Viehzucht

Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe und anderes Getier

m Vergleich zu anderen Gemeinden im Kreis gibt es in Dorsten die meisten Rindviecher - muh!

Im Vergleich zu anderen Gemeinden im Kreis gibt es in Dorsten die meisten Rindviecher – muh!

Obwohl in Dorsten die Rindviehhaltung überwog, war sie hier aber nicht so bedeutend wie im nordwestlichen Teil des Münsterlandes. Noch im 19. Jahrhundert wurde der „westfälische Landschlag“ gehalten. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts veredelte man diese einheimische Rasse durch Kreuzung mit südholländischem Vieh. Reine Abmelkwirtschaften, wie sie im südlichen Kreis Recklinghausen zeitweilig unter dem Einfluss der Industrie entstanden waren, und ausgesprochene Aufzuchtbetriebe haben sich in der Dorstener Gegend nicht entwickelt. Vielmehr hat sich der Durchhaltebetrieb, der ebenso wie der Abmelkstall auf eine hohe Milcherzeugung ausgerichtet ist, als leistungsfähig erwiesen. 1971 gab es 92 Betriebe, die insgesamt 1.754 Rinder hielten, darunter in 72 Betrieben 662 Milchkühe. Die meisten Betriebe hielten 10 bis 19 Milchkühe. Die Anzahl der Pferde blieb im 19. Jahrhundert ziemlich konstant, stieg aber in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch den Bedarf im Bergbau erheblich an; dann nahm sie aber wieder ab, weil Bergbau und Verkehrswesen und schließlich auch die Landwirtschaft selbst mehr und mehr technisiert wurden.

Um Pferde zu züchten, waren im Dorstener Bereich die Böden zu mager. Nach 1900 hat sich besonders der Bestand an Schweinen vergrößert. Dies ist zum Teil auf die Viehhaltung der Bergleute zurückzuführen. Die Dorstener Bergleute hielten offensichtlich mehr Schweine als Ziegen. In den beiden Zechen-Gemeinden Hervest und Holsterhausen stieg allerdings die Anzahl der Ziegen von 118 im Jahr 1915 auf 374 im Jahr 1922. Jedoch gab es 1922 in diesen Gemeinden 898 Haushalte, die Schweine hielten, während nur 268 Haushalte Ziegen hatten. Die Ziege hieß im Volksmund „Bergmannskuh“. Ihr ist am Brunnenplatz in Hervest ein Denkmal gesetzt.

Seit etwa 1955 ging die Schweinehaltung der Haushalte deutlich zurück. Dieser Rückgang wurde aber durch die Zunahme der betrieblichen Schweinemast mehr als aufgewogen. In der Schweinezucht überwog – ähnlich wie in der Rinderhaltung – der Klein- und Mittelbetrieb. 1971 hielten 85 Betriebe insgesamt 1.970 Mastschweine; 76 Betriebe mästeten weniger als 50 Schweine, nur ein Betrieb hatte mehr als 199 Schweine. Die einst bedeutende Schafzucht musste um die Jahrhundertwende einer intensiven Bodennutzung weichen.

Zahl der Viecher nahm in Dorsten wieder zu

„Dorsten ist die Viehhauptstadt im Vest“ titelte die Dorstener Zeitung nach der Agrarstrukturerhebung im Jahre 2009. Im Vergleich zu den anderen Städten im Vest nahm Dorsten bei der Zahl der Pferde und Rinder, der Geflügelhalter und der Schweine den ersten Platz ein. Es gab 135 Rindviehbetriebe, davon 69 Milchbetriebe (mit 3,566 Milchkühen). Somit lag jeder zweite der rund 140 Milchbetriebe. Jeder Rinderbetrieb hatte im Schnitt 52 Kühe. In Westfalen-Lippe lag der Durchschnitt bei 37. Die zweitgrößte Gruppe bildet mit 97 die der Schweinehalter. Insgesamt standen 2008 auf Dorstener Stadtgebiet 59.644 Schweine, also 615 pro Betrieb (Schnitt in Westfalen-Lippe: 504 Schweine). Als nächste Gruppe folgten die Pferdehalter mit 33 Betrieben.

Milchwirtschaft lag 2015/16 ziemlich am Boden

Ab dem Jahr 2000 haben im Kreisgebiet Recklinghausen etwa 350 landwirtschaftliche Betriebe ihre Hoftore für immer geschlossen. Rund 23 Quadratkilometer landwirtschaftliche Nutzfläche gingen im Kreisgebiet dadurch verloren. 38 Prozent des gesamten Kreisgebiets sind Äcker, Weideland und Hofflächen. Heute existieren noch rund 700 Bauernhöfe. Fast die Hälfte davon wird im Nebenerwerb geführt, wenn das Einkommen durch den Bauernhof für die Familie nicht ausreicht. Etliche Höfe haben sich in den letzten Jahren spezialisiert – insbesondere auf Tierhaltung. Milchviehhalter haben mit 2015 und 2016 zwei magere Einkommensjahre hinter sich. Sie erzielten nur noch 22 Cent pro Liter, benötigten aber mindestens 30 Cent, um ihre Kosten zu decken. Neun von 113 Milchviehbetrieben gaben 2016 im Kreis auf.  Andere verfügten über genügend Reserven, um durchhalten zu können. Der Deutsche Bauernverband rechnet 2017 wieder mit auskömmlichen Einnahmen der Milchbauern. Denn die Molkereien wollen die 30 Cent pro Liter Milch tahlen. Statistisch hatte 2016 jeder Milchviehbetrieb im Kreis Recklinghausen 81 Milchkühe. 2010 waren es noch 49. In Lembeck/Rhade gab es einmal eine Milcherzeugergemeinschaft von 38 Landwirten. Ende 2016 waren es nur noch 30.


Quelle:
Oberer Teil entnommen Bernhard Kuhlmann „Geschichte der Stadt Dorsten. Ein Sachbuch über die Entwicklung der Stadt, ihrer Bevölkerung und Wirtschaft, 1975, S.105-109.

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