Stadtschänke

Traditionsreiches Lokal in der Essener Straße verschwand 2014

Stadtschänke in der Essener Straße (später Bücker, zuletzt Hummel's)

Hutmacher, dann Bücker und zuletzt Hummel’s

Im Juli des Jahres 2000 stellte der damals wohl bekannteste Dorstener Altstadt-Gastronom Rolf Bücker in der „Stadtschänke“ den Zapfhahn auf Aus, schloss sein Lokal in der Essener Straße zu und ging mit 58 Jahren in den Ruhestand. „Bei mir haben schon so viele Leute an der Theke gesessen, ganze Bücher könnte ich über die letzten Jahrzehnte schreiben“, sagte er kurz vor Torschluss der Dorstener WAZ. Seine Eltern Ernst und Else Bücker eröffneten im Dezember 1950 die „Stadtschänke“. Sohn Rolf lernte im Metallwerk Kleinken das Former-Handwerk. Allerdings nicht lange, denn es zog ihn mehr zu den Kochtöpfen. Er lernte drei Jahre lang den Beruf des Kochs, war etliche Jahre in der Fremde und baute die „Stadtschänke“ von der Schankwirtschaft zur Gaststätte um, nachdem sein Vater 1964 verstorben war. Es folgten weitere Umbauten, der letzte 1993, und die Einrichtung eines „Biergartens“ direkt vor dem Haus. Erst 1976 übernahm Rolf Bücker das Familienlokal, das sich zu einem gastlichen Mittelpunkt von vielen Sportvereinen und zu einer Clubgaststätte entwickelte. In Spitzenzeiten beschäftigte Rolf Bücker sieben Mitarbeiter. Seine Söhne Rolf jun. und Jörn Bücker wurden ebenfalls Köche. Nach Bücker übernahm das Ehepaar Irmtraud und Detlef Underberg die „Stadtschänke“.

„Katholischer Gesellenverein“ war traditionsreicher Vorläufer

Das Haus hat aber eine weiter zurückgehende Geschichte als die Familie Bücker. Bevor Josef Hutmacher in dem Haus in der Essener Straße ein Restaurant und ein Café einrichtete, hatte das Haus bereits ein Vorläufer-Lokal, in dem sich der „Katholische Gesellenverein“ 1861 gründete und darin einen Saal unterhielt, bevor es ein eigenes „Gesellenhaus“ bekam. 1911 feierte der Gesellenverein bei Hutmacher sein 50-jähriges Bestehen, bevor es zum Stadtcafé „Tante Dora“ Langenstroer wurde. Die traditionsreiche „Stadtschänke“ wurde von dem neuen Besitzer Baumann 2012 völlig umgebautent, damit der neue Pächter nach seinen Vorstellungen die neue Gastronomie („Hummel’s“) einrichtet konnte. Diese schloss allerdings etwa ein Jahr nach der Eröffnung, was als Begleiterscheinung wiederum ein Jahr nach der Schließung ein Treffen von Vermieter und Pächterin vor dem Essener Landgericht zur Folge hatte. Vorausgegangen waren gegenseitigen Schuldzuweisungen über die  Renovierungskosten, um die Bezahlung privater Bauprojekte und um zwei Oldtimer, die plötzlich nicht mehr da waren. Die POlizei wurde eingeschaltet und es kam zum Rechtsstreit. Der Vermieter forderte 200.000 Euro. Nach Abrechnung von Gegenforderungen einigten sich die Parteien vor Gericht auf einen Vergleich. Die Pächterin zahlte 32.000 Euro Miete nach. Stand von Anfang 2015: Die Räume stehen leer. Offensichtlich wird dort keine neue Kneipe mehr eingerichtet, so dass wieder ein Stück Dorstener Geschichte verschwindet.

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