Waslala-Roman

Nicaraguanische Partnerstadt ist der Titel eines Romans von Gioconda Belli

Gioconda Belli 2016 im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse

W. St. – Gibt es eine Partnerstadt von Dorsten, de­ren Name der Titel eines Ro­mans ist? Immerhin hat Dor­sten mit Crawley, Dormans, Ernée, Hainichen, Hod Hasharon, Newtownabbey, Rybnik und Waslala acht Part­nerstädte. Gibt es eine Part­nerstadt, über die ein Roman geschrieben wurde? Und noch dazu von einer Schrift­stellerin mit international an­gesehenen Namen? Abgesehen davon, dass von allen Partnerstädten Hainichen mit dem Fabeldichter Christian Fürchtegott Gellert den wohl bekanntesten Literaten hervorbrachte, ist über Waslala ein Roman gleichen Namens geschrieben worden, und zwar von dieser bedeutendsten Autorin, Giogonda Belli, von der man sagt, sie komme in der Bedeutung gleich nach Ernesto Cardenal. Salman Rushdie sagte über die Schriftstellerin: „Bellis Werk ist eine Art öffentliche Poesie der Liebe, die in ihrer Ausdruckskraft der Leidenschaft ihres Landes näherkommt als alles, was ich bisher gehört habe.“

Ein Roman der heutigen Sehnsüchte – Gibt es Waslala überhaupt?

1. Auflage 1996 Hammer Verlag

Erschienen ist der Roman „Waslala“ 1996 erstmals im Wupper­taler Hammer-Verlag. Innerhalb eines halben Jahres wur­de bereits die zweite  deutsche Auf­lage gedruckt. Im Hammer-Verlag sind auch andere erfolgreichen Nicaragua-Ro­mane der Autorin Belli ver­öffentlicht worden: „Be­wohnte Frau“ und „Tochter des Vulkans“. Allein in Deutschland hat die  „Waslala“-Autorin ein Millionenpublikum. Mittlerweile sind die weiteren Auflagen im dtv-Verlag mit unterschiedlichem Cover erschienen. „Wasla­la“ ist ein spektakuläres The­ma, das die Autorin mit ihrem n Erzähltalent in einem fiktiven südamerikanischen Land dem Leser prall zu vermitteln weiß. Der Zukunftsroman „Waslala“, übersetzt von Lutz Kliche, spielt aus der Sicht der 1990er-Jahre im 21. Jahrhundert. In einer Welt, die sich verändert hat: der Nor­den hat die Grenzen zu den südlichen Ländern geschlos­sen. Im kleinen lateinameri­kanischen Land Fuagas stran­det eine Flut aus Müll und Waffen, Schmugglern, Aben­teurern und Phantasten. Die junge Melisandra begibt sich mit dem Reporter Ra­phael auf die Suche nach ih­ren Eltern, die einst fortgezogen waren, um den legendären Ort Was­lala zu suchen, den zum My­thos gewordenen Mittelpunkt des nachrevolutionären fried­lichen Lebens. Melisandra und Raphael versuchen herauszufinden, ob es Waslala wirklich gibt. Es wird eine so abenteuerliche und gefährliche wie lei­denschaftliche Reise ins Un­gewisse, in die verlorenen Hoffnungen eines Landes. Diese „Grals“-Reise führt die beiden hinauf, zum stürmi­schen Süssmeer, einem riesi­gen See, gesäumt von uralten heiligen Vulkanen, hin zu den magischen Orten des Landes. Der Blick der Autorin in die Zukunft und ihr Rück­blick auf unsere Gegenwart sind packend, im Detail iro­nisch und bei aller Phantasie erschreckend wahrschein­lich. Dieser Ro­man der Gioconda Belli ist ein Gleich­nis, er ist ein Roman der heuti­gen Träume, Wünsche und Sehnsüchte.

Sie schloss sich der Sandinistischen Befreiungsfront gegen Somoza an

8. dtv-Auflage 2014

Gioconda Belli, 1948 geboren in Managua, studierte Kommunikationswissenschaften in Spanien dun den USA. 1970 schloss sie sich der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront gegen die Diktatur der Somoza-Familie. Ihr schriftstellerisches, soziales und politisches Engagement stieß im nicaraguanischen Bürgertum auf harsche Kritik. Zeitgleich erschienen ih­re ersten Gedichte. 1975 verließ sie Nicaragua und ging zunächst nach Mexiko, später nach Costa Rica. Zusammen mit ihren drei Kindern kehrte Gioconda Belli 1978 nach Nicaragua zurück und arbeitete als Kulturredakteurin. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Los Angeles. – Also – wenn sich Dor­stener schon nicht selbst auf­machen können, ihre Partnerstadt Waslala zu bereisen, so kön­nen sie es im Roman „Was­lala“ tun. Die Geschichte wird die Leser und Leserinnen si­cherlich lange Zeit begleiten. Sagte doch ein Leser: „Aber nur für harte Nerven!“


Das Buch: Gioconda Belli „Waslala”, 444 Sei­ten, Peter Hammer Verlag Wupper­tal 1996, ISBN 3-87294-636-6, 46 DM. – Quelle: Wolf Stegemann „Fortgezogen, um den legendären Ort zu suchen…“ in „Ruhr Nachrichten“ vom 20. Juli 1996

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone