtgebiet sind ausgeschöpft. Das möchten die „BBWind“ in Münster und „Bürgerwind Heiden“ ändern. Investoren  waren daran interessiert und hatten 2019 beim Kreis Recklinghausen Anträge zum Bau von Windkraftanlagen gestellt. , dass sich die Mühlen endlich drehen. Nach der Prüfung wurden vom Kreis acht Energieanlagen genehmigt. Zwei Genehmigungen stehen noch aus (Stand September 2020). Ziel der Investoren ist es, dass die Anlagen im Frühjahr 2022 das umfassende Genehmigungsverfahren erfolgreich durchlaufen haben. Für folgende Anlagen wurden die Bauvoranfragen genehmigt: Große Heide in Dorsten (fünf Anlagen Bürgerwind Große Heide und Elwea), Bürgerwind Torfvenn (zwei Anlagen) und Bürgerwind Rombrook (eine Anlage). Noch keine Entscheidung gefallen bei den Anlagen Dorsten-Mühlenberg und Gälkenheide.  In der Gälkenheide hat die Bundeswehr wegen der Nähe zum Munitionshauptdepot Bedenken vorgetragen. Drei Anlagen sollen an der A31 in Lembeck-Wessendorf gebaut werden. Alle geplanten Anlagen sind zwischen 229 und 240 Meter hoch und produzieren jährlich etwa 154 Millionen kWh: Mit dieser Strommenge könnten über 50.000 Elektroautos jährlich mit grünem Strom CO2-frei fahren. Dieser Berechnung liegt eine Jahresleistung pro Auto von 15.000 Kilometern zugrunde, was 20 kWh Strom auf 100 Kilometern entspricht. Damit würden 75.000 Tonnen CO2/Jahr vermieden werden.

2023: Gesellschaft möchte Windrad in Nähe zum Schloss Lembeck

Eine Gesellschaft möchte in rund 1500 Metern Entfernung zum Schloss Lembeck ein neues Windrad bauen. Der Kreis lehnte den immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid bereits im September 2022 ab. Im November 2023 entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster über den Fall. Der Kreis Recklinghausen sah vor allem zwei Punkte als ausschlaggebend: Das Windrad würde außerhalb der Windenergiekonzentrationszone entstehen und es würde die Sicht auf das denkmalgeschützte Schloss Lembeck beeinträchtigen. Gegen diese Entscheidung der Kreisverwaltung klagte die Gesellschaft vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Das Gericht hatte bei der Verhandlung am 31. Oktober 2023 beiden Punkten widersprochen. Die Klage hatte also Erfolg. Das heißt aber nicht, dass das Windrad gebaut werden kann. In der Klage forderte die Gesellschaft einen Vorbescheid, in dem zentrale Fragen zum Bau des Windrads im Vorfeld geklärt werden. Das Gericht in Münster gab der klagenden Gesellschaft recht und erteilte den Vorentscheid. Die weiteren nötigen Genehmigungen für den Bau stehen allerdings noch aus. Außerdem seien noch weitere rechtliche Schritte möglich. Das Gericht habe eine Revision nicht zugelassen. Dagegen könnte der Kreis noch eine Beschwerde einlegen.

Bürger-Windkonzept“ mit vier neuen Windrädern im Jahr 2023 in Wulfen

Erstmals stellte Landwirt Bernhard Dahlhaus auf der Stadtteilkonferenz in Wulfen Mitte März 2023 das „Bürger-Windkonzept“ südöstlich vom Alt-Wulfen vor. In 2023 sollen vier Windräder mit einer Höhe von je 240 Meter errichtet werden. Um das zu finanzieren, wird eine Genossenschaft gegründet, an der sich dann die Bürger im Umkreis von maximal 2,5 Kilometer beteiligen können. Diese Genossenschaft beinhaltet wiederum auch eine Stiftung, die bedürftige Projekte vor Ort unterstützt.

Neuer Windpark Wulfen: Erstes Windrad mit Spezialkran montiert

Innerhalb nur eines Tages im August 2023 haben es die Spezialmonteure einer polnischen Firma geschafft, alle drei Flügel des neuen Windrades im zukünftigen Windpark „Große Heide“ zu montieren, nachdem das Maschinenhaus der Windkraftanlage, in rund 150 Metern Höhe fertig war. Die drei Flügel, die jeweils eine Länge von 80 Meter haben, wurden dabei ganz langsam und nacheinander mit einem Spezialkran in die Höhe gezogen. Millimetergenau mussten sie am Maschinenhaus montiert werden. Diese erste Windkraftanlage in der Wulfener Heide entsteht zwischen dem Marler Damm und der Wulfener Kläranlage. Sie soll bis zum Herbst dieses Jahres fertig sein und dann mit einer Nennleistung von 5,5 Megawatt in Betrieb gehen.

Zur Sache: 2022 bundesweit zusätzliche Flächen für 1200 Windräder

Für die Windkraft stehen in Deutschland künftig deutlich mehr Flächen zur Verfügung. Wie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Mitte April 2022  mitteilten, gibt es eine Einigung zur besseren Vereinbarkeit von Windenergienutzung an Land mit der Funknavigation für die Luftfahrt und mit Wetterradaranlagen. Damit ist künftig ein geringerer Abstand von Windrädern zu sogenannten Drehfunkfeuern und auch zu Wetterradaren möglich. Habeck sagte, mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket ließen sich zusätzliche Potenziale im Umfang von rund fünf Gigawatt zusätzlicher Windenergieleistung erschließen. Das entspreche bei vier bis fünf Megawatt pro Neuanlage rund 1200 neuen Windenergieanlagen, was ungefähr dem Bedarf von Berlin entspreche (AFP).

NRW: Mögliche Beteiligung der Rundum-Anwohner geplant

Die schwarz-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen plant 2023/24 ein „Bürgerenergiegesetz“, das Anwohnern sowie Kommunen im Umfeld von Windrädern eine finanzielle Beteiligung ermöglicht. Wer ein Windrad neu bauen oder modernisieren will, soll dazu verpflichtet werden, eine Gesellschaft zu gründen und Anteile in Höhe von mindestens 20 Prozent an Bürger sowie Kommunen im näheren Umkreis anzubieten. Auch hier sind regional günstigere Stromtarife eine Option.

Windräder – irgendwann höher als der Eifelturm?

Windräder werden immer größer: In den 1980er-Jahren reichten die meisten Windräder noch keine 50 Meter in den Himmel. Im Laufe der 90er-Jahre erreichten sie schon die 100-Meter-Marke und im Lauf des Jahres 2000 die 200er-Mark. Mit den Rotorblättern haben sie an ihrem höchsten Punkt bereits den Kölner Dom (157 m) übertroffen. Die höchste Anlage in Deutschland steht mit 285 Metern in Gaildorf nahe Stuttgart und misst fast 250 Meter. Ende des Jahres 2025 wird dort ein 285 Meter hohes Windrad stehen, das bereits in Planung ist.    Möglich ist, dass in ein paar Jahren die Windräder den Pariser Eiffelturm (330 m) übertreffen.  werden. Der Anreiz, immer höhere Windräder zu bauen, ist der finanzielle Ertrag, der in der Windräder-Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahren um das zwei- bis zweieinhalbfache gestiegen ist. Bislang gibt es für die Höhe eines Windrades keine Beschränkung. Sicher wird sie eines Tages allein durch die Wirtschaftlichkeit kommen. Herstellung und Inbetriebnahme werden bringen dann nicht mehr die Rendite. In Frage steht dann auch, wie die Bevölkerung zu so allzu hohen Windrädern stehen wird.

Allgemeine Informationen:
Wer ein Windrad plant, muss ein Jahr lang Zug- und Brutvögel zählen

Seit Februar 2023 greift ein neues Gesetz, das vor allem die Planung von Windkraftanlagen schneller machen soll. Der Bundeswirtschaftsminister kündigte schon den nächsten „Windausbau-Beschleuniger“ an. Gemeint ist die Umsetzung von EU-Regeln, die als Turbo für erneuerbare Energien wirken sollen. Das wäre in Deutschland dringend nötig, will man die ambitionierten Ziele für grünen Strom schaffen. Allein die Windkraft an Land soll sich von 58 Gigawatt im Jahr 2022 auf 115 Gigawatt bis 2030 verdoppeln. Das sind noch sieben Jahre. Während der Aufbau von Flüssiggas-Terminals an der Küste sehr schnell umgesetzt wurden, gibt es lange Verzögerungen beim Aufbau der Wind- und Solarenergie.
Wer ein großes Grundstück hat und ein Windrad bauen möchte, dem steht eine Auseinandersetzung mit einer langwierigen Bürokratie bevor. Der Bund hat die Länder verpflichtet, schrittweise bis 2032 mindestens zwei Prozent ihrer Fläche für Windkrafträder auszuweisen. Aber obwohl diese Areale eigens für den Zweck gedacht sind, beginnt bei jedem Windrad die Prüfung neu. Dann kann es losgehen mit der Kartierung. Dabei werden Biotope, Fledermäuse, Brut- und Zugvögel gezählt, und da die Vögel zu unterschiedlichen Jahreszeiten vorbeikommen, dauert das logischerweise mindestens ein ganzes Jahr. Dann kommen die Gutachten. Standsicherheit, Brandschutz, Eiswurf, Schall, Schattenwurf. Für die Bearbeitung brauchen die Behörden, wenn alles glatt läuft, etwa ein bis Jahr bis eineinhalb Jahre. Ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig, zieht sich das Verfahren nach Daten der Fachagentur Wind im Schnitt 24 Monate. Als Nächstes kommt die Ausschreibung. Windkraftanbieter bewerben sich um Mengen im Rahmen der Ausbauziele und müssen dabei einen von der Bundesnetzagentur vorgegebenen Preisdeckel einhalten. Es gewinnt der Bewerber mit dem niedrigsten Preis. Ist auch diese Hürde genommen, wird das Windrad bestellt. Lieferzeit ist nach Angaben der Ingenieure im Moment rund 18 Monate. Läuft also wirklich alles glatt ab, sind schon mehr als vier Jahre ins Land gegangen, bevor sich der erste Tieflader mit den Riesenflügeln zum Bauplatz des neuen Windrads in Gang setzt – auch das natürlich nicht ohne Genehmigung. Zum Vergleich: Als der Bundeskanzler Mitte Januar 2023 symbolisch den Gashahn am Flüssigerdgas-Terminal in Lubmin an der Ostsee aufdrehte, war seit dem ersten Antrag des Unternehmens Deutsche Regas gerade mal ein halbes Jahr vergangen.

Bund verkaufte 2023 erstmals Flächen an der Ost- und Nordsee

Es ist ein historischer Moment für den Ausbau der Windkraft in Deutschland: Mitte 2023 hat die Bundesnetzagentur erstmals vier Flächen für Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee versteigert und dabei einen Erlös in Höhe von 12,6 Milliarden Euro erzielt. 90 Prozent der eingenommenen Gelder sollen zur Senkung der Stromkosten dienen. Jeweils fünf Prozent fließen in den Meeresnaturschutz und die Förderung einer umweltschonenden Fischerei. Es ist das erste Mal, dass Konzerne für das Recht, Windparks bauen zu dürfen, bezahlen. Möglich wurde die Auktion, weil es für alle Flächen mehrere Angebote gab. Erfolgreiche Bieter waren am Ende die Mineralölkonzerne BP und Total Energies (dpa).

Im Jahr 2023 bundesweit 19 Prozent mehr Anlagen in Betrieb

Der Ausbau von Windrädern an Land kommt bundes- wie landesweit deutlich voran. In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag NRW im Ländervergleich beim Brutto-Zubau mit 333 Megawatt auf Platz drei hinter Schleswig-Holstein (869 MW) und Niedersachsen (424 MW). Das geht aus vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land hervor. Bundesweit gingen demnach in den ersten drei Quartalen 518 neue Anlagen mit einer Leistung von rund 2,4 Gigawatt in Betrieb – das waren fast 53 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In NRW gingen der Aufstellung zufolge 74 neue Anlagen in Betrieb – gut 19 Prozent mehr als im Vorjahres-Zeitraum (dpa).

Siehe auch: Windkraft-Anlagen II
Siehe auch: Windradeinsturz


Quellen: Nach Ludger Böhne „Windmüller feiern Zehnjähriges“ in WAZ vom 16. Juli 2012. – Nach Claudia Engel in der DZ vom 17. Dez. 2014. – DZ vom 20. Dez. 2019. – Claudia Engel in DZ vom 18. Sept. 2020. – DZ vom 17. Dez. 2022. – Süddeutsche Zeitung vom 12. Jan. 2023). – asc in DZ vom 8. Nov. 2023.

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